Das Ziel seiner Tätigkeiten war es allerdings nicht nur, ein von der SPD bisher nicht erreichtes, vor allem bildungsbürgerliches Publikum anzusprechen, sondern ebenso der Tabuisierung wichtiger Themenbereiche entgegenzuwirken. Nebenher gründete Grass das legendäre Berliner Wahlkontor, eine Gruppe von Schriftstellern, die Grass’ Arbeit, für die SPD auf breiterer Basis fortsetzte, dabei aber gegen jenes ungeschriebenes Verbot, einer politischen Tätigkeit nachzugehen, verstießen. Grass war bis 1969 zunehmend aktiv und aus dem politischen Tagesgeschehen kaum mehr wegzudenken. Es gab einen zweiten Vortrag in der Schule, wieder stellte ein Mann seinen Ritterkreuzehrung vor. Diesmal brauchte man jedoch schon mehr abgeschossene Menschen, um die Ehrung zu erhalten. Joachim Mahlke klaut unbemerkt das Abzeichen, merkt dann jedoch, dass er es niemals öffentlich werde tragen können, weil es geklaut ist.
Der „Große Mahlke“ wird wegen seiner Andersartigkeit immer mehr in die innere Isolation getrieben. Die Funkkabine in dem untergegangenen Minensuchboot ist ein Sinnbild für die fortschreitende Entfremdung von seinen Mitmenschen. Der Konflikt zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft ist ein Grundthema der Novelle. Die oft absurden Gehänge um Mahlkes Hals, mit denen er von seinem vergrößerten Adamsapfel ablenken will, stehen für seine gescheiterten Versuche, sich einer gleichgeschalteten Umwelt anzupassen, die keinen Platz für Individualität lässt. Anfang 1943 absolviert Pilenz nachmittags nach der Schule seinen Dienst als Luftwaffenhelfer. Von anderen Schülern der Horst-Wessel-Schule erfährt er, dass Mahlke kurz nach Weihnachten zum Reichsarbeitsdienst in das Partisanengebiet Tuchler Heide einberufen wurde.
Doch Oberstudienrat Klohse teilte ihm mit, dass man ihn wegen seiner früheren Verfehlung nicht auftreten lassen könne. Zufällig entdeckte Mahlke bei einem seiner Tauchgänge den Zugang zur ehemaligen Funkerkabine, die über dem Wasserspiegel lag. Dorthin brachte er einige seiner Sachen, darunter ein früher heraufgetauchtes und repariertes Grammophon, auf dem er Platten abspielte. Die anderen Jungen hörten nur die Musik aus dem Inneren des Schiffs. Das Gedicht ‚Lilien aus Schlaf’ erbrachte ihm seine erste Publikation und mit dem 3. Preis in einem Lyrikwettbewerb machte er die damals namhafteste Autorenverbindung auf sich aufmerksam.
Beim Heimaturlaub im Sommer 1944 möchte er auf seinem alten Gymnasium einen Vortrag über seine Kriegsleistungen halten. Doch der Direktor verwehrt ihm seine Genugtuung, denn er erinnert sich an den damaligen Diebstahl des Ritterkreuzes. Doch trotz der Bewunderung der anderen Jungen, vor allem der von Pilenz, bleibt Mahlke dennoch ein Außenseiter. In der Pubertät ist ihm ein übernatürlich großer Adamsapfel gewachsen, den er durch das Umhängen verschiedener Gegenstände, wie Schraubenzieher, Dosenöffner oder Puscheln, um seinen Hals zu kaschieren versucht. Der Teenager ist zwar ein guter Schüler, doch fällt er durch seine schulischen Leistungen nicht besonders auf.
Günter Grass spielt nach wie vor in der deutschen Literatur eine wichtige Rolle. Unter den Autoren ist er eine Art Einzelfall geworden, da er sich nicht nur schreibend politisch engagiert, sondern dieses Engagement auch durch Taten zum Ausdruck bringt. Das Bild der Schnecke soll das langsame, aber stetige Voranschreiten von Veränderungen zum Ausdruck bringen und damit Hoffnung erzeugen.
Ich kannte „Die Blechtrommel“ sehr gut, hielt und halte sie bis heute für eines der wichtigsten Bücher der deutschen Nachkriegsliteratur. Ich war von Grass’ ausschweifender Art, in reichen Bildern bis ins kleinste Detail sichtbares und unsichtbares zu schildern und dadurch weit unter die Oberfläche der Dinge vorzudringen, fasziniert. Nun habe ich wildentschlossen die «Die Blechtrommel» begonnen.
Erfüllt von nostalgischen Gedanken an seine Schulzeit bittet der „Kaleu“ seinen ehemaligen Sportlehrer Mallenbrandt, an einer Turnstunde teilnehmen zu dürfen. Stolz und ein wenig angeberisch zeigt er der Klasse von Mahlke und Pilenz, welch ein glänzender Sportler er ist. Im Umkleideraum muss er anschließend feststellen, dass sein Orden verschwunden ist. Stattdessen wird der schmächtige Heini Buschmann vorgeschoben, der mit einem unauslöschlichen Grinsen gestraft ist. Selbst nach mehreren von Mallenbrandt verabreichten Ohrfeigen gelingt es ihm nicht, das Grinsen auszuknipsen, was den Lehrer nur noch härter zuschlagen lässt. Er schlägt vor, zunächst die Kleidung der Schüler zu durchsuchen.
