Einzig die Prostituierte Shen Te heißt die Götter trotz großer finanzieller Nöte willkommen. Am Morgen erfahren die Götter von ihrer Armut und den sich daraus ergebenden Schwierigkeiten für sie, moralisch gut zu leben. Der Wasserverkäufer Wang erzählt von der großen Armut, die in der Hauptstadt von Sezuan herrscht. Als letzte Rettung hofft er auf einige der höchsten Götter, die gerüchtehalber angekommen sein sollen.
Sie müssen ihre Arbeitskraft sehr billig zur Verfügung stellen. Nutzen ziehen daraus nur wenige Privilegierte, die die Arbeiter unterdrücken und einen gewaltigen Profit erwirtschaften können und dafür von der Gesellschaft als tüchtige Unternehmer geehrt werden. In „Der gute Mensch von Sezuan“ drückt sich das durch den Aufstieg des Arbeiters Sun zum Aufseher aus. Für dieses, eigentlich verachtenswerte Verhalten, bekommt Sun großes Lob von seiner Mutter und es ermöglicht ihm, einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft zu erlangen. Damit zeigt Brecht, dass in der jetzigen Gesellschaft nicht mehr Güte und Menschlichkeit zählen, sondern Egoismus und unbedingter Ehrgeiz. In diesem Stück fällt auf, das außer Shen Te, alle armen Menschen schlecht sind.
Verfremdungseffekte In „der Gute Mensch Von Sezuan“
Damit möchte Bertolt Brecht unterstreichen, dass die moralische Schlechtigkeit des Menschen eine Folge seiner Armut ist. Verbessert man also die soziale Lage der Menschen, steigt auch die Ética, denn dann kann der Mensch auch seine naturgemäße Güte leben. Erst durch den Kapitalismus und die damit verbundene Armut werden die Menschen einander zu Feinden und Objekten der Ausbeutung. Daher sieht Brecht die Lösung dieses Problems in der, nach der Version von Marx und Engels, kommunistisch organisierten Gesellschaft. Wang möchte in einem Barbierstube Wasser verkaufen und wird dabei von dessen Besitzer, Herrn Shu Fu, die Hand gebrochen. Doch keiner der Zeugen, die auf die Reisspende von Shen Te warten, ist bereit gegen den mächtigen Shu Fu vor Gericht auszusagen.
Dort tauchen tatsächlich drei Götter auf, die auf der Suche nach guten, gottesfürchtigen Menschen sind. Sie bitten Wang, für sie eine Unterkunft für die Nacht zu finden. Doch Wang wird überall abgewiesen, bis er zu der armen Prostituierten Shen Te geht. Sie gewährt den drei Göttern in ihrem bescheidenen Zimmer Obdach.
Der Vetter hat den Tabakladen in einen eleganten Kontor verwandelt. Die Teppichhändler kommen vorbei, um mit Shen Te über das zurückgezahlte Geld zu sprechen. Jedoch erfahren sie, dass Shen Te bereits längere Zeit nicht mehr hier war und der Zeitpunkt ihrer Rückkehr unbekannt ist. Sun teilt Shui Ta mit, dass seine Fabrik gegen Auflagen verstößt und die Polizei mit der Schließung droht.
Shen Te gesteht ihrem Verlobten, dass sie den Laden aufgrund ihrer Schulden bei den Alten nicht verkaufen kann. Bei einem Gespräch zwischen Sun und seiner Mutter wird deutlich, dass er Shen Te nicht heiraten wird, wenn sie ihm das zugesicherte Geld nicht gibt. Sun hofft, dass Shui Ta seiner Zukünftigen helfen kann, und lässt nach ihm schicken.
