Die Inversion «besonnener Leidenschaft voll» zeigt zudem, wie eindrucksvoll Aschenbach den Körper Tadzios findet. Besonders ist jedoch, dass die Exposition erst im zweiten Akt nachgeschoben wird, da in diesem Abschnitt die Biografie vom Protagonisten Aschenbach näher beschrieben wird. Das erste Kapitel stellt dagegen schon die steigende Handlung ofrecer, weil durch den Wanderer Aschenbachs Reiselust geweckt wird. Genauso gebildet auftreten zu lassen, wie auch Gustav von Aschenbach beschrieben wird.
Ihr Fremdsein wird immer mehr, besonders dann in der Gestalt des Gitarristen und Sängers, zu einem Merkmal des Dionysischen. Der mythologischen Forschung am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts galt Dionysos noch als eine ursprünglich dem Griechentum fremde Gottheit, die aus Kleinasien nach Griechenland gekommen war. Aschenbach ist, zuletzt auf dem Seeweg von Triest über Pola, auf einer Insel nahe der istrischen Adriaküste angekommen.
Einige Tagebucheinträge und Briefe lassen jedoch darauf schließen, dass Thomas Mann insgeheim homosexuell war. Eine Cholera-Epidemie, von Indien kommend, hat Venedig erreicht. Mehrere Versuche, sich bei Einheimischen über die Seuche zu informieren, schlagen fehl. Auch der diabolische Anführer einer kleinen Bande von Straßenmusikanten, die im Freien und zu später Stunde vor den Hotelgästen auftritt, gibt Aschenbach keine Auskunft.
«Unsere Komplimente», lallt er, zwei Fingerspitzen am Munde, «unsere Komplimente dem Liebchen, dem allerliebsten, dem schönsten Liebchen…» Und plötzlich fällt ihm das falsche Obergebiss vom Kiefer auf die Unterlippe. «Dem Liebchen, dem feinen Liebchen», hörte er in girrenden, hohlen und behinderten Lauten in seinem Rücken, während er, am Strickgeländer sich haltend, die Fallreepstreppe hinabklomm“ (S. 41). Die Kapitelzusammenfassung zu Thomas Manns Novelle Der Tod in Venedig verschafft Dir einen guten Überblick über den Inhalt der Erzählung. Du erhältst zu jedem der fünf Kapitel eine kurze Zusammenfassung, in der die Haupthandlung mit den wichtigsten Ereignissen zusammengefasst wird. Außerdem werden für jedes Kapitel die einzelnen Schauplätze genannt, an denen sich das Geschehen ereignet. Natürlich werden auch Zeitangaben getätigt, damit klar ist, in welchen Zeiträumen die Handlung passiert und ob sie chronologisch angeordnet ist oder Rückblenden eingefügt wurden.
Er erwägt sogar, die Familie des Angebeteten einzuweihen, verwirft den Gedanken jedoch wieder. Die Reise von Gustav Aschenbach führt ihn zuerst nach Triest. Aber noch hat er die innere Unruhe nicht abgelegt, weshalb er schon am nächsten Tag nach Pola weiterreist. Eine gute Woche später beschließt Aschenbach, auf dem Seeweg nach Venedig zu fahren. Bereits auf dem Schiff und auch später in einer venezianischen Gondel werden in Aschenbach erste Überlegungen laut, nach denen er sich in einer für ihn fremden Welt befindet, in der ihm noch viele Dinge völlig unbekannt sind. Insbesondere einige Presenten, die auf der Reise seinen Weg kreuzten, machten Aschenbach klar, das andere Länder und andere Kulturkreise auch andere – ihm bisher unbekannte – Charaktere von Menschen hervorbringen.
Wenn man das Buch gelesen hat, weiß man aber, dass dies nur ein Schwerpunkt ist, der in der Novelle gesetzt wird. In dieser Szene erkennt man, wie fasziniert Aschenbach vom ersten Augenblick an von Tadzio ist. Schon hier wird deutlich, was später im Largometraje zu sehen ist, nämlich dass er seinem Blick kaum noch von ihm lassen kann, dass er wie magisch angezogen wird. Auch die Wichtigkeit Tadzios wird aufgezeigt, denn wie er am Ende dieser Szene den Mittelpunkt des Bildes bildet, nimmt er auch im weiteren Handlungsverlauf eine zentrale Rolle ein. Ganz hart geht Reed mit Visconti ins Gericht, wenn er sagt „ Fast alles an der Viscontischen Verfilmung verfehlt Intention und Leistung Thomas Manns.
