Dieser antwortet, dass es Werke von Leonardo da Vinci und Guido Reni seien. Stolz behauptet der Taugenichts, dass er die beiden kenne und mit ihnen Tag und Nacht gemeinsam gereist sei. Der Jüngling erfährt von dem Maler auch, dass dieser die junge Frau gemalt habe, die eigens nach Rom gekommen sei, um den Taugenichts, Leonhard und Guido aufzusuchen.
Er that als sähe er mich nicht, setzte sich bald darauf auf eine steinerne Bank hin, zog ein Buch aus der Tasche, las sehr laut, als wenn er predigte, sah dabei zuweilen zum Himmel, und stützte dann den Kopf ganz melankolisch auf die rechte Hand. Ich sah ihm lange zu, endlich wurde ich doch neugierig, warum er denn eigentlich so absonderliche Grimassen machte, und ging schnell auf ihn zu. Er hatte eben einen tiefen Seufzer ausgestoßen und sprang erschrocken auf, als ich ankam. Er war voller Verlegenheit, ich auch, wir wußten beide nicht, was wir sprechen sollten, und machten immerfort Komplimente voreinander, bis er endlich mit langen Schritten in das Gebüsch Reißaus nahm. Unterdeß war die Sonne über dem Walde aufgegangen, ich sprang auf die Bank hinauf und strich vor Lust meine Geige, daß es weit in die stillen Thäler herunter schallte.
– Die Nacht war schon wieder lange hereingebrochen, und der Mond schien prächtig, als ich endlich auf einem Hügel aus dem Walde heraustrat, und auf einmal die Stadt in der Ferne vor mir sah. Von dort konnte ich hören, wie auf dem Schloße eine Stimme nach der andern wach wurde. Einige Windlichter zeigten sich oben und warfen ihre wilden rothen Scheine über das alte Gemäuer des Schlosses und weit vom Berge in die schwarze Nacht hinein.
«aus Dem Leben Eines Taugenichts» – Interpretationsansätze
Der Taugenichts kann den Vorgarten im hektischen Rom nicht wiederfinden und meint schließlich, ihn sich nur eingebildet zu haben. Dort sieht er die Zofe von Aurelie, die ihm eine Nachricht mit einer Einladung zu einem Rendezvous mit ihrer Herrin zusteckt. Der Taugenichts glaubt, dass es sich bei der Herrin um seine geliebte Aurelie handelt. Schließlich fährt die Kutsche in einen alten Schlosshof ein. Für den Taugenichts stehen ein üppiges Mahl und ein gemachtes Bett im Schloss bereit. Mit einer Postkutsche reisen die Drei nach Italien, wobei die Maler ihre Fenster verhüllen und die Kutsche kaum verlassen.
In Schlafrock und Schlafmütze, rauchte Taback aus dem längsten Rohre, das ich nach dem seligen Einnehmer gefunden hatte, und sah zu, wie die Leute auf der Landstraße hin- und hergingen, fuhren und ritten. Ich wünschte nur immer, daß auch einmal ein paar Leute aus meinem Dorfe, die immer sagten, aus mir würde mein Lebtage nichts, hier vorüber kommen und mich so sehen möchten. – Der Schlafrock stand mir schön zu Gesichte, und überhaupt das alles behagte mir sehr gut. Inzwischen vergaß ich über meinen Entschlüssen, Sorgen und Geschäften die allerschönste Frau keineswegs. „Da schickt Euch die vielschöne gnädige Frau was, das sollt Ihr auf ihre Gesundheit trinken.
Floras Mutter hatte sich gegen die Beziehung der beiden gestellt. Deswegen ist das Liebespaar als Maler verkleidet nach Italien geflohen. Die Verfolger des Paars sollten ihn für die verkleidete Flora halten. So gelangte der Taugenichts auf das Schloss in den Bergen. Hier hielt man ihn für Flora und wollte deshalb seine Abreise verhindern. Der Brief, den Aurelie an das Schloss geschickt hatte, war also an Flora adressiert und nicht an den Taugenichts.
Dort saßen in einer großen, grünverwachsenen Laube zwei schöne Frauen an einem Tisch einander gegenüber. Zwischen beiden hinter dem Tische stand ein freundlicher Mann, der mit einem kleinen Stäbchen zuweilen den Takt schlug. Dabei funkelte die Abendsonne durch das Weinlaub, bald über die Weinflaschen und Früchte, womit der Tisch in der Laube besetzt war, bald über die vollen, runden, blendendweißen Achseln der Frau mit der Guitarre. Die andere war wie verzückt und sang auf italienisch ganz außerordentlich künstlich, daß ihr die Flechsen am Halse aufschwollen.
