Wie man es macht

Hannah Arendt Vita Activa Zusammenfassung Kapitel 2

Auf der ersten Stufe ist „Praxis“ angesagt, das heißt Askese, Überwindung der Leidenschaften und Einübung der christlichen Grundtugenden. Damit reinigt man die Seele und erlangt eine souveräne Beherrschung des triebhaften Lebens. Auf der nächsthöheren Stufe wird dann die Natur betrachtet, insofern sie Gottes Schöpfung ist.

hannah arendt vita activa zusammenfassung kapitel 2

Jahrhundert nahm das Ansehen der vita contemplativa sowohl unter den philosophisch Interessierten als auch in der allgemeinen Öffentlichkeit ab. In den Hauptströmungen des modernen Geisteslebens dominiert die Bevorzugung des praktischen, aktiven Verhaltens. Die Kontemplation wird oft als bedeutungslose Beschäftigung ohne Ertrag wahrgenommen. Bestritten wird nicht nur ihr Vorrang gegenüber der zugreifenden Aktivität, sondern auch ihr Anspruch, einen Zugang zu Wahrheit zu erschließen. Nach dieser Darstellung ist die erste Form der Kontemplation auf die Sinnesobjekte ausgerichtet und von deren unmittelbarem Eindruck bestimmt.

Wegen dieses Ungenügens beschwert sich Martha bei Jesus und bittet ihn, Maria zur Hilfe herbeizurufen. Maria hingegen sitzt zu Füßen des Herrn, achtet nur auf ihn und lässt alle Sorgen hinter sich. Das entspricht der Natur des Intellekts, denn die Vernunft ist in der Lage, sich von der Vielheit, vom Instabilen und Unruhigen zu trennen und sich ganz auf „das Eine“ – die einheitliche, unwandelbare Wahrheit – auszurichten. Diera Orientierung ist das „Bessere“, das Maria erwählt hat, wie Jesus feststellt. Die Instanz im Menschen, welche die Schau ermöglicht, steht für Cusanus über dem Verstand. Mit Verstand ist die Kraft gemeint, welche die Sinneseindrücke mittels passender Begriffe ordnet.

Christentum[bearbeiten

Gängig war im Mittelalter eine schon zur Zeit der Kirchenväter vorgenommene Bestimmung des Verhältnisses der Lebensformen zu den Tugenden. Dem tätigen Leben ordnete man die vier Kardinaltugenden Gerechtigkeit, Mäßigung, Tapferkeit und Klugheit zu, dem kontemplativen Leben die „theologischen Tugenden“ Glaube, Hoffnung und Liebe. Auch andere frühe christliche Apologeten, Athenagoras von Athen und Theophilos von Antiocheia, stellten die sittliche Qualität der christlichen Lebenspraxis dem kontemplativen Ideal der Philosophen entgegen.

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Anhänger der Chabad-Lehre praktizieren hitbonenut (התבוננות), eine Kontemplation, die dem Intellekt eine wichtige Rolle zuweist. Die verstandesmäßige Betrachtung des Endlichen und des Unendlichen, des Seins und des Nichts soll den Weg zum Verständnis der alles umfassenden göttlichen Einheit bahnen. Abulafias Kontemplationskonzept fand im Nahen Osten bei Kabbalisten des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit beträchtliche Resonanz, während es im Westen, wo er verfemt war, weitgehend ignoriert wurde. Zu den Autoren, die seine Anregungen aufnahmen und weiterentwickelten, zählten Mosche Cordovero (1522–1570) und Hayyim Vital (1542–1620). Der Kabbalist Eleazar Azikri (1533–1600) befürwortete eine möglichst zurückgezogene, kontemplative Lebensweise. Bald darauf veröffentlichte Sloterdijk die Vorlesung Scheintod im Denken, in der er sich mit dem betrachtenden („theoretischen“) Leben befasste.

Sie widersprechen der Vernunft aber nicht, sondern stehen mit ihr im Einklang. Die sechste Stufe beschreibt Richard als eine Erleuchtungserfahrung , eine Kontemplation „oberhalb des Verstandes“, die der Verstand nicht mehr nachvollziehen kann. Die so gewonnene Erkenntnis findet daher im Denken keine Stütze und ist nicht begrifflich angemessen darstellbar. Sie steht aber in Kontinuität zu den ihr vorangehenden rationalen Erkenntnisformen und ist deren konsequente Fortführung.

Quelltext Bearbeiten]

Innerhalb der contemplatio unterschied Richard sechs hierarchisch geordnete Arten der Betrachtung, die er gemäß der Einteilung der geistigen „Erkenntnisvermögen“ (Fähigkeiten zur Erkenntnis) abgrenzte. Dabei fasste er die sechs Betrachtungsweisen als aufeinanderfolgende Schritte des Aufstiegs auf dem Erkenntnisweg auf. Ausführlich und systematisch beschrieb er den Aufstiegsweg in seinem Traktat Beniamin maior.