Als Wang jedoch versucht, eine Unterkunft für die Götter zu finden, verweigern ihnen alle Menschen einen Schlafplatz. Lediglich die Prostituierte Shen Te möchte die Götter bei sich schlafen lassen, obwohl sie selbst in finanzieller Not ist und durch ihre Gäste keine Kunden mehr empfangen kann. Das Stück soll zeigen, dass im Kapitalismus dem Menschen die wahren Werte, wie zum Beispiel die Güte, nichts nützen und nur das Kapital zählt. Eine andere Interpretation der Doppelrolle geht davon aus, dass Shen Te die Rolle von Shui Ta bewusst spielt und so schon zu Beginn des Stücks kein guter Mensch mehr ist. Shen Te sieht ein, dass sie mit Sun keine neue Existenz aufbauen kann, obwohl sie dafür ihren Laden aufgegeben hat. Im Interesse des ungeborenen Kindes setzt sie wieder die Maske von Shui Ta auf und baut mit ausbeuterischen Methoden eine florierende Tabakfabrik auf mit Sun als Arbeiter und später als Aufseher.
Szene Vii – Der Gute Mensch Von Sezuan Zusammenfassung
Sie möchten dringend die verschwundene Shen Te wiederfinden, die gut war und gut geblieben ist. In dieser Szene zeigt Brecht, dass die Bewohner des Tabakladens einerseits nicht willens, andererseits nicht in der Lage sind, einander zu helfen. Sie haben zwar Ideen, wie sie ihre finanziellen Sorgen mildern könnten, scheitern aber an der Umsetzung.
Shen Te lebt in einem Dilemma zwischen ihren eigenen Bedürfnissen und ihrem selbstlosen Antrieb, anderen helfen zu wollen. Ob Shen Te wirklich ein guter Mensch ist, bleibt damit offen. In einem billigen Restaurant in der Vorstadt soll die Hochzeit von Shen Te und Sun Yang stattfinden.
Bereits vor der Eröffnung bitten Menschen sie um Reis und Zigaretten. Sie verschenkt die Waren und lässt sogar eine achtköpfige, obdachlose Familie in ihrem Laden übernachten. Plötzlich stürmt der Schreiner Lin To herein und verlangt von Shen Te Geld für die Ladenregale, weil die Vorbesitzerin ihn nie bezahlt hat. Sie verlangt vor der Unterschrift Referenzen, die bezeugen, dass Shen Te eine respektable Person ist. Deshalb erfindet sie ihren Vetter Shui Ta, der den Schreiner bezahlen und die Referenz ausstellen soll.
Shui Ta führt mit Sun – der gekommen ist, um 300 Silberdollar zu fordern – einen Dialog. Dabei stellt sich heraus, dass Sun das weitere Schicksal des alten Pärchens egal ist. Er möchte nicht einmal Shen Te nach Peking zu seiner erhofften neuen Stelle mitnehmen.
Wang und Sun bringen den Polizisten zu Shui Ta, der bei ihm die Kleidung seiner Cousine findet. Wegen Mordverdachts nimmt der Polizist den Vetter mit auf das Revier. Shen Te sitzt verkleidet als der Vetter im Tabakladen, als Sun vorbeikommt. Er will, dass Shen Te den Laden für 300 Silberdollar an die Hausbesitzerin verkauft.
Da Shen Te aber nicht gleichzeitig als Shui Ta auftreten kann, wartet er vergeblich und die Hochzeit fällt ins Wasser. Der Wasserverkäufer Wang, der als einziger die Götter erkennt, sucht verzweifelt eine Unterkunft für sie. Er wird erst bei der Prostituierten Shen Te fündig, nachdem er mehrfach von anderen, wohlhabenderen Menschen abgewiesen wurde. Als sie von ihren Geldsorgen berichtet, bezahlen die Götter für ihr Nachtquartier ein kleines Vermögen. Mit diesem ersteht Shen Te einen Tabakladen und verspricht den Göttern, sich nur noch gut zu verhalten. In einer Gerichtsverhandlung erklärt sie die Doppelrolle mit der Unmöglichkeit, in einer Welt von Not und Elend gut zu sein.
Das Werk stellt eine alte Frage neu und fordert zu einer neuen Antwort und politischem Handeln auf. Drei Götter kommen auf die Erde mit dem Auftrag, gute Menschen zu finden. Die Welt kann bleiben, wie sie ist, wenn die Menschen darin menschenwürdig leben können. Doch der einzige gute Mensch, den die Götter finden, ist die Prostituierte Shen Te. Shen Te ist nun schon seit einer Weile nicht mehr aufgetaucht. Sun hört, dass sie schwanger gewesen sein soll und ist schließlich überzeugt, Shui Ta halte sie gefangen.