Wie man es macht

Aus Dem Leben Eines Taugenichts Kapitel 1

Während eines großen Balls sieht er die junge Frau an der Seite eines gut aussehenden Offiziers. Der Taugenichts erkennt die Vergeblichkeit seines Sehnens. In ihm erwacht die alte Reiselust; er macht sich auf in Richtung Italien. Von den kleinen Sängerinnen erkannte ich nun auch einige wieder, es waren Mädchen aus dem Dorfe. Ich kneipte sie in die Wangen und wäre gern aus dem Kreise entwischt, aber die kleinen schnippischen Dinger ließen mich nicht heraus.

Auf die wechselvollen Geschichtsphasen reagierte Eichendorff vor allem in katholischen Angelegenheiten direkt. So be­schließt er, in sein Zollhäuschen und ins Schloss zurückzukehren. Dort wird der Taugenichts überraschend feierlich aufgenommen, die Liebeskonfusion löst sich zugunsten der Liebenden und fügt sich zu einem glücklichen Ende. Der Taugenichts ist der Prototyp des romantischen Menschen, dessen Lebenslauf von immer neuen Aufbrüchen bestimmt ist. Seine Lebensziele und Gemütsstimmungen unterscheiden sich grundlegend von denen der Philister. Die Hauptfigur ist der Sohn eines Müllers, den sein Vater aufgrund seiner Faulheit und Ziellosigkeit Taugenichts nennt.

Je länger ich hinsah, je mehr kam es mir vor, als wäre es der Garten am Schlosse, und die Blumen und Zweige wiegten sich leise im Winde, und unten in der Tiefe sähe ich mein Zollhäuschen und die Landstraße weit durchs Grüne, und die Donau und die fernen blauen Berge. Als ich so voll Sorgen auf dem Bette saß, hörte ich auf einmal seit langer Zeit wieder die Nachtmusik unter meinen Fenstern. Bei dem ersten Klange der Guitarre war es mir nicht anders, als wenn mir ein Morgenstrahl plötzlich durch die Seele führe.

Aus Dem Leben Eines Taugenichts – Kapitel 1 Lyrics

Am nächsten Morgen sind die Maler verschwunden, sie haben dem Taugenichts allerdings eine stattliche Summe Geld hinterlassen. Da der Kutscher zur Weiterfahrt drängt, macht sich der Taugenichts nun alleine auf die Reise nach Italien. An einem Tag im Frühling wirft der Müller seinen Sohn heraus, den er „Taugenichts“ nennt.

Gegenübergestellt werden dem Taugenichts pflichtbewusste und in der Realität verankerte Charaktere wie der Portier. Damit wird der Konflikt einer ganzen Epoche thematisiert und »Aus dem Leben eines Taugenichts« steht wie kaum ein anderes Werk für die romantische Literatur. Überraschend erscheint dort die Kammerjungfer der Damen aus Wien. Als er nach Überwindung verschiedener Hindernisse vor der Gräfin steht, handelt es sich um eine ihm unbekannte Frau. Der Taugenichts beschließt daraufhin, das trügerische Italien zu verlassen.

Die Verfolger des Paars sollten ihn für die verkleidete Flora halten. So gelangte der Taugenichts auf das Schloss in den Bergen. Hier hielt man ihn für Flora und wollte deshalb seine Abreise verhindern. Der Brief, den Aurelie an das Schloss geschickt hatte, war also an Flora adressiert und nicht an den Taugenichts. Auf seinem Weg wird er plötzlich von zwei schönen, jungen Damen angesprochen, welche mit der Kutsche stehen bleiben, weil diera seinen Gesang sehr schön finden. Sie bitten ihn auf die Kutsche aufzusteigen und fahren dann mit ihm nach Wien.

aus dem leben eines taugenichts kapitel 1

Die Lieder im Text sind typisch für die Epoche der Romantik. Sie heben Protagonisten als Künstler hervor und geben dem Text einen heiteren und unbeschwerten Ton. Du kannst das Werk deshalb auch als Märchen in der Form einer Novelle beschreiben.

Der Maler, der es bemerkte, lachte endlich laut auf und winckte mir mit der Hand, daß ich wieder aufstehen sollte. Mein Gesicht auf dem Hirten war auch schon fertig, und sah so klar aus, das ich mir ordentlich selber gefiel. – Aber es half alles nichts, es rührte und regte sich Niemand im ganzen Hause. Da steckte ich endlich meine Geige traurig ein, und legte mich auf die Schwelle vor der Hausthür hin, denn ich war sehr müde von dem langen Marsch.

Kapitel 7

Unerwartet trifft der Taugenichts im Garten des Schlosses auf die beiden Maler Leonhard und Guido. Wie sich herausstellt, ist Leonhard der Graf des Schlosses und Guido ist kein Mann, sondern eigentlich Flora, Leonhards Geliebte. Die Beziehung der beiden war allerdings verboten, daher war Leonhard mit Flora auf der Flucht nach Italien. Der Taugenichts sollte die Verfolger auf eine falsche Fährte locken, der Plan ging auf und der Taugenichts wurde in das Schloss in Rom gebracht.

