Durch die neuen Erkenntnisse könnte ein ganz neues Weltbild entstehen, welches den Glauben und die Kirche untergraben könnte. Werke der Exilliteratur besitzen im Gegensatz zu Werken anderer Literaturepochen keine einheitlichen sprachlichen oder formalen Merkmale. Dadurch sollte sichergestellt werden, dass die Inhalte ihrer Werke präzise vermittelt werden. Die dritte Fassung des Dramas «Leben des Galilei» entstand im Jahr 1956 und wurde ein Jahr danach in Ost-Berlin uraufgeführt. Darin ist die Figur des Galilei ein moralisch hoffnungsloser, dennoch aber eifrig forschender Wissenschaftler.
Es wird deutlich, dass die Kirchenvertreter ihre alleinige Macht bedroht sehen und Galilei erkennt die Ausweglosigkeit seiner Hoffnung auf ein neues Weltenbild. Die achte Szene berichtet von einem Disput zwischen dem Gelehrten und einem kleinen Mönch, der zahlreiche Argumente für das Festhalten am alten Weltbild liefert. Zu Beginn des Dramas ist Galilei im Jahre 1609 als Lehrer an der Universität Padua tätig, wo er aus der finanziellen Not heraus die wenig interessierten Kinder vermögender Familien unterrichtet. Gerade erklärt er dem Sohn seiner Haushälterin das neue heliozentrische Weltbild, nach dem die Sonne im Mittelpunkt des Sonnensystems steht, als sich ein Neuzugang bei den Schülern ankündigt. Der aus Holland kommende Ludovico Marsili berichtet von einer neuen Erfindung, dem sogenannten Fernrohr.
Als Argument führt der Inquisitor die Benutzung der Volkssprache Galileis in seinen Aufzeichnungen an, wodurch er eine Gefahr für die Obrigkeit sieht. Als Marxist ist er bestrebt, alle gesellschaftlichen Klassen aufzulösen und die Volkssprache steht in diesem Zusammenhang dafür, dass sozusagen jede Gesellschaftsschicht seine Forschungen bzw. Brecht verwendet, um diese verschiedenen Interessengemeinschaften darzustellen, immer nur einzelne Vertreter, die mit Galilei konfrontiert werden. Herr Gaffone, der Direktor, zeigt die Macht, die die Kirche über das Volk besitzt und die Ehrfurcht, die das Volk vor der Kirche hat.
Das Schiff ist voll beladen mit Fernrohren, und Galileis Schwindel fliegt folglich auf. Darüber hinaus denkt Galilei darüber nach, nach Florenz zu ziehen und die dort ansässigen Mönche von seinen vor kurzem erlangten Ansichten und neuen Entdeckungen zu überzeugen. Diesbezüglich zeigt sich Sagredo nicht sonderlich begeistert und rät ersichtlich davon ab. Das Kapitel setzt sich aus einem Gespräch zwischen dem ehemaligen Kardinal Baberini, jetzigem Papst Urban VIII und dem Inquisitor zusammen.
Kapitel 4
Die 15 Bilder sind lose aneinander gereiht und lassen den Aufbau des Stückes willkürlich erscheinen. Doch die Struktur des Textes steht im genauen Gegenteil dieser willkürlichen Aneinanderreihung. Er bildet eine dichte Struktur, man bezeichnet diese Art des Aufbaus als Parallele und Kontrast. Das Ergebnis dieser Textstruktur ist ein intensiv wirkender Zusammenhang der einzelnen Szenen. Galileo Galilei stellt dem Kurator seine Erfindung, das Fernrohr, vor. Er hat es erheblich verbessert und so einige neue Eigenschaften zur eigentlichen gestohlenen Idee aus Holland hinzugefügt.
Die meisten Autoren und Autorinnen verfolgten das gemeinsame Ziel, über den Nationalsozialismus aufzuklären und vor diesem zu warnen. Der Nationalsozialismus in Deutschland stellte eine politische Bewegung dar, deren Ideologie nationalistische und rassistische Ansichten beinhaltete. Mit dem Begriff des Nationalsozialismus wird häufig auch der Name Adolf Hitler assoziiert.
Bei einem Besuch von Virginia und ihrem Verlobten Ludovico, die ihre Hochzeit vorbereiten, kommt Galilei zu Ohren, dass der Papst im Sterben liegt und dass Kardinal Barberini Nachfolger wird. Da diesem die Wissenschaft besonders wichtig ist, bekennt sich Galileo dieser Nachricht höchst erfreut. Sofort beginnt er wieder mit umfangreichen Forschungen und Theorien an Sonnenflecken.
About Bertolt Brecht
Er führt seine Rede direkt mit einem Vorwurf fort, indem er berichtet, die Wissenschaft stagniere seit der Unterwerfung Galileis („dass in Italien kein Werk mit neuen Behauptungen mehr veröffentlicht wurde, seit Sie sich unterwarfen.“, S. 119). Andrea, da sein erster Vorwurf in seinen Augen nicht den Anklang fand, den er sich vermutlich erhoffte, setzt zu einem neuen Versuch der Provokation an. Auf Nachfragen über einen bestimmten Gelehrten reagiert Andrea erneut unterschwellig angreifend („Auf die Nachricht von Ihrem Widerruf stopfte er seinen Traktat über die Natur des Lichts in die Lade.“, S. 119). Trotz der Vielzahl an Provokationen von Seiten Andreas bleibt Galilei gelassen und selbstbeherrscht. Er geht den Anschuldigungen Andreas geflissentlich aus dem Weg, betont sogar seine Erkenntnis über frühere Irrtümer und seine heutige Treue zur kirchlichen Lehre, so zum Beispiel mit der Frage „die ich auf die Bahn des Irrtums geleitet habe. Auf diese Frage hin, erklärt Andrea seine Abreise nach Holland.
Die Kirche hielt damals nämlich am geozentrischen Weltbild fest und hatte Angst, ihre Macht zu verlieren, wenn die Menschen nicht mehr an die Erde als Mittelpunkt des Universums glaubten. Dies ist der Wendepunkt im Gespräch zwischen Andrea und Galilei. Nachdem Andrea drängt zu gehen, antwortet Galilei in einem vertraulicheren Ton. Er erklärt ihm, dass er vorsichtiger geworden sei und nicht aufgestört werden sollte, da er rückfällig geworden sei.
Neben den religiösen und politischen Aspekten weist der Inquisitor auch auf die persönliche Bedrohung für den Papst hin. Der Inquisitor behauptet, Galilei „verhetzt“ und „besticht“ (S. 107) die Menschen und gefährde somit die Kirche als geistliche Instanz. Er berichtet von Galileis Buch, in dem die Kirche als dumm dargestellt werde und erreicht in dessen Folge die Empörung des Papstes, der sein Vertrauen in diesen Mann ungerechtfertigt sieht.
Zunächst erntet er nur spöttisches Gelächter und ungläubige Blicke, doch der höchste Astronom bestätigt dann die Theorie Galileis. Es scheint als habe Galilei gesiegt und nennt diesen Triumph demnach den Sieg der Vernunft. Andrea und Cosmo befinden sich im Gelehrtenzimmer des Gelehrten Galilei und streiten sich um die Modelle der Weltbilder. Während des Disputs geht versehentlich das Modell des ptolemäischen Weltbildes kaputt.