Außerdem kommt einem in den Sinn, dass Gottfried August Bürger für die Konzeption seines Münchhausen nicht bloß bei Raspe oder Reuter, sondern auch bei Grimmelshausen abgeguckt zu haben scheint. Symbolisch steht dieses Kapitel für all die reichen Säcke, die auf Gedeih und Verderb an scheinbar erlesenes Elitewissen gelangen wollen, aber gerechterweise gefoppt werden. So erinnerte dies mich unwillkürlich an eine Begegnung Casanovas mit einer reichen adligen Dame, die an allerlei esoterischen Quatsch wie Kartenlegen, Handauflegen, etc. glaubte.
Koch- und Essgeschirr, wie Löffel, Gabeln, Pfannen, Teller und dergleichen brauchen die Beiden nicht, sie essen mit den Händen. Das alltägliche ora et labora wird mit Gartenarbeit, Körbe- und Reuseflechten, Fischen und Brennholzsammeln zugebracht. Diera harte Schule macht aus Simplicius vielleicht keinen gescheiten, wohl aber einen zähen, rechtschaffenen und lebenstüchtigen Mann. Als sich im Herbst bei seinem Bauernhof Truppen einquartieren, wird er von dieran gefangen genommen.
Der Creador des als erstes Abenteuerbuch im deutschen Sprachraum geltenden Simplicissimus, dessen Hamdlung in der Zeit des 30-jährigen Krieges spielt, hatte selbst eine abenteuerliche Vergangenheit hinter sich. Der aus verarmten Adel stammende, in Hessen aufgewachsene Grimmelshausen hatte als Trossjunge, Soldat und Regimentschreiber die letzten zwölf Jahre des Krieges miterlebt. Nach dem Friedensschluss war er unter anderem Gastwirt, Burgvogt und bischöflicher Schultheiß. Hier liest man einen schönen alten deutschen Überlebens- und Selbstversorgerratgeber. Einsiedel und Simplicius ernähren sich hauptsächlich von dem, was der Wald so hergibt, also Buchen, Eicheln, Rüben, Kraut, Äpfel, Birnen, Vögel, Schnecken, Frösche, Fische und auch das ein oder andere Wildschwein. Salz gibt es von der benachbarten Pfarrei, die auch zum Gottesdienst aufgesucht wird.
Der noch junge, auf der Sackpfeifen spielende Musikus erscheint uns als das reinste, unwissendste Wesen, das noch nicht mal ansatzweise von Musen der Künste, der theologia oder der sapientia geküsst wurde. Unser lieber Vatter, der du bist Himmel, heiliget werde nam, zu kommes dein Reich, dein Will schee Himmel ad Erden, gib uns Schuld, als wir unsern Schuldigern geba, führ uns nicht in kein bös Versucha, sondern erlöß uns von dem Reich, und die Krafft, und die Herrlichkeit, in Ewigkeit, Ama. Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen war ein deutscher Schriftsteller. Er wurde geboren um 1622 in Gelnhausen und verstarb am 17. Der original-Artikel stammt aus Wikipedia und ist hier abrufbar. Hier finden Sie Informationen zu den Autoren des Artikels.
Also beschließt er, das Geld für eine Pilgerfahrt nach Jerusalem aufzuwenden. Einen etwa trifft er auf der Straße und dieser wundert sich geradezu, dass der ärmlich Gekleidete nicht bettelt und spricht ihn daraufhin an. Es entwickelt sich ein Zwiegespräch, in dem Simplicius seine Ehre in der Armut verteidigt und dem nur nach Geld und materiellen Dingen strebende Herr dieses Verhalten höchst sonderbar vorkommt, doch höchst beeindruckt von so einem originellen Geist ist, den man wirklich nicht alle Tage zu sehen bekommt. Scheinbar hat es der närrische Kosmopolit Simplicius mit Brunnen, Seen und Flüssen, denn unentwegt kommt er darauf zu sprechen, so auch hier. Lustig wäre es, wenn er damals eine Art (Lügen-)Baedeker herausgegeben hätte.
Tolldreiste Abenteuer
Er wird von Piraten gefangen genommen und als Galeerensklave verkauft. Bei einem Spähmanöver im Rhein kentert das Schiff, auf dem er sich befindet. Simplicius wird im letzten Moment vor dem Ertrinken gerettet und flieht nach Rheinhausen. Dort wird er abermals als Soldat eingezogen, dann von gegnerischen Truppen gefangen genommen und schließlich von einem Räuber überfallen, von dem sich dann herausstellt, dass es sein ehemaliger Feind Olivier ist, welcher auch der „Jäger von Werl“ war.
