Wie man es macht

In Zeiten Des Abnehmenden Lichts Kapitel 2

Charlotte, Alexanders Großmutter, mit ihrem zweiten Mann Wilhelm, der nicht der Großvater ist, sind leidenschaftliche Kommunisten, die nach dem II. Weltkrieg freiwillig in die Deutsche Demokratische Republik heimkehren. Zwei Söhne gab es aus erster Ehe, beide verbrachten Jahre in einem Gulag, aus dem nur Kurt zurück kehrte. Da bröckelt also schon der kommunistische Gedanke, und in der nächsten Generation ist er völlig abhanden gekommen, denn Alexander türmt 1989 in den Westen. Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt, sondern springt immer zwischen den einzelnen Generationen hin und her.

Der Aufbau ist komplexer, als das in meiner Nacherzählung, in der ich die drei Stränge jeweils zusammenfasse, sichtbar wird. Im Buch wechseln einzelne Elemente dieser drei Stränge einander ab, dabei gibt es auch große Zeitsprünge, vor und zurück. Diera Komplexität erhöht das Lesevergnügen ohne die Verständlichkeit zu erschweren. Beim Besuch seiner Freundin Christina versucht er, sie zu vergewaltigen.

in zeiten des abnehmenden lichts kapitel 2

Er war zwei, als er zusammen mit seinen Eltern nach Ost-Berlin kam. Inzwischen lebt der Schriftsteller, Übersetzer und Drehbuchautor wieder in Berlin und auf Rügen.2016 erschien sein Zukunftsroman»Follower». Auch wenn Jörg Magenau das Genre des historischen Familienromans des 20. Jahrhunderts in der letzten Zeit ziemlich überbeansprucht sieht – dieser Roman, der von 1952 bis zum Anfang des Jahres 2001 reicht, hat ihn voll und ganz begeistert. Er erzählt aus wechselnden Perspektiven von drei Generationen einer Familie im mexikanischen Exil, in der Sowjetunion und in der DDR, wobei im Zentrum das Fest zum 90.

Henri De Toulouse-lautr

Die Familie kam nach Ost-Berlin, als Eugen Ruge zwei Jahre alt war. Ruge studierte an der Ost-Berliner Humboldt-Universität Mathematik und wurde nach dem Abschluss wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Physik der Erde. In den 80iger Jahren arbeitete er bei dem DDR-Filmunternehmen DEFA im Bereich Dokumentarfilm. Das Buch „In Zeiten des abnehmendes Lichts“ ist Ruges erster Roman und wurde 2011 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet.

Wilhelm sieht sich selbst als idóneas Parteimitglied und stellt die Partei über seine eigene Familie, die er als „Defätistenfamilie“ verachtet. Aufgrund seiner anhaltenden Bewunderung für Stalin und seiner sturen Befürwortung von Repression gegenüber Andersdenkenden kann er als Verkörperung des Stalinismus gesehen werden. Wilhelm verachtet die Reformer Gorbatschow und Chruschtschow, die er unter der Abkürzung „Tschow“ zusammenfasst.

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In den nicht chronologisch angeordneten zwanzig Kapiteln wird alternierend jeweils aus Sicht eines der Protagonisten erzählt, oft in Form innerer Monologe und als kleine, in sich abgeschlossene Geschichten. Mit Abstand die Beste war für mich das liebeswerte Kapitel über die geradezu archaisch wirkende russische Großmutter, für die «schon jedes Haus aus Stein eine Kirche war». Diese aufgefächerte Erzähltechnik sorgt einerseits für Spannung, erfordert andererseits aber auch viel Aufmerksamkeit, denn alle diese Mosaiksteine formen sich erst im Kopfe des Lesers zu einem stimmigen Panorama, er muss also aufmerksam sein und mitdenken. Macht er sich diese Mühe, wird er mit einem großartigen Gesellschaftsbild einer vergangenen geschichtlichen Epoche bestens unterhalten. Ihm wird außerdem je nach Herkunft, als „Wessi“ aber ganz bestimmt, der Horizont erweitert, und zwar nicht nur ideologisch. Dass man nicht gerade in Hochstimmung gerät bei Ruges melancholischem Text, das liegt in der Natur der Sache, in Zeiten des abnehmenden Lichts, im Herbst des Lebens also, denn die Vergänglichkeit war noch nie ein vergnügliches Thema.

Sie führt von Mexiko über Sibirien bis in die neu gegründete DDR, führt über die Gipfel und durch die Abgründe des 20. So entsteht ein weites Panorama, ein großer Deutschlandroman, der Geschichte als Familiengeschichte erlebbar macht. Parallel zur Geschichte von der sich auflösenden Familie verläuft die vom Niedergang der DDR.

Der DDR gelang es nicht dauerhaft einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz hervorzubringen Vereinzelte Demokratisierungstendenzen wurden immer wieder durch repressive Kurswechsel zunichtegemacht Diera Zusammenhänge spiegeln sich den Beziehungen der einzelnen Famili….. Wie Ruge die Zeitebenen wechselt, wechselt er auch die Erzählperspektive. Er stellt alle Figuren mindestens einmal in den Mittelpunkt.

84 – