Stimmen, die auf einen raschen Abbau dieser Leistungen drängen, sollte nicht nachgegeben werden. Sozialer Ausgleich und soziale Balance sind auch dann gefordert, wenn die Lasten neu verteilt werden. Veränderungen und Anpassungen des Sozialstaats dürfen nicht nur und auch nicht in erster Linie den Geringerverdienenden, den Arbeitslosen und den Sozialhilfeempfängern zugemutet werden. Das Gerechtigkeitsempfinden wird empfindlich gestört, wenn nicht zur gleichen Zeit bei denen Abstriche gemacht werden, die sie ohne Not verkraften können, und entschiedene Anstrengungen zur Bekämpfung von Steuerhinterziehung und Steuerflucht unternommen werden. Nicht nur Armut, auch Reichtum muß ein Thema der politischen Debatte sein.
Organischer Solidarität, deren Basis das Angewiesensein aufeinander (z. B. Spezialisten in arbeitsteiligen Gesellschaften) ist. © 2022Eurobuch
„Eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“ jedenfalls sieht anders aus. Da kommt jedem das Seine zu, als Person anerkannt zu werden und ein menschenwürdiges Dasein zu führen. Jedem kommt das Recht zu, die materiellen und immateriellen Möglichkeiten zu haben, um sein Leben in eigener Verantwortung zu gestalten und bei der Gestaltung des Lebens der Gesellschaft mitbestimmen und mitwirken zu können. Da wächst solidarische Verbundenheit von Menschen, die gemeinsame Interessen verfolgen und auf eigennützige Vorteilssuche verzichten. So sagt es das gemeinsame Sozialwort unserer Kirchen (S. 45 und 47).
Beide zielen auf die gerechte Verteilung von Rechten und Pflichten im Gemeinwesen. Darüber hinaus sind die Beziehungen zwischen den Gesellschaftsgliedern nach Gerechtigkeitsmaßstäben zu gestalten; dies besagt die ausgleichende Gerechtigkeit , die im Hinblick auf die Situation in der Wirtschaft auch das Gebot der Fairneß in den Marktbeziehungen umfaßt. In der älteren philosophischen und theologischen Diskussion wurde die Idee der Gerechtigkeit als grundlegendes Ordnungsprinzip der Gesellschaft entfaltet. Sie besagt, daß jedem das Seine und d. Daß jedem sein Recht zukommt, als Person anerkannt zu werden und ein menschenwürdiges Dasein zu führen. Jedem kommt das Recht zu, die grundlegenden materiellen und immateriellen Möglichkeiten zu haben, um sein Leben in eigener Verantwortung zu gestalten und bei der Gestaltung des Lebens der Gesellschaft mitbestimmen und mitwirken zu können.
In einem zweiten Teil werden «Perspektiven und Impulse aus dem christlichen Glauben» aufgezeigt. Anschließend versucht das Sozialwort einen «Grundkonsens einer zukunftsfähigen Gesellschaft» zu finden. Zu diesem Grundkonsens gehören die Menschenrechte, die freiheitlich-soziale Demokratie, eine ökologisch-soziale (!) Marktwirtschaft, das Menschenrecht auf Arbeit und die Solidarität in einer erneuerten Sozialkultur und internationalen Verantwortung. Der letzte Abschnitt der mehr als cien Seiten umfassenden Schrift beschäftigt sich schließlich mit den «Aufgaben der Kirchen», deren eigenem wirtschaftlichem Handeln, deren Weltgestaltung und deren Dienst für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit. Die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland steht zu Beginn des neuen Jahrtausends ohne Frage in einem dramatischen sozialen, politischen und ökonomischen Strukturwandelprozess, dessen Dimensionen in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands bislang unerreicht sind.
Die christliche Hoffnung macht fähig, im Raum des Vorletzten das, was unvollkommen bleibt, auszuhalten und zu würdigen. Sie gibt keine detaillierten Handlungsanweisungen, sie nimmt aber in Verantwortung für die Welt und den Menschen. Sie gibt Licht und Kraft, Mut und Zuversicht, sich unter den Bedingungen und in den Verhältnissen dieser Welt für eine menschenwürdige, freie, gerechte und solidarische Ordnung einzusetzen. Dieser Einsatz im Horizont des Reiches Gottes heißt, Zeugnis zu geben von der Würde des Menschen. Solidarität braucht Nähe.
3 Grundlegende Ethische Perspektiven331 Das Doppelgebot Der Gottes- Und Nächstenliebe
Er soll die Erde bebauen und bewahren (Gen/1. Mos 2,15), d. Sie kultivieren und zu einem bewohnbaren Lebensraum gestalten und sie als solchen bewahren. Die besondere Stellung des Menschen begründet kein Recht zu einem willkürlichen und ausbeuterischen Umgang mit der nicht-menschlichen Schöpfung. Vielmehr nimmt sie den Menschen in die Pflicht, als Sachwalter Gottes für die geschöpfliche Welt einzustehen, ihr mit Ehrfurcht zu begegnen und schonend, haushälterisch und bewahrend mit ihr umzugehen.
Nach christlichem Glauben ist Gott als Mensch zur Welt gekommen in diesem Kind. Zum Weihnachtsfest gehören der Heiligabend am 24. Dezember und zwei Weihnachtsfeiertage.
Solidarität und Gerechtigkeit sind das Herzstück jeder biblischen und christlichen Ethik. Sie sind die Grundlage des christlichen Menschenbildes und Gesellschaftsverständnisses. Darum treten die beiden Kirchen, angestoßen durch die gegenwärtigen Herausforderungen, dafür ein, einer Neuorientierung der Wirtschafts- und Sozialpolitik zum Durchbruch zu verhelfen, die sich an diesen beiden grundlegenden Werten ausrichtet. Eine allgemeine soziale Sicherung, die allen Bürgerinnen und Bürgern eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und die gerechte Teilhabe an den gesellschaftlichen Gütern garantiert, ist für die Gesellschaft konstitutiv. Die Systeme der sozialen Sicherung in Deutschland bieten die Voraussetzung, einer veränderten Lage gerecht und ihr angepaßt zu werden, wie dies auch in der Vergangenheit in vergleichbarer Situation möglich war.
In diesem Sinne versteht die Enzyklika Sollicitudo rei socialis Solidarität als die feste und beständige Entschlossenheit, sich für das «Gemeinwohl», und das heißt für das Wohl aller und eines jeden einzusetzen. Die Erinnerung an Gottes Erbarmen begründet das Doppelgebot der Gottes- und der Nächstenliebe (Mk 12, par), in dem das menschliche Handeln seine grundlegende biblische Orientierung findet. Dieses Doppelgebot gilt nach neutestamentlichem Zeugnis als Zusammenfassung aller anderen Gebote und so als «Erfüllung des Gesetzes» (Röm 13,8-10). Jesus setzt das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe mit dem Gehalt des alttestamentlichen Gesetzes gleich (vgl. Mt 22,34-40). Es ist die Grundnorm, in der sich das biblische Ethos als Gemeinschaftsethos auf den Begriff bringen läßt.
In der vorrangigen Option für die Armen als Leitmotiv gesellschaftlichen Handelns konkretisiert sich die Einheit von Gottes- und Nächstenliebe. In der Perspektive einer christlichen Ethik muß darum alles Handeln und Entscheiden in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft an der Frage gemessen werden, inwiefern es die Armen betrifft, ihnen nützt und sie zu eigenverantwortlichem Handeln befähigt. Dabei zielt die biblische Option für die Armen darauf, Ausgrenzungen zu überwinden und alle am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen.
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Dazu gehört die schrittweise Herausnahme versicherungsfremder Leistungen aus der Sozialversicherung. Diese Leistungen können zwar nicht alle wegfallen und müssen über Steuern finanziert werden. Aber es geht bei einer solchen Verschiebung darum, die Lohnnebenkosten spürbar zu senken, alle leistungsfähigen Bürgerinnen und Bürger an den Aufwendungen für die versicherungsfremden Leistungen zu beteiligen und nicht länger einseitig die Arbeitsplätze zu belasten. Die vordringlichste Aufgabe der Wirtschafts- und Sozialpolitik ist in den nächsten Jahren der Abbau der Massenarbeitslosigkeit. Im Rahmen des gegenwärtigen Systems sozialer Sicherung sind allerdings, um die finanzielle Stabilität zu gewährleisten, spürbare Änderungen nötig. Dazu gehören auch strukturelle Änderungen, durch die die einzelnen an Verhaltensweisen zu Lasten der Versichertengemeinschaft gehindert werden.
Energieeinsparung – Umrisse Einer Umweltgerechten Politik Im Angesicht Der Klimagefährdung
Er war für alle Beteiligten ein Lernprozeß. Das Experiment ist insgesamt gelungen. Das Verfahren des Konsultationsprozesses bot vorzügliche Möglichkeiten, dem berechtigten Interesse an einer breiteren innerkirchlichen Beteiligung an der Wahrnehmung öffentlicher Verantwortung der Kirchen Rechnung zu tragen. Zugleich verstärkte dieses Verfahren den Dialog von Kirche und Gesellschaft auf allen Ebenen. Zusammenfassend kann also schon bei einer groben Inhaltsangabe festgestellt werden, dass Themen wie Arbeitslosigkeit, soziale Verantwortung, Verantwortung für die Eine Welt, Ökologie und Nachhaltigkeit und Solidarität und Subsidiarität die wesentlichen Elemente des Sozialworts sind. Die Unterschiede der realen Lebensverhältnisse sind eine Folge der getrennten Entwicklung in unterschiedlichen Systemen.
Er bedarf einer ihn tragenden und ergänzenden Sozialkultur. Grundlegend muß die Erneuerung der wirtschaftlichen Ordnung auf ihre Weiterentwicklung zu einer sozial, ökologisch und global verpflichteten Marktwirtschaft zielen. Wer die natürlichen Grundlagen des Lebens nicht bewahrt, zieht aller wirtschaftlichen Aktivität den Boden unter den Füßen weg.
Hinzu kommen demographische und soziale Verschiebungen, die mit den weltweiten Wanderungsbewegungen, der Alterung der Industriegesellschaften, der Individualisierung der Lebensformen und der Differenzierung der Lebensstile einhergehen. All das nötigt zu kontinuierlichen und zum Teil einschneidenden Anpassungsprozessen. In dem Begriff der sozialen Gerechtigkeit drückt sich aus, daß soziale Ordnungen wandelbar und in die gemeinsame moralische Verantwortung der Menschen gelegt sind. Zur Verwirklichung von Gerechtigkeit gehört es daher, daß alle Glieder der Gesellschaft an der Gestaltung von gerechten Beziehungen und Verhältnissen teilhaben und in der Lage sind, ihren eigenen Gemeinwohlbeitrag zu leisten.