Er kommt ins Haus des Hofmeisters, der als Erster durchschaut, dass Simplicissimus gar nicht so dumm ist, wie er erscheint. Der Sohn des Hofmeisters, Ulrich Herzbruder, wird zu einem treuen Freund des Helden. Dieser große Schelmenroman des Barock verbindet auf einzigartige Weise volkstümliche und gelehrte Traditionen und ist dank seiner realistischen Sprache und erstaunlichen Lebensfülle noch heute – wie schon das barocke Titelblatt versprach – «überauß lustig und männiglich nutzlich zu lesen». Obwohl seine Hütte von einigen wild gewordenen Matrosen zerstört wurde, sieht Simplex über dieses Unglück hinweg und freut sich über seine europäischen Landsleute.
Hexenwahn Und Teufelsglaube Im Simpli
Diese plündern und brandschatzen die nahegelegene Pfarrei und knüpfen den Pfarrer auf. Just als sie diesem eine über den Schädel huben und weiter mit ihm fortzufahren gedachten, da stürmt aus den Büschen ein Pulk furchteinflößend schreiender Spessarter und Vogelsberger Bauern hervor und verjagen die Reiter. Vom nun mittellosen Pfarrer kann der junge Mann dennoch keine Hilfe erwarten, da jener nun „besorglich das Brot am Bettelstab suchen müßte“. Simplicius flieht wieder in die Wildnis, doch fragt sich wohlbegründet, woher er zukünftig das Salz bekommen solle. Dem Zweifel an den Umständen folgt auch schnell der Zweifel an Gott und seinem gerechten Walten auf dem Fuße. «den Knecht legten sie gebunden auf die Erd, stecketen ihm ein Sperrholz ins Maul, und schütteten ihm einen Melkkübel voll garstig Mistlachenwasser in Leib, das nenneten sie ein Schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine Partei anderwärts zu führen, allda sie Menschen und Vieh hinwegnahmen, und in unsern Hof brachten, unter welchen mein Knan, mein Meuder und unser Ursele auch waren.
Folgendes Argument Adelholds findet man aber auch in ähnlicher Form etwa in Machiavellis Schrift Il Principe besprochen (siehe Der Fürst, Neuntes Kapitel. Vom bürgerlichen Fürstenthum). Opportunistischsten und die falschen Verheißungen des \’Amerikanischen Traums\’ werden decouvriert. Die Desillusionierung geht nun also vom Individuellen zum Kollektiven über.
Zwar zeigt sie sich äußerlich konstruktiv, töpfert aus der hiesigen Tonerde Geschirr (kapier ich nicht, die hätten doch weit besseres chinesisches Porzellangeschirr in der Kiste) und spinnt sich schon mal verklärend ihre zukünftige Ahnenreihe zurecht, als dann der unbescholtene Simplex aber hinzutritt, macht sie flugs die Biege und lässt noch einen Deftigen, Übelriechenden stehen und die Herren der Schöpfung alleine. Wir fingen gleich etwas von Geflügel, dessen die Menge bei uns ohne Scheu herumging, rupftens, wuschens und stecktens an ein hölzernen Spieß; da fing ich an Braten zu wenden, mein Kamerad aber schaffte mir indessen Holz herbei und verfertigte eine Hütte, uns, wenn es vielleicht wieder regnen würde, vor demselben zu beschirmen, weil der indianische Regen gegen Afrika sehr ungesund zu sein pflegt; und was uns an Salz abging, ersetzten wir mit Zitronensaft, unser Speisen geschmacksam zu machen. Begleitet wird er dabei von einem Läuferboten, der Simplicius in den Herbergen das Essen ausgibt.
Im Regiment des Grafen Götz nahm er teil an der Belagerung und Unterwerfung Soests, plünderte bei Bedarf und Gelegenheit Bauern und andere Einwohner. Dem Leser werden die Simplicius-Abenteuer in einer Reihe von in sich geschlossenen Einzelepisoden präsentiert. Dabei verbinden sich eigene Erlebnisse des Schriftstellers mit Anleihen an volkstümlichen Überlieferungen und Prosawerken anderer Autoren. Simplicius beginnt als Einsiedler und endet schließlich auch als Einsiedler, jedoch ist der Roman nicht als reiner Entwicklungsroman angelegt. Vielmehr deutet die dargestellte Aneinanderreihung der Wechselfälle des Schicksals an, dass das Leben Grimmelshausen als eine moralische Aufforderung an das Individuum erschien, sich zwischen Sündhaftigkeit und Anständigkeit zu entscheiden und schließlich sich der Erkenntnis überirdisch festgelegter Vergänglichkeit zu beugen. Auch in den folgenden Jahrhunderten fand der Simplicissimus eine begierige Aufnahme.