Da bemerkte ich, daß eine schlanke weiße Gestalt von fern hinter einer Pappel stand und mir erst verwundert zusah, als ich über das Gitterwerk kletterte, dann aber auf einmal so schnell durch den dunklen Garten nach dem Hause zuflog, daß man sie im Mondschein kaum füßeln sehen konnte. “ rief ich aus, und das Herz schlug mir vor Freude, denn ich erkannte sie gleich an den kleinen, geschwinden Füßchen wieder. Es war nur schlimm, daß ich mir beim Herunterspringen vom Gartenthore den rechten Fuß etwas vertreten hatte, ich mußte daher erst ein paarmal mit dem Beine schlenkern, eh’ ich zu dem Hause nachspringen konnte.
Aus Dem Leben Eines Taugenichts 7 Kapitel 04
In dieser Epoche standen Individualität, Gefühle, Fantasie und Naturverbundenheit im Fokus. Der Taugenichts sollte eine Figur sein, mit der sich die Menschen identifizieren konnten. Obwohl er am Ende der Geschichte seine große Liebe heiratet, hat er sich nicht verändert. Er ist nach wie vor verträumt und folgt seinem Drang nach Freiheit. Damit steht Eichendorffs Novelle auch im Gegensatz zum klassischen Bildungsroman.
Am Wiener Hof sei eine Hochzeit geplant und der Bräutigam werde aus Rom erwartet. Der Taugenichts glaubt, dass er dieser erwartete Bräutigam aus Rom sei und Auriel auf ihn warte. An einem Tag im Frühling wirft der Müller seinen Sohn heraus, den er „Taugenichts“ nennt. Der Taugenichts solle endlich seinen eigenen Lebensunterhalt verdienen. Fröhlich und unbeschwert zieht der Taugenichts mit seiner Geige los. Bald trifft er unterwegs zwei Frauen in einer Kutsche, die auf dem Weg nach Wien sind und den Taugenichts fragen, ob er mit ihnen möchte.
Die Belegschaft des Schlosses versucht, ihn an der Abreise zu hindern. Außen aber waren die Jalousien an allen Fenstern heruntergelassen, als wäre das ganze Haus schon seit vielen Jahren unbewohnt. – Da überfiel mich ein ordentliches Grausen vor dem einsamen Hause und Garten und vor der gestrigen weißen Gestalt.
Ich lief, ohne mich weiter umzusehen, durch die stillen Lauben und Gänge, und kletterte geschwind wieder an dem Gartenthor hinauf. Aber da blieb ich wie verzaubert sitzen, als ich auf einmal von dem hohen Gitterwerk in die prächtige Stadt hinunter sah. Da blitzte und funkelte die Morgensonne weit über die Dächer und in die langen stillen Straßen hinein, daß ich laut aufjauchzen mußte, und voller Freude auf die Straße hinunter sprang. Nachdem ich so ein Weilchen in der Morgendämmerung durch die Wildniß umherspaziert war, erblickte ich auf der Terrasse unter mir einen langen schmalen blassen Jüngling in einem langen braunen Kaputrock, der mit verschränkten Armen und großen Schritten auf und ab ging.
Hier trifft er auf weitere Künstler, deren Leben von Fantasie und Freiheit bestimmt wird. Die Verträumtheit des Taugenichts wird von seinem Vater als Faulheit dargestellt. Diera unbekümmerte Art führt den Protagonisten jedoch zu seinem Glück.
Außerdem bringt der Maler den Taugenichts zu einem Fest. Dort trifft der Protagonist die Kammerzofe der beiden Damen aus Wien. Die Zofe überreicht ihm einen Zettel und lässt ihn wissen, dass die Gräfin ihn treffen möchte. Beim späteren Treffen mit der Gräfin stellt er jedoch fest, dass es sich nicht um Aurelie handelt.
Mir aber leuchtete der schöne Abend recht durchs Herz, und als sie sich nun alle verlaufen hatten, bedachte ich mich nicht lange und rannte sogleich nach dem herrschaftlichen Garten hin. Da stand ich nun unter Gottes freiem Himmel wieder auf dem stillen Platze mutterseelen allein, wie ich gestern angekommen war. Die Wasserkunst, die mir vorhin im Mondschein so lustig flimmerte, als wenn Englein darin auf und nieder stiegen, rauschte noch fort wie damals, mir aber war unterdeß alle Lust und Freude in den Brunn gefallen. – Ich nahm mir nun fest vor, dem falschen Italien mit seinen verrückten Malern, Pommeranzen und Kammerjungfern auf ewig den Rücken zu kehren und wanderte noch zur selbigen Stunde zum Thore hinaus.