„gemischtes Leben“[bearbeiten

Zu den Betrachtungsobjekten zählen Vergänglichkeit, Leiden, Unpersönlichkeit und Leerheit. Allerdings führt die Kontemplation nach buddhistischem Verständnis nicht zum eigentlichen Ziel aller Bemühungen, dem „Erwachen“, sondern bereitet nur darauf vor. Sie haben keinen endgültigen Charakter und sind daher von begrenztem Wert oder sogar fragwürdig. Wegen der christlichen, insbesondere theistischen Konnotationen des Ausdrucks „Kontemplation“ wird in der Buddhismusforschung teils die Auffassung vertreten, dieses Wort sei als Bezeichnung für die buddhistische Praktik unpassend.

Dort wird ausgeführt, der Mensch sei zur Betrachtung des Himmels und zur Erkenntnis der göttlichen Macht bestimmt. Als Betrachter von Gottes Werk könne er zur Erkenntnis des Schöpfers gelangen. Kontemplationskonzepte wurden zuerst in antiken Philosophenschulen ausgearbeitet. Im Christentum wird die Kontemplation seit der Zeit der Kirchenväter als Ausrichtung auf Gott geschätzt, gepflegt und in spiritueller Literatur eingehend erörtert.

Der Trappist und Schriftsteller Thomas Merton veröffentlichte 1949 sein Werk Seeds of Contemplation, eine Sammlung von Gedanken und Überlegungen über das innere Leben. Das Buch fand starke Resonanz und wurde bald in dreizehn Sprachen übersetzt. Im Jahr 1961 publizierte Merton eine gründlich überarbeitete Fassung unter dem Titel New Seeds of Contemplation, die seither als Standardwerk gilt. Er beschrieb die Kontemplation als den höchsten Ausdruck des intellektuellen und spirituellen Lebens des Menschen. Eine Sonderform der Kontemplation ist der Hesychasmus, eine spirituelle Praktik, die im Mittelalter von orthodoxen byzantinischen Mönchen entwickelt wurde und in der Orthodoxie bis zur Gegenwart hohes Ansehen genießt. Nach der hesychastischen Literatur ist das Ziel der Praktizierenden, der Hesychasten, die Erlangung und Bewahrung der hesychia, einer inneren „Ruhe“ oder „Stille“, die mit völligem Seelenfrieden verbunden ist.

Somit wird die Übersetzung von bíos praktikós mit „aktives Leben“ seiner Unterscheidung der beiden Lebensformen nicht gerecht, denn das „Betrachten“ war für ihn ebenfalls Aktivität, wenngleich er es der Muße und nicht der Arbeit zuordnete. Sein Ideal des betrachtenden, „theoretischen“ Forscherlebens wurde zum Ausgangspunkt einer bis zur Gegenwart andauernden Diskussion über die Rangordnung und das Verhältnis von Handeln und Erkennen. Hannah Arendt setzte sich in ihrem Werk Vita activa oder Vom tätigen Leben sowohl mit dem traditionellen Bild vom aktiven und kontemplativen Leben als auch mit dessen neuzeitlichem Wandel auseinander. Das Buch wurde 1958 in englischer Sprache, 1960 in einer überarbeiteten deutschen Fassung veröffentlicht. Nach Arendts Überzeugung sind die Grundanliegen der vita activa anders als die der vita contemplativa und dieran weder über- noch unterlegen.

Die eine von ihnen betrachtet nach seiner Darstellung den Menschen hauptsächlich als zum Handeln geboren. Sie stellt ihm die Tugend als das Wertvollste vor Augen und will ihn durch die Aussicht auf Ruhm und Glück zur Tugendhaftigkeit in einem aktiven Leben anspornen. Die Denker der anderen Richtung fassen den Menschen nicht unter dem Aspekt seiner Aktivität ins Apogeo, sondern hinsichtlich seiner Natur als Vernunftwesen. Sie wollen lieber den Verstand bilden als die Sitten veredeln und machen die menschliche Natur zum Gegenstand spekulativen Nachdenkens. Ihr Ziel ist es, die Prinzipien des Verstehens, Fühlens und Bewertens zu erforschen. Giordano Bruno begründete in seinem 1584 veröffentlichten Dialog Spaccio de ella bestia trionfante die Notwendigkeit sowohl der Aktion als auch der Kontemplation mit dem Argument, dass keine menschliche Fähigkeit nutzlos sein solle.