Autor Des Werkes
Nach dem Krieg besucht Thomas Mann Deutschland nur noch sporadisch; die von ihm vertretene Kollektivschuldthese verschafft ihm nicht nur Anhänger. Als die Manns 1952 nach Europa zurückkehren, gehen sie wieder in die Schweiz. Abends in Hotel entdeckt er am Tisch einer Polnischen Familie einen Knaben, von etwa 14 Jahren. Zuerst erklärte er sein Faszinieren, dass er den Jungen aus einer künstlerischen Perspektive ansieht. Aber schon am nächsten Morgen beobachtete Gustav dem jungen Knaben am Strand.
Aschenbach bildet sich ein, Tadzio würde sein Interesse erwidern und beginnt Tadzio nachzustellen. Irritiert und aufgewühlt von einem seltsamen Traum, befürchtet Aschenbach plötzlich, er könne dem heimlichen Geliebten nicht gefallen. Er beschließt eine »Verjüngungskur« mithilfe von Pudern, Cremes, Makeup und einer völlig neuen Frisur mit gefärbten Haaren, was den einstmals ehrwürdigen gereiften Dichter zu einer absonderlichen Erscheinung werden lässt. Wenige Tage später überkommt Aschenbach – inzwischen völlig verblendet und unter der Wirkung verdorbener Erdbeeren – ein weiterer Traum, der die gesamte Zerrissenheit und das Dilemma des Schriftstellers verdeutlicht. Kurz darauf – Aschenbach stellt einmal wieder dem polnischen Knaben nach – geht dieser ins Meer, um sich zu erfrischen. In Aschenbachs Fantasie will er aber seinem jungen Leben ein Ende setzen.
Ohne es mit Worten zu sagen, offenbaren Ausdruck, Gestik und Mimik Aschenbachs die Gefühle, die er dem Jungen heimlich entgegenbringt. Tadzio seinerseits lächelt den älteren Mann nur an, was dieser aber völlig falsch als starke Zuneigung interpretiert. Nun ist Aschenbach fest davon überzeugt, dass seine starken Gefühle (inzwischen hält er es für echte Liebe) von Tadzio erwidert werden.
Als er sich wider der Polnischen Familie und Tadzio in der Altstadt nachstellt, verliert er sie aus den Augen und kauft sich, überreife Erdbeeren. So wird er mit Cholera Infiziert, die wir mit der Entwicklung des Schriftstellers verbinden können. Mit der Ausbreitung der Cholera ist sich gleichzeitig Gustav seine Liebe zu Tadzio bewusst.
Aschenbach ist zwar erbost über den unbotmäßigen Fährmann, wünscht sich aber, dass die Fahrt nie enden möge. Man erzählt Aschenbach, dass er den einzigen Gondoliere erwischt habe, der keine Konzession besitze. Aschenbach zieht ins Hotel ein und nimmt dort ein Zimmer mit Aussicht. Der Schriftsteller Gustav Aschenbach, der sich seit seinem 50. Geburtstag sogar «von Aschenbach» nennen darf, schlendert eines Nachmittags durch München.
Der Tod In Venedig
Dieser ist jetzt Nah im Bild, Aschenbach kann sich noch einmal abwenden und sieht sich um. Man sieht ihn Nah im Bild, sein Blick landet unweigerlich wieder bei Tadzio. Dieser Wechsel von Aschenbach zu Tadzio und zurück wirkt wie das Schuss-Gegenschuss-Verfahren, obwohl kein einziges Wort gesprochen wird, scheint es, als würden beide kommunizieren.
«der Tod In Venedig» – Thomas Mann
Da viele Begriffe veraltet sind oder Anspielungen auf Götter und Helden der Antike darstellen, beinhaltet das Kapitel Analyse auch einen Abschnitt mit ausführlichen Worterklärungen. So werden Dir die vielen, zunächst unverständlich erscheinenden Stellen im Text direkt erklärt und Du ersparst Dir zeitaufwendiges Suchen im Internet. So verhält es sich auch mit der Beschreibung der wichtigen Stilmittel, welche wir aufgelistet und anhand Textbeispiele verdeutlicht haben. Abwechslungsreich war die Analyse der Visconti`schen Verfilmung, auch wenn mir seine Interpretation nur wenig zusagt und das Niveau der Novelle niemals erreicht wird.