Sartre nannte ihn einen „Geologen des Wissens“, der geschichtliche Vorgänge nur darstelle, ohne sie zu erklären. Auch im deutschsprachigen Raum stieß Foucaults Buch zunächst auf erhebliche Vorbehalte, etwa bei Jürgen Habermas oder bei Jean Améry, der den Autor als gefährlichsten Gegenaufklärer seiner Zeit bezeichnete. Erst in den 90er-Jahren setzte im deutschsprachigen Raum eine nüchterne, wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Foucaults Werk ein.
Der Text wurde von den Erben aufgrund Foucaults quasi-testamentarisch geäußerten Wunsches, „keine posthumen Veröffentlichungen“ zu erlauben, bis zum Jahr 2018 nicht zur Veröffentlichung freigegeben. 1976 veröffentlichte er den ersten Teil – La volonté de savoir (dt. Der Wille zum Wissen) – seines letzten umfassenden Werkes Histoire de la sexualité (dt. Sexualität und Wahrheit). Ab dieser Phase seines Werkes setzte sich Foucault vertieft mit der Beziehung zwischen Macht und Wissen auseinander . 1969 hielt Foucault am Collège de France den Vortrag Was ist ein Autor? 1968 kehrte Foucault nach Frankreich zurück und wurde Dozent und Leiter der Abteilung für Philosophie an der neu gegründeten Reform-Universität Paris VIII in Vincennes, die aus der 68er-Bewegung hervorgegangen war.
Es wird sich dabei der eigentümliche Umstand ergeben, dass die Differenzierung ein Nachvollzug von Kränkungen sein wird, die unsere Hoffnung auf „wahre“ Beobachtungen erschüttern. Aus solcher Erschütterung heraus werde ich Grenzen und Möglichkeiten des Beobachtens ableiten. Von ihm aus gedacht (Band 2, Kapitel III.) zeigen sich Beobachter als Menschen, die in Beziehungen stehen, kehrt sich der Alltag gegen das Wissen, das sich in ungekränktem Zustand wähnt und gegen die unscharfen Lebensumstände illusorisch abzugrenzen versucht. Im Alltag stellt sich gegen die Beobachtungswelt der Wissenschaft eine Welt der Beziehungen von Menschen. Aber auch der in der Beziehungswirklichkeit dominant werdende Beobachter hindert nicht, dass über die Welt und Produktion (Kapitel IV.) die Beobachtung in sein Denken zurückkehrt und ihn niemals ganz von vorne anfangen lässt. Wenn sich darin erweist, dass es weder einen eindeutigen Anfang noch ein klares Ende gibt, dann sind weitere Schlüsse für die Ordnung der Blicke zu ziehen.
Oktober 1926 in Poitiers als Sohn einer angesehenen Arztfamilie geboren und starb am 25. Besprechung von Philipp Sarasin in der Süddeutschen Zeitung vom 30. Januar 2012 und von Roman Veressov in der Neuen Zürcher Zeitung vom 25. Le Gouvernement de soi et des autres (1982–1983) – (Die Regierung des Selbst und der anderen. Aus dem Französischen von Jürgen Schröder. Frankfurt am Main 2009). Subjectivité et vérité (1980–1981) – (Subjektivität und Wahrheit. Aus dem Französischen von Andrea Hemminger. Suhrkamp, Berlin 2016). La Société punitive (1972–1973) – (Die Strafgesellschaft. Aus dem Französischen von Andrea Hemminger. Berlin 2015).
Das Verschwinden Des Subjekts – Miche
Sofern eine Theorie nur Akteure, Teilnehmer oder Beteiligte zulässt, aber nicht ausdrücklich den Beobachter hierbei thematisiert, entsteht der Verdacht, dass diera Theorie meint, die beste und letzte Beobachterposition schon gefunden zu haben (vgl. Band 2, III. 2.6.). Aus dieser Sicht werde ich viele Theorien kritisch betrachten, weil sie diese Thematisierung in der Regel verweigern. Ludwig Feuerbach hat sich die Interessen der Religion vorgenommen und dabei eine Dekonstruktion betrieben, deren Wirkung die Emanzipation aus religiöser Denkgefangenschaft vorantrieb.3 Die Trennung von Glauben und Wissen wurde zu einem neuen Fundament, auf dem Wissenschaft bis heute erst frei gedeihen konnte. Und wenn Feuerbach hierzu Mediten des Zweifels und der Kritik bot, so vernichtete die Evolutionstheorie Darwins die gerechtfertigte Begründung einer biblischen Geschichte, die als Behauptung bis dahin nicht nachhaltig genug kritisiert werden konnte. Damit wurden nicht nur mythisch-religiöse Angaben kritisch hinterfragbar, sondern es konnte auch gefragt werden, aus welchen Interessen und Auswahlkriterien heraus, mit welchen Nutzen und welchen Wirkungen das Wissen oder der Glauben benutzt und konstruiert wurden.
