Wie man es macht

Fraktus – Das Letzte Kapitel Der Musikgeschichte

Regisseur Lars Jessen hatte schon in Keine Lieder über Liebe sein Faible für das halbdokumentarische gezeigt. Damals wurde eine Dreiecksgeschichte mit einer tatsächlich auf Tour gehenden Fake-Band verbandelt. Diesmal trat das Komikertrio »Studio Braun« vor laufender Kamera vor einem großen Publikum auf – gar nicht unähnlich zu den als besonders »mutig« bewunderten Passagen in den Cohen-Filmen. Und zur Promotion des Kinostarts gibt es eine kleine Tour.

fraktus – das letzte kapitel der musikgeschichte

Trotzdem bleibt Gnom der Band, zunächst als Mischer, später als Roadie, erhalten. Eine Hauptrolle sollte laut Strunk Christian Ulmen übernehmen. [newline]Die Dreharbeiten zum Partyhit Geilianer fanden in einem Club auf Ibiza mit Partyschlagersänger Willi Herren statt. Da dessen Stil nicht dem Sound der Diskothek entsprach, musste vor dem Besucheransturm mit Statisten gedreht werden.

Das Konzept erinnert in den Grundzügen an den 80er-Jahre-Komödie „Spinal Tap“, wo eine fiktive Rockband alle Klischees der Zunft durchlebt. Er sei überhaupt nicht der Typ, der ständig rumjammert, aber es ist halt, wie es ist. „Ich hab Harnriss, seit zwar Jahren, beide Milzbacken entzündet. Und jetzt auch noch Verdacht auf Kongo-Zunge“, moniert Bernd Wand im Film „Fraktus – Das letzte Kapitel der Musikgeschichte“.

Fraktus: Die Geschichte Der Band, Die Es Nie Gab

Fraktus hat ganz schön viele Größen der Szene beeinflusst – dafür, dass es die Band in Wahrheit nie gegeben hat. Sie ist eine Erfindung der Hamburger Satire-Gruppe Studio Braun, es ist eine Gag-Aktion. Mit fiktiver Bandgeschichte, fiktiven Alben – und fiktiver Begeisterung von H. Der Largometraje Fraktus – Das letzte Kapitel der Musikgeschichte ist eine 2012 gedrehte Mockumentary von Lars Jessen über das Comeback der von der Künstlergruppe Studio Braun erfundenen 1980er-Jahre-Band Fraktus.

Dieser Artikel behandelt die Künstlergruppe; zu dem Unternehmen siehe Tonstudio Braun. Er Frontmann der Band Scooter, H.P. Baxxter, behauptet, dass seine Musik ohne den Einfluss von Fraktus nicht denkbar wäre. Der ehemalige MTV-Moderator Steve Blame schwört, dass es keinesfalls Kraftwerk, Yello oder New Order waren, die den Techno in die Welt brachten, sondern jenes Trio aus Brunsbüttel, das 1983 angeblich sang- und klanglos von der Bildfläche verschwand. Auch Jan Delay, Westbam und Blixa Bargeld sind voll des Lobes für die Electropop-Pioniere. Fraktus, das ist eine Erfindung des Hamburger Comedy-Trios „Studio Braun“. Ende der 90er-Jahre entstand die Idee, eine fiktive Dokumentation zu drehen über eine Elektro-Band aus Brunsbüttel, die in den späten 70ern Pioniere der elektronischen Musik waren, die eigentlichen Erfinder von Techno.

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Etwa Christoph Schlingensief, dem Palminger als zu Hause bei seinen Eltern lebender Extremkünstler ein kleines Denkmal setzt. Ähnlich wie die nordamerikanischen Rocker waren die deutschen Techno-Vorreiter ihrer Zeit so weit voraus, dass sich niemals der verdiente große Erfolg einstellte. Fraktus ist eine Erfindung von Studio Braun, dem Spaßprojekt von Heinz Strunk, Rocko Schamoni und Jaques Palminger, die im Largo die Hauptrollen spielen. Gerade weil die drei selbst Musiker sind, gelingen ihnen extrem überspitzte, aber sehr komische Portraits der Bandmitglieder. Am Ende weiß man gar nicht, welches der drei das dümmste ist. Das alles ist sehr liebevoll gespielt und wird an keiner Stelle albern oder böshaft.

