Zwischen den Familien Treibel und der Familie Schmidt bestehen freundschaftliche Beziehungen. Vor allem schwärmt Jenny Treibel, die Ehefrau des Fabrikanten, in sentimentaler Weise für Schmidt, ihren Vertrauten von einst, und für seine Bildung. Corinna, Schmidts Tochter, möchte Jennys Sohn Leopold heiraten. Leopold fühlt sich von seiner Familie, von Otto und Helene, und allen voran Jenny, bevormundet.
Angesichts der gescheiterten Revolution von 1848 schwand zunächst das Selbstbewusstsein. Durch die preußische Tradition hatte das Militär immer noch großes Ansehen und überhaupt nicht `gedient´ zu haben, gestaltete eine erfolgreiche gesellschaftliche und berufliche Karriere als schwierig. Immer mehr junge Männer aus bürgerlichen Familien strebten daraufhin eine Offizierslaufbahn an. Dies beschränkte sich nicht nur auf das Militär, in der Politik war es ähnlich. Politischer und gesellschaftlicher Aufstieg war dem Bürgertum also nur möglich, wenn es sich an der adligen Lebensweise und Kultur orientierte und im Grunde sein eigenes Standesbewusstsein vernachlässigte. Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit soll auf der Profilierung des Besitzbürgertums liegen, auf die teilweise kontrastive Darstellung des Bildungsbürgertums soll nicht eingegangen werden.
Es ist das humoristische, fein gezeichnete Bild der Gesellschaft um 1900, das diesem Roman so viel Tiefe verleiht. Pointiert und unterhaltsam stellt Fontane eine Gesellschaft mit ihren typenhaften Mitgliedern ofrecer, in welcher er selbst gelebt hat. Da sich der Roman in dem recht kurzen Zeitraum von etwa zwei Monaten abspielt, wird keine gesellschaftliche Entwicklung beschrieben, sondern das Augemerk liegt auf einer Zustandsbeschreibung.
Sie wirft all ihren Charme und Esprit in die Waagschale, um Leopold vollends den Kopf zu verdrehen, und eine Abendgesellschaft und eine Landpartie später kommt es zur heimlichen Verlobung beider. Unterwegs hält er ihr vor, wie unpassend er ihr aufreizendes Verhalten Mr. Nelson gegenüber fand. Zudem verdeutlicht er, den eigentlichen Zweck ihres Benehmens durchschaut zu haben. Dieser liege darin, den scheinbar nur unbeteiligt daneben sitzenden Leopold zu beeindrucken. Tatsächlich gibt Corinna zu, Leopold für sich gewinnen zu wollen. Er könnte ihr dazu verhelfen, in der gesellschaftlichen Schicht nach oben zu kommen.
Als Vertreter des Realismus erzählt Fontane in «Frau Jenny Treibel» die Geschichte der beiden Familien auf humoristische Weise. Nach einem Streit konnten sich die Anwesenden nicht einig werden. Jenny lädt daraufhin die Schwester von Ottos Frau, Hildegard, zu sich ein. Sie möchte Leopold mit Hildegard zusammenbringen und verbietet ihm, sich weiter mit Corinna zu treffen.
Frau Jenny Treibel – Das Wichtigste
Die erzählte Zeit umfasst einen „der letzten Maitage“ und den „letzten Sonnabend im Juli“ . Zwischen dieran Daten entfaltet sich die Handlung ohne Brüche konsistent, final und linear als Kette kurzer Episoden, was durch die Veröffentlichung als Zeitungsroman teilweise vorgegeben war. Woraus immer wieder die gesellschaftlichen Unterschiede herausgearbeitet und gegeneinander aufgezeigt werden. Sehr versteckt werden in der Person der Haushälterin von Schmidt und ihrer Familie, die Qualitäten der unteren Bürgerschicht aufgezeigt. Die mit Hilfsbereitschaft und einfacher Menschlichkeit zum Ende des Romans überzeugen.
Auch vor Corinna fürchtet er sich, beschließt jedoch, sie gegen alle Widerstände für sich zu gewinnen. Bei einer Landpartie, zu der gemeinsame Freunde eingeladen haben, gesteht Leopold Corinna seine Liebe und verlobt sich mit ihr. Corinna ist einverstanden, befürchtet aber heftigen Protest seitens seiner Mutter. Zuhause bezweifeln ihr Vater und dessen Haushälterin Schmolke, dass Leopold sich gegen seine Mutter werde behaupten können. Frau Kommerzienrätin Jenny Treibel erscheint im Hause von Professor Wilibald Schmidt, um dessen Tochter Corinna zu einem Diner einzuladen.
