Die erhoffte Zuneigung und Dankbarkeit seiner Familie erhält Gregor nur kurz. Sie gewöhnt sich schnell an die neue Situation und nimmt es als selbstverständlich hin, dass er alles finanziert. Lediglich zu seiner Schwester hat Gregor eine engere Bindung. Er liebt insbesondere ihr Violinenspiel und möchte ihr daher zu Weihnachten Musikstunden am Konservatorium schenken.
Gregor merkt, dass er nicht mehr erwünscht ist und stirbt ausgemergelt allein. Die Vernachlässigung durch die Schwester zeigt sich darin, dass Grete ihrem Bruder nur noch beliebiges Essen vorsetzt, ohne darauf zu achten, was ihm schmeckt. Außerdem macht sie nicht mehr sauber und erträgt den Aufenthalt in seinem Zimmer nur noch bei geöffneten Fenstern. Zusätzlich fungiert dieser Raum nun als eine Art Abstellkammer. Alles, was schnell weg muss und nicht mehr benötigt wird, kommt in Gregors Zimmer. Dies nimmt ihm nun wieder Platz zum Herumkriechen, aber ihn stört es nicht, da er es als Beschäftigung sieht, die Kartons und anderen Gegenstände im Zimmer zu verschieben.
Ob in der griechischen Mythologie, wo Zeus allerlei Tiergestalten annimmt, ob Mephistos Auftritt im Studierzimmer oder die zahlreichen phantastischen Metamorphosen bei E. T. A. Hoffmann – stets geht es um den Einbruch einer übernatürlichen Sphäre in die Wirklichkeitsebene. „»Dies frühzeitige Aufstehen«, dachte er, »macht einen ganz blödsinnig.
Hieraus schließt sich auch, dass Gregor in seinem Privatleben noch nicht an seinem Ziel angekommen ist und sich noch auf der Suche nach sich selbst befindet. Deshalb entschließt sich Gregor zu kündigen, sobald er seine Schuld an die Eltern abgezahlt hat (vgl. Z.56f). Dass er seine Funktion als Familienversorger als Schuld ansieht, zeigt dass Gregors Familie kein zweckloser Ort der Liebe und Fürsorge ist. Gregor opfert sich also nicht nur aus Sorge um seine Familie auf, sondern hauptsächlich weil er sich dazu verpflichtet fühlt. Eines Morgens erwacht Gregor Samsa in seinem Bett und findet sich zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt, was ihn zunächst an eine Sinnestäuschung glauben lässt.
Das Groteske In Der Literatur – Franz
Gregor möchte seine Familie nicht im Stich lassen und arbeitet so viel wie möglich, um andere glücklich zu machen. Die Abhängigkeit der Familie von Gregor geht so weit, dass er am Ende auch verstoßen werden soll, weil er ihnen keinen Vorteil mehr bringt. In dieser vorliegenden Hausarbeit möchte ich die Erzählung zunächst nach mehreren Gesichtspunkten interpretieren. Dabei gehe ich besonders auf Gregors Verwandlung vom Mensch zum Tier und später zum identitätslosen Gegenstand ein. Die nicht nur körperliche Metamorphose erstreckt sich auf Gregors gesamtes gesellschaftliches Umfeld und hat dadurch höchste Relevanz.
Franz Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“ begleitet den jungen Gregor Samsa bis zu seinem Tod, nachdem er sich in einen großen Käfer verwandelt hat. Die folgende Interpretation und Analyse geht auf die Familie vor und nach der Verwandlung ein und zeigt die Veränderungen, die alle durchleben. Dann zeigt sich, dass seine Mutter versucht, für ihn zu denken und zu sprechen. Wir arbeiten aktuell daran, die einzelnen Abschnitte inhaltlich zu erfassen und die wichtigsten Textstellen im Hinblick auf ihre Aussagen auszuwerten. Daraus soll am Ende eine komplette Interpretation entstehen. »Die Verwandlung«, eine von Kafkas Erzählungen, ist 1912 entstanden und wurde 1915 erstmals veröffentlicht.