Es schien mir zu meiner großen Verwunderung, als wenn sie beide zuweilen nach mir hinblickten und von mir sprächen. – Zuletzt lachte der alte Herr, das schlanke Bürschchen schnallzte mit der Reitgerte, und sprengte, mit den Lerchen über ihm um die Wette, durch die Morgenluft in die blitzende Landschaft hinein. Ich mochte eine ziemliche Weile so im Kreise herum gesprungen seyn, und merkte gar nicht, daß die andern unterdeß anfingen müde zu werden und sich nach und nach von dem Rasenplätze verloren. Da zupfte mich Jemand von hinten tüchtig an den Rockschößen.

Kapitel: 2

Paarmal hätte ich bald Verdruß bekommen mit meinem Herrn. Das einemal, wie ich bei schöner, sternklarer Nacht droben auf dem Bock die Geige zu spielen anfing, und sodann späterhin wegen des Schlafes. Ich wollte mir doch Italien recht genau besehen, und riß die Augen alle Viertelstunden weit auf. Da mocht’ es Tag oder Nacht, Regen oder Sonnenschein, Tyrol oder Italien seyn, ich hing bald rechts, bald backlinks, bald rücklings über den Bock herunter, ja manchmal tunkte ich mit solcher Vehementz mit dem Kopfe nach dem Boden zu, daß mir der Hut weit vom Kopfe flog, und der Herr Guido im Wagen laut aufschrie. Endlich setzten sie sich auf ihre Pferde, und ich marschirte frisch wieder neben her.

Aber wie erstaunte ich, als ich da auf einmal auf dem Platze mit dem Springbrunnen heraus kam, den ich heute am Tage gar nicht hatte finden können. Da stand das einsame Gartenhaus wieder, im prächtigsten Mondschein, und auch die schöne Fraue sang im Garten wieder dasselbe italienische Lied, wie gestern Abend. – Ich rannte voller Entzücken erst an die kleine Thür, dann an die Hausthür, und endlich mit aller Gewalt an das große Gartenthor, aber es war alles verschlossen. Nun leal mir erst ein, daß es noch nicht Elf geschlagen hatte.

Die Nacht war warm, die Blumenbeete vor dem Hause dufteten lieblich, eine Wasserkunst weiter unten im Garten plätscherte immerfort dazwischen. Mir träumte von himmelblauen Blumen, von schönen, dunkelgrünen, einsamen Gründen, wo Quellen rauschten und Bächlein gingen, und bunte Vögel wunderbar sangen, bis ich endlich fest einschlief. – Die Nacht war schon wieder lange hereingebrochen, und der Mond schien prächtig, als ich endlich auf einem Hügel aus dem Walde heraustrat, und auf einmal die Stadt in der Ferne vor mir sah. – Das Meer leuchtete von weiten, der Himmel blitzte und funkelte unübersehbar mit unzähligen Sternen, darunter lag die heilige Stadt, von der man nur einen langen Nebelstreif erkennen konnte, wie ein eingeschlafner Löwe auf der stillen Erde, und Berge standen daneben, wie dunkle Riesen, die ihn bewachten. Hielt mir schnell die Finger auf den Mund, faßte mich bei der Hand und führte mich dann aus dem Gesträuch ins Freie hinaus.

Die beiden Reiter aber streckten sich, und sahen sich nach allen Seiten um, und schienen nun erst gewahr zu werden, daß wir doch wohl nicht auf dem rechten Wege seyn mochten. Ich sah mich daher nach allen Seiten ganz wild um, und pfiff dann ein Paarmal auf den Fingern, wie die Spitzbuben thun, wenn sie sich einander Signale geben wollen. Da einzelne Wolken langsam durch den Mondschein zogen und manchmal ein Stern weit in der Ferne herunterfiel. So, dachte ich, scheint der Mond auch über meines Vaters Mühle und auf das weiße gräfliche Schloß. Dort ist nun auch schon alles lange still, die gnädige Frau schläft, und die Wasserkünste und Bäume im Garten rauschen noch immer fort wie damals, und allen ist’s gleich, ob ich noch da bin, oder in der Fremde, oder gestorben. – Da kam mir die Welt auf einmal so entsetzlich weit und groß vor, und ich so ganz allein darin, daß ich aus Herzensgrunde hätte weinen mögen.

– Der Schlafrock stand mir schön zu Gesichte, und überhaupt das alles behagte mir sehr gut. So saß ich denn da und dachte mir mancherlei hin und her, wie aller Anfang schwer ist, wie das vornehmere Leben doch eigentlich recht kommode sei, und faßte heimlich den Entschluß, nunmehr alles Reisen zu lassen, auch Geld zu sparen wie die andern, und es mit der Zeit gewiß zu etwas Großem in der Welt zu bringen. Inzwischen vergaß ich über meinen Entschlüssen, Sorgen und Geschäften die allerschönste Frau keineswegs. „Da schickt Euch die vielschöne gnädige Frau was, das sollt Ihr auf ihre Gesundheit trinken. “ Damit setzte sie mir fix eine Flasche Wein auf’s Fenster und war sogleich wieder zwischen den Blumen und Hecken verschwunden, wie eine Eidechse.