Sie schwimmt in ihrem mausgrauen, überall gestopften Badeanzug mit den Jungen regelmäßig zum Boot hinaus und stachelt sie dort dazu an, um die Wette zu onanieren. Erst als Tulla ihn herausfordernd fragt, ob er es nicht könne, gibt er nach. Umso erstaunter ist die Bande, als er die Badehose auszieht und sein Geschlechtsteil sich in Tullas Händen zu beeindruckender Größe aufrichtet.
Dies zeigt, daß es Grass gelungen ist, die Erzählung den landläufigen Vorstellungen über die Gattung „Novelle“ entsprechend zu gestalten. Ich erwartete also am Ende der Erzählung eine Episode, die gewissermaßen den ganzen schriftstellerischen Aufwand rechtfertigte. Die letzten Seiten des Buches brachten mir tatsächlich das gewünschte Aha-Erlebnis. Das Verschwinden Mahlkes, das vermutlich seinen Tod bedeutete und an dem Pilenz auf verschiedene Weise mitschuldig war, machte die bis dahin kuriose aber doch banale Schülergeschichte zu etwas unerhörtem. Es war im Sommer 1995, daß ich zum ersten Mal „Katz und Maus“1 von Günter Grass las.
Kapitel Iv–vi
Als Pilenz‘ Cousinen aus Berlin kamen, guckte er sie an „wie ein Fisch“. Er machte auch nicht mit, wenn Tulla Pokriefke die anderen Schüler auf dem Wrack zum Masturbieren aufforderte. Tulla war „ein Spirkel mit Strichbeinen, hätte genauso gut ein Junge sein können“ ; „sie bestand aus Haut, Knochen und Neugierde“ . Mit aufgestütztem Kinn schaute sie zu, wenn einer der Jungen die Badehose herunterzog und masturbierte. „Mensch, das dauert aber“, kommentierte sie, wenn sie zu lang warten musste, bis sie das auf den Möwenmist gespritzte Ejakulat mit dem großen Zeh verrühren konnte. „Einige kurze Bewegungen aus dem rechten Handgelenk heraus“ , und es zeigte sich, dass er von allen Jungen den größten Penis hatte.
Bis jetzt finde ich es komisch zu lesen, aber das fand ich schon bei der Blechtrommel, bin aber auch erst 3 Seiten weit… Ich hab doch glatt gestern auch mit dem Buch angefangen und gleich die ersten 4 Kapitel gelesen. Bisher gefällt es mir gut, es ist nicht so schwer zu lesen wie ich erwartet hab.
Die Hauptfigur darin ist die Jungfrau Maria ohne Kind, die ihm während der Kampfhandlungen erschienen sei und mehrmals sein Leben gerettet habe. Mahlke schlägt Pilenz vor, am Abend zurückzukehren, um ihn zu einem Schiff zu rudern, das er als ein schwedisches zu erkennen glaubt. Jetzt erst fällt Pilenz auf, dass sein Freund den Büchsenöffner vergessen hat. Die Novelle Katz und Maus aus dem Jahre 1961 spielt in der Zeit des Zweiten Weltkrieges in der damals deutschen westpreußischen Stadt Danzig/Gdańsk.
Kapitel V
Vom Autor Grass stets verunglimpfend, verniedlichend als „Ding“, „Bonbon“, als „Artikel“ u. Nachdem Joachim Mahlke genügend Panzer abgeschossen hat, um das Ritterkreuz zu erhalten, möchte auch er einen Vortrag bei ihm in der ehemaligen Schule halten, dieser wird ihm jedoch verwehrt, weil er damals von der Schule verwiesen wurde. Alle Angebote seinen Vortrag woanders zu halten, lehnt er ab. Er sieht keinen Sinn darin, erneut nach seinem Urlaub zum Militär zurück zu kehren und desertiert. Auf dem Kahn unter Wasser hat er damals einen Raum gefunden, den nur er erreichen konnte und den er sich eingerichtet hat. Heini Pilenz hilft ihm dabei, noch etwas zu essen mitzunehmen, behält aber den Dosenöffner, der Joachim Mahlke unbedingt gebraucht hätte bei sich.
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Als dieser sich seines übergroßen Adamsapfels und seiner Außenseiterrolle bewusst wird, tut er alles, um nicht nur von der Gemeinschaft aufgenommen, sondern auch als Held respektiert zu werden. Am Ende muss er jedoch einsehen, dass es ihm nichts gebracht hat. Erst einige Zeit später sahen Pilenz und Mahlke sich wieder. Nun trug Mahlke ein Eisernes Kreuz am Hals, kein gestohlenes, sondern eines, das er für seine Tapferkeit verliehen bekommen hatte. Wie damals der U-Boot-Kommandant wollte er in der Aula des Conradinums einen Vortrag halten.
In seiner 2002 erschienen Novelle Im Krebsgang ergründet Grass die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die heutige Gegenwart. Weitere bekannte Bücher sind Aus dem Tagebuch einer Schnecke, Unterwegs von Deutschland nach Deutschland, Ein weites Feld, Der Butt, Mein Jahrhundert und Örtlich betäubt. Grass räumte in seiner Autobiographie Beim Häuten der Zwiebel 2006 seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS ein und löste damit einen Skandal aus.