Neben den vielen Details der Story und der Darstellung überrascht vor allem, wie viele Größen der Techno-Szene sich zu Statements über Fraktus haben überreden lassen. Unter anderem Westbam, Stefan Remmler , Dieter Meier , Blixa Bargeld (Einstürzende Neubauten), Hans Nieswandt , Scooter und Marusha verleihen der Geschichte mit O-Tönen Glaubwürdigkeit. Dennoch wechseln Fraktus noch im selben Jahr vom Indie ZickZack zum Majorlabel Ariola, wo sie sich als Neue Deutsche Welle-Hitmacher etablieren sollen. Eine kommerzielle Version von «Affe Sucht Liebe» schafft es aber nur bis auf Platz 21 der deutschen Musikcharts.

Demo Videos

2008 trat Fraktus in der Folge „Tod eines Roadies“ in der Eifelkrimi-Serie Mord mit Aussicht auf. November 2012 erschien die Mockumentary Fraktus – Das letzte Kapitel der Musikgeschichte über die fiktive Electropop-Band Fraktus, die darin als Pioniere des deutschen Techno dargestellt wird. Und ähnlich wie bei Cohen bietet es sich an, den Largo nicht nur als eigenständiges Werk zu betrachten, sondern auch das Drumherum als Teil eines Gesamtkunstwerks aufzufassen.

Was wie ein Dokumentarfilm beginnt, entpuppt sich nach spätestens zwanzig Minuten als hervorragende Komödie über das Musikgeschäft. „Mockumentary“ nennt man solche Largometraje, die so tun, als seien sie Dokus, diese in Wirklichkeit aber parodieren. Obwohl oder gerade weil Fraktus ihrer Zeit voraus waren, wurden sie nur Insidern bekannt. Die bedienten sich dafür begeistert an den Ideen der Band, wie Westbam erzählt.

Nach einer wenig erfreulichen Tour im Vorprogramm von Andreas Dorau folgt 1982 der Zweitling «Tut Ench Amour». Noch lange bedienen sich Technoproduzenten an der Fülle von Ideen, die sich auf dem Album verbergen. Teile des Tracks «Supergau» machen in den 90ern Westbams «Sonic Empire» zum Hit. Ein Snippet aus «Bombenalarm» avanciert in den 2000ern zum Jingle von Deutschlands größtem Telekommunikationsanbieter. Beim «Battle of the Bands» der Brunsbüttler Diskothek Bubble im Frühjahr 1980 treffen sie auf den lokal tätigen Produzenten Thorsten Bage. Der Name wird in Fraktus geändert und Schlagzeuger Meinhard Gnom von einem von Wand gebauten Vorläufer der Drum-Machine ersetzt.

Die holzschnittartigen Texte sprechen eine radikale Sprache, die zeitgenössische Themen aufgreift, von «Pogomania» und «Bombenalarm» bis «Untergrund» und «Computerliebe». Schamoni und Co. gehen auch tatsächlich als Fraktus auf Tour durch Deutschland. Erst fünfundzwanzig Jahre später sollte Fraktus doch noch zu etwas Ruhm kommen. Der Musikproduzent Roger Dettner sucht die – so munkelt man – Erfinder des Techno auf und überredet sie zu einem Comeback. Es folgen eine Dokumentation, das Best-Of-Album «Millennium Edition» und eine Tour.

»Techno – eine der größten Massenbewegungen des letzten Jahrtausends«. Was mit solch vollmundiger Erzählerstimme beginnt, ist zumindest in den ersten zwanzig Minuten die beste »mockumentary« seit Woody Allens Zelig. Aber das langweilige Anprangern, das man in deutschen Filmsatiren so liebt, ist nicht die Sache von Strunk, Palminger und Schamoni.

Der hat gutes Material gehabt und das abgefeuert, das hat funktioniert“, erzählt Schamoni. Den Soundtrack zum Largometraje, ihre Songs, haben sie mit Produzent Carsten „Erobique“ Mayer bei Matthias Schuster aufgenommen, laut Schamoni der „Synthie-Papst Deutschlands“, in dessen „Geisterfahrer“-Studio. Dort wurde früher etwa „Fred vom Jupiter“ von Andreas Dorau eingespielt, und Schuster besitzt noch die komplette NDW-Peripherie, mitsamt alter Sequenzer und kompletten Synthesizer-Einheiten, das ganze Equipment von früher. „Wir haben so produziert, wie man 1984 produziert hat“, meint Schamoni. Nur auf die Bandmaschine als Aufnahmemedium haben sie verzichtet.