Aber sie stehen nicht „an sich“, sondern für etwas, sie lösen sich aus der absoluten Verfügung der Zeichen durch ein von vornherein perspektivisch festgelegtes Sehen. Dazu auch die Analysen von Pape insbesondere über Leibniz, Berkeley und Reid. Den Versuch, eine Ontologie des Visuellen zu begründen, den Pape unternimmt, teile ich aus konstruktivistischer Sicht allerdings nicht. So verliert mit den Dekonstruktionen von Foucault das sichere Wissen seine Wahrheit und zeigt sich selbst als eine neue Konstruktion.
Diese werden im weiteren Text ständig wiederkehren und durch die Darstellung selbst immer neue Erweiterungen erfahren. Dies sollte nicht verwundern, denn auf dem Boot auf dem Fluss verändern sich die Blickwinkel ständig. Doch jetzt wird unsere Illustration, wird dieses Bild von Boot, Fluss und Blickwinkeln zu festlegend. Eine höhere Abstraktion soll helfen, einen großen Fluss – die Zivilisation – zu re/konstruieren.
Der Konstruktivismus kann durchaus zwischen dieran Polen schwanken. Er gewinnt seine Bedeutung ohnehin nur aus der Sicht vieler Wissenschaften, die das Ende ihrer großen Entwürfe erleben. Aber er bleibt eine beliebige Theorieentwicklung mit eher willkürlichen Bedeutungshöfen, solange er nicht über eine Beobachtertheorie verfügt, die dies Schwanken selbst als beobachtende Perspektive und beobachtenden Fokus aufdeckt und sich hierin situiert. « scheint einer der Imperative einer visuellen Kultur zu sein. Das Visible, also das »Offenkundige« (wie es der Vacilen übersetzt) oder »Augenscheinliche«, bildet eines der Ordnungsraster des Wissens. Evidenz scheint einer der Medienfunktionalismen zu sein, die die Sprechweise populärer, aktueller und diskursiv organisierter Mediensysteme gewährleisten.
Die Opfer Schreiben – Tagebücher Aus Der Holocaustzeit
Sein Werk Sexualität und Wahrheit hatte Foucault ursprünglich auf sechs Bände angelegt, zu Lebenszeit als Monographien erschienen sind aber nur drei Bände. Neuere Dokumente weisen darauf hin, dass ein LSD-Trip, unternommen im Mai 1975 im Death Valley nahe dem Zabriskie Point, Foucaults Pläne durchkreuzte, und er daraufhin das erste Buch seiner Geschichte der Sexualität vernichtete. In anderen Schriften äußert sich Foucault zum Thema der Utopien und gesellschaftlicher Gegenorte, die er Heterotopien nennt. In der synchronen vergleichenden Betrachtung dieser Teilgebiete entdeckt Foucault eine Reihe von Parallelen, für die er den neuen Begriff der episteme prägt.
In der Foucault-Habermas-Debatte sieht der Philosoph Jürgen Habermas Foucault in der Tradition einer radikalen Vernunftkritik, die von Nietzsche ausgehend zu den französischen Neostrukturalisten führe. Foucaults Machttheorie verfange sich dabei in unauflösbare Selbstwidersprüche. Nach dem Erfolg von Die Ordnung der Dinge attackierte Jean-Paul Sartre in einer aufsehenerregenden Rezension Foucault. Sartre, der sich als Vertreter des Existenzialismus dem Humanismus gegenüber verpflichtet sah, richtete seine Kritik auf Foucaults Absage an den Humanismus.
Michel Foucaults \’die Geburt Der
Die von ihm geprägte strategisch-produktive Vorstellung von Macht betont hingegen, dass Machtbeziehungen multipel sind, überall entstehen und wirken. Sie sind allen anderen Arten von Beziehungen (z. B. ökonomischen) immanent und durchziehen somit auch kursierendes Wissen. Vielmehr bilde Wissenschaft mehr oder weniger stabile diskursive Formationen und begriffliche Koordinaten aus, welche determinieren, was – weiterhin kontingent – jeweils diskutierbar, verstehbar, wahr oder falsch sei. Wissenschaft breche jedoch nicht notwendig mit dem gesammelten Wissen aus früherer Zeit, wenn sie auch durch die Geschichte hindurch ihre Wissensformationen ändere.