Da kommt ihr Sohn Leopold zu ihr und gesteht ihr die Verlobung mit Corinna. Erwartungsgemäß gerät Jenny in Rage, denn zum einen missfällt ihr, dass sie übergangen worden ist. Vor allem aber ist ihr an einer standesgemäßen Verbindung gelegen. Obwohl sie Corinnas Vorzüge schätzt, lehnt sie die unvermögende junge Frau als Schwiegertochter strikt ab. Sie widersetzt sich entschieden und droht sogar, den Sohn zu enterben. Schließlich kommt es zum Streit mit dem Kommerzienrat, da er nichts gegen die Verbindung einzuwenden hat und Leopolds Courage sogar lobenswert findet.
Als Marcell ihm berichtet, Corinna wolle Leopold heiraten, ist Schmidt entsetzt. Er ist überzeugt, dass Corinnas Plan nicht funktionieren kann, da die Kommerzienrätin dieser Ehe nie zustimmen würde. Schmidt gesteht Marcell, dass er einst um Jenny Treibel geworben hat, gar still mit ihr verlobt war.
2 Fontanes Einstellung Zur Bourgeoisie:
Eigentlich gehört sie ins Bildungsbürgertum, hat die Gaben ihres Vaters geerbt („und fast noch gescheiter als der Alte“), ist intelligent, gebildet, vielseitig interessiert, aber mit einem „Hang zum Äußerlichen“. Sie fühlt sich zur Bourgeoisie hingezogen und sieht am Ende sehr klar, dass sie „freilich auch wohl nicht sehr glücklich“ geworden wäre, hätte sie Leopold Treibel geheiratet. Sie ist kein Mensch der großen Leidenschaften, sie ist begabt, heiter und unternehmungslustig und hätte sich nie gelangweilt, selbst mit Leopold nicht, auf den sie als die Stärkere ohnehin Einfluss gehabt hätte. Corinna ist, dem „Hang zum Äußerlichen“ ungeachtet, eine große Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit eigen, eine Achtung vor dem Humanen, die sie von ihrem Vater hat und mit Marcell teilt – und die sie von Jenny Treibel trennt. Es ist daher nicht nur der Intellekt, der sie mit Marcell verbindet; es ist vielmehr eine von klein auf bestehende Grundsympathie zwischen den beiden, ein Gleichklang, ein wirkliches Zueinanderpassen, die Achtung vor denselben Idealen. Das Besitzbürgertum kommt dabei letztlich nicht sonderlich gut weg; dennoch ist bei Fontanes Beschreibung – und Verurteilung – der betreffenden Charaktere meist viel Wohlwollen und liebevolle Nachsicht zu spüren.
Jenny erzählt Corinna von ihrer Jugend, als Wilibald in sie verliebt war und ihr Gedichte schrieb. Die Kommerzienrätin stammt aus kleinen Verhältnissen und hat reich geheiratet. Trotzdem rät sie Corinna, an ihren Idealen festzuhalten und nicht Wohlstand über Glück zu stellen. Theodor Fontanes 1892 veröffentlichter Gesellschaftsroman »Frau Jenny Treibel« trägt den Untertitel »Wo sich Herz zum Herzen find’t«.
Roman: Frau Jenny Treibel / „wo Sich Herz Zum Herzen Find’t“ (
Es begann sich zu feudalisieren, sprich aristokratische Lebensformen anzunehmen und errichtete seine Stadthäuser und Landgüter nach adligem Vorbild, um den Reichtum auch äußerlich zu repräsentieren. Beliebt war auch, durch Einheirat in eine verarmte Adelsfamilie Zugehörigkeit zur elitären Adelsschicht zu signalisieren. Besitz wurde zum Hauptziel der Bourgeoisie, die Bildung erfuhr eine Bedeutungsverengung. Für das Besitzbürgertum wurde sie zum bloßen Mittel, das der Verbesserung der eigenen materiellen Situation diente. Jahrhundert war geprägt von einem massiven gesellschaftlichen Wandel; begünstigt durch die Aufklärung und die industrielle Revolution kam es zum Übergang von einer adlig-feudalen Gesellschaft zu einer wirtschaftlich-orientierten. Das Bürgertum, die ursprünglich fortschrittliche Kraft, die demokratischen und liberalen Ideen verpflichtet war, wandelte im Kaiserreich sein Selbstverständnis.
Wilibald sieht für seine Tochter Corinna eine Heirat mit ihrem Cousin Marcell vor. Sie jedoch, gelangweilt vom bescheidenen Leben in einem Professorenhaushalt, möchte mit einer Hochzeit neben einem sorglosen Leben auch gesellschaftliches Ansehen genießen. Der Professor war in jungen Jahren in Jenny verliebt, diese entschied sich jedoch zugunsten des Kommerzienrats und kam so zu persönlichem Besitz und hohem gesellschaftlichen Ansehen.