Wie man es macht

Dietrich Bonhoeffer Freiheit Ist Ein Werk Von Worten, Kapitel 47

Er sieht die Möglichkeit, religionslos und weltlich von Gott, Kirche, Gottesdienst oder Gebet zu sprechen, konnte jedoch nicht mehr ausarbeiten, wie eine solche neue Sprache und Praxis des Glaubens konkret werden könnte. Nach dem Zweiten Weltkrieg lösten diese Gedanken heftige Kontroversen aus, bis hin zum Entstehen einer Gott-ist-tot-Theologie. Heute gelten Bonhoeffers Prognosen vom Absterben der Religion – insbesondere im weltweiten Maßstab – teils als überholt, teils als unverstandener und uneingelöster Anspruch an Kirchen und Gesellschaft. Glauben an Gott gibt es, so Bonhoeffer, nur im Diesseits. Der pure „Jenseits-Gott“ ist das Wesenskonstitutive der „Religion“. Die Bedeutung einer solchen Religion sieht er in seiner Zeit dramatisch schwinden und analysiert, die Zeit der Innerlichkeit, des Gewissens und der klassischen Metaphysik sei vorbei.

März 1940 das letzte Sammelvikariat auf dem Sigurdshof schloss und am 14. Juli eine von Bonhoeffer geleitete Freizeit polizeilich auflöste, führte er Gespräche mit Hans Oster und Hans von Dohnanyi über eine „Unabkömmlichstellung“ für Abwehraufträge. Er sollte seine ökumenischen Kontakte für die Verschwörer nutzen, um mit den Alliierten Verhandlungen einzuleiten.

Gegen eine solche defensive Haltung innerhalb der Kirchen setzt Bonhoeffer auf die zentrale Botschaft des Evangeliums und die Kraft des Glaubens, den er in der Tradition Karl Barths von Religion abgrenzt. Bonhoeffer verband alttestamentliches Gesetzesdenken und neutestamentliche Christozentrik. Zentrales Thema ist auch die Kirche als Leib Christi, als die Gemeinde der Nachfolger Christi und von Gott zur Solidarität mit der Welt beauftragte Gemeinschaft.

Mit dieran Dokumenten sollte auch der Widerstand gegen Hitler gerechtfertigt werden. Dohnanyi hatte die Papiere in seinem Büro in der Zentrale der Abwehr im Panzerschrank aufbewahrt; nach und nach hatte er sie in das Geheimarchiv bringen lassen. Damit war die Beweislage gegen die Widerstandsgruppe der Abwehr und vor allem auch für Dohnanyi und Bonhoeffer unbestreitbar geworden.

Mit George Bell nach London auf, wo er erneut für eine Anerkennung der Bekennenden Kirche durch den Vorläufigen Weltrat der Kirchen warb. Trotz Sympathien konnte er nichts Grundlegendes erreichen und kehrte Mitte April nach Deutschland zurück. Juni folgte er einer zweiten Einladung in die USA, schlug aber bereits am 20. Juni die Bitte seines Gastgebers Smith-Leiper aus, einen Lehrstuhl in Harlem zu übernehmen und damit wie viele andere deutsche Intellektuelle das amerikanische Exil anzutreten, da er seine Rolle im heraufziehenden Krieg im Widerstand in der Heimat sah. Die zugespitzte Lage in Europa ließ keinen Rückzug von der Welt zu, sondern nur ein gleichzeitig diesseitiges wie jenseitiges Leben. Diese für Bonhoeffer selbst äußerst schwierige Entscheidung war von größter Bedeutung und Folgenschwere für sein weiteres Denken und Leben.

Ein Christ kann somit gleichzeitig in der Realität Gottes und der Welt leben. Die jetzige Welt ist von ihrem herabgeminderten Status des Vorläufigen befreit. Das „Vorletzte“ ist „Hülle des Letzten“, die letzten Dinge zeigen sich in der Geschichte, und diese ist offen für die Möglichkeiten des Reiches Gottes. Wenn dem so ist, kommt der gläubige Mensch nur durch die Welt zu Gott, nicht an der Welt vorbei.

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In einer drei Tage später abgehaltenen angeblichen „Kriegsgerichtsverhandlung“ wurde Bonhoeffer zusammen mit Wilhelm Canaris, Hans Oster, Karl Sack und Ludwig Gehre in einem kurzen Prozess am 8. April 1945 zum Tode durch den Strang verurteilt. Den Vorsitz dieses Scheinprozesses gegen Bonhoeffer und andere hatte der der Befehlsgewalt Huppenkothens unterworfene Otto Thorbeck, Inhaber der Chefrichterstelle beim SS- und Polizeigericht in München. Beisitzer waren der Kommandant des KZ Flossenbürg Max Koegel und eine weitere unbekannte Person. Verteidiger waren nicht anwesend, Zeugen wurden nicht vernommen. Die Verhandlung fand ohne Protokollführer statt; eine neue Akte wurde nicht angelegt.