Wenn ich zum Beispiel im Laufe des Vormittags ins Gasthaus zurückgehe, um die erlangten Aufträge zu überschreiben, sitzen diera Herren erst beim Frühstück. Das sollte ich bei meinem Chef versuchen; ich würde auf der Stelle hinausfliegen. Allgemein weist der Erzählanfang von Kafkas „Die Verwandlung“ einige Merkmale der Modernen Lyrik auf. Die Unterlegenheit vor dem Schicksal des Protagonisten, das Infragestellen der Familie als Ort der zwecklosen Liebe oder die gespaltene Persönlichkeit des Protagonisten. Durch die Teilung in drei Handlungsabschnitte, sowie die in sich abgeschlossene Handlung und den nicht vorhandenen Perspektivwechsel enthält „Die Verwandlung“ jedoch ebenfalls Merkmale der klassischen Erzählung. Trotzdem gibt es auch einige auktoriale Erzählanteile, in denen die subjektive Erzählhaltung besonders ausgeprägt ist.
Aufbau Der Erzählung
Der Vater nimmt jedoch das Schlechteste an und treibt seinen Sohn erst mit großen Schritten mehrfach durch das Zimmer und beginnt dann, ihn mit Äpfeln zu bewerfen. Ein Apfel verletzt ihn dabei lebensgefährlich am Rücken und bleibt in seinem Panzer stecken. Dies veranlasst den Vater aber nicht dazu aufzuhören; erst die mittlerweile aus ihrer Ohnmacht erwachte Mutter kann ihn dazu bringen, indem sie sich dem Vater förmlich entgegenwirft und ihn anfleht, Gregors Leben zu verschonen. In »Die Verwandlung« versucht Kafka, sich von seinem eigenen persönlichen, beruflichen und familiären Frust freizuschreiben. Gregor Samsa arbeitet auf Wunsch seines strengen Vaters als Vertreter und hält mit seinem Einkommen sich, seine Schwester und die Eltern über Wasser.
Endlich gelingt es dem Verwandelten unter grössten Beschwerlichkeiten mit dem Mund die Tür zu öffnen, obschon er sich dabei verletzt. Durch den Anblick Gregors zunächst starr vor Angst, fällt die Mutter kurz darauf in Ohnmacht, der Vater beginnt zu weinen und der Prokurist zieht sich immer mehr zurück. Letzteren möchte Gregor besänftigen, denn er erkennt, dass er diesen keinesfalls gehen lassen darf, möchte er seine Anstellung behalten. Der Prokurist aber lässt nicht mit sich reden und entschwindet sogleich nach draussen. Im selben Augenblick beginnt der Vater Gregor in sein Zimmer zurückzutreiben.
Mit fortschreitender Dauer leidet aber auch zunehmend die Psyche des ehemaligen Handelsvertreters, bis er einsam stirbt. Obwohl Grete die Versorgung Gregors immer lästiger wird und sie ihn vernachlässigt, lässt sie es nicht zu, dass jemand anderes sich um ihn kümmert. Die Bedienerin hat den riesigen Käfer nämlich gesehen und empfindet ihm gegenüber keinerlei Abscheu. Sie würde die Versorgung gewiss übernehmen, aber Grete will ihre Sonderrolle in Bezug auf den Bruder behalten. Er arbeitet bei dem Gläubiger seines Vaters dessen Schulden ab und sichert der Familie den Lebensunterhalt, indem nahezu sein gesamtes Gehalt zu Hause abliefert.
So ist der Protagonist hauptsächlich mit negativen Eigenschaften ausgestattet und es gibt letztendlich kein „Happy End“, da Gregor stirbt (vgl. Z.1683). Durch die Ausrufe „Ach Gott“ und „Himmlischer Vater“ verdeutlicht Kafka den Glauben Gregors an Übernatürliches. Das kann als Begründung dafür in Erwägung gezogen werden, dass Gregor seine Verwandlung nicht hinterfragt, sondern diese akzeptiert und sich sein eigenes Wohlbefinden einredet (vgl. Z.83f). Dies verbildlicht zusätzlich seine überdimensionale Körpergröße als Insekt. Auch ein Verlust der Kommunikationsfähigkeit lässt sich feststellen – seine Käferlaute versteht keiner mehr.
Du kannst in deiner Interpretation also über Parallelen zwischen Kafkas und Gregors Leben schreiben. Gregor Samsa erwacht eines Tages „in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt“3 und ist zunächst sehr irritiert angesichts der massiven Veränderung. Sein ganzer Körper hat die Gestalt eines übergroßen Käfers. Er liegt auf seinem „panzerartig harten Rücken“4 und kann nur unter Anstrengungen den „gewölbten, braunen, von bogenförmigen Versteifungen geteilten Bauch“5 sowie die „kläglich dünnen Beine“6 erkennen.