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In London lernte er George Kennedy Allen Bell kennen, den anglikanischen Bischof von Chichester, der in der ökumenischen Bewegung hohe Ämter bekleidete und sich stark für soziale Belange einsetzte. Bell wurde einer seiner engsten Freunde und Partner im Kirchenkampf. Für einige Monate arbeitete auch Franz Hildebrandt mit ihm in London. Gefördert durch Bonhoeffers Engagement traten die englischen Auslandskirchengemeinden und Bell offen gegen die Deutschen Christen auf und forderten den Rücktritt von Ludwig Müller. Ab Juni 1933 setzte eine Mehrheit der Deutschen Christen die Generalsuperintendenten in der Preußischen Landeskirche ab und den Staatskommissar August Jäger ein. Hitler ernannte Ludwig Müller zu seinem „Vertrauensmann für Kirchenfragen“, die Deutschen Christen versuchten ihn zum Reichsbischof zu machen.

Dass wir endlich erblicken, was hier uns zu sehen missgönnt ist. Autorenportait Schauspieler Ulrich Tukur war in so populären Produktionen wie in «Wehner – die unerzählte Geschichte» «Stauffenberg» und in «Das Leben der Anderen» zu sehen. Texte von Dietrich Bonhoeffer hat er auf dem Hörbuch «Freiheit ist ein Werk von Worten» eingelesen. Bonhoeffers Weg in die Opposition war nicht selbstverständlich und nicht geradlinig. Steinbach zeichnet diesen Weg nach und sieht den Ausgangspunkt von Bonhoeffers bewusster Entscheidung zum Gewissenskampf in „seinem eigenen, ganz persönlichen und tief menschlichen Versagen“. Bonhoeffers zeitweilige Nähe zu pazifistischen Haltungen wirkte stark in jeweils aktuelle Diskussionen wie die um die Wiederaufrüstung der Bundesrepublik, den 2.

Sein Aufruf zu einem ökumenischen Friedenskonzil motivierte entscheidend den in der Friedensbewegung der 1980er Jahre entstandenen Konziliaren Prozess. Bonhoeffers Ansatz verbindet Lehre und Leben, Denken, Reden und Tun und wäre somit geeignet, eine verbreitete Aufspaltung zwischen persönlicher Frömmigkeit, gemeindlichem Leben und universitärer Theologie zu überwinden. Theologie verlöre dann ihre scheinbare Objektivität der normativen Sätze – „erfahrungslosen Redens von fremden Erfahrungen“ – und gewänne eine lebendige Subjektivität sowie unmittelbaren Zugang zur Praxis.

Daß wir endlich erblicken, was hier uns zu sehen mißgönnt ist. Februar 2006 jährt sich der Geburtstag von Dietrich Bonhoeffer zum cien. Geboren wurde er in Breslau (heute Wroclaw/Polen).

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Auch hier bricht Bonhoeffer mit alten theologischen Mustern, die den Wert des Natürlichen und die Eigenständigkeit des Diesseitigen abqualifizieren. So kann Bonhoeffer auch den Kritikern wie Ludwig Feuerbach, Karl Marx oder Sigmund Freud etwas entgegensetzen, die den christlichen Glauben als illusionär und auf ein Jenseits vertröstend kritisierten. In dieser Lage setzte Bonhoeffer alle Hoffnung auf die junge Ökumene. Er versuchte in erheblichen Konflikten im Vorfeld zu erreichen, dass zur Jugendkonferenz des Weltbundes auf der dänischen Nordseeinsel Fanø im August 1934 nur Befürworter der Barmer Erklärung als deutsche Delegation eingeladen wurden.

Bonhoeffers Theologie ist nach innen gerichtet, trägt mystische Züge, verliert aber nie den Bezug zur Praxis. Dieses weite Spektrum lädt zu sehr unterschiedlichen Interpretationen seines Werkes ein und macht Bonhoeffer zum Kronzeugen durchaus unterschiedlicher theologischer Schulen und Denkrichtungen. Bei Christen und Kirchen in der DDR zu einer allmählichen Öffnung zum Sozialismus, die schließlich unter Berufung auf die Theologie Bonhoeffers in dem Konzept einer „Kirche im Sozialismus“ mündete. Das zunächst in Nürnberg und danach in Lüneburg geführte Verfahren wurde jedoch – sehr umstritten – eingestellt.

Im Sommer 1931 schrieb er mit Franz Hildebrandt für seine Konfirmanden einen neuen Katechismus mit dem Titel „Glaubst du, so hast du“. Darin sprachen sich beide gegen einen heiligen Krieg und für das Gebet um Frieden aus. 1932 richtete Bonhoeffer eine „Jugendstube“ für arbeitslose Jugendliche ein, die 1933 von den Nationalsozialisten als „kommunistisch“ aufgelöst wurde.

Februar 1906 in Breslau als das sechste von acht Kindern, kurz vor seiner Zwillingsschwester Sabine, geboren. Sein Vater war der Psychiater und Neurologe Karl Bonhoeffer. Seine Mutter Paula Bonhoeffer geborene von Hase, eine Tochter des evangelischen Theologen Karl Alfred von Hase sowie Enkelin des Theologen Karl von Hase und des Malers Stanislaus von Kalckreuth, war Lehrerin. Bonhoeffer wuchs in einer großbürgerlichen Familie auf. Die Mutter unterrichtete die Kinder in den ersten Jahren zu Hause und sorgte für eine christliche Erziehung, während der Vater sich von Fragen der Religion fernhielt. Die Familie besuchte nur selten den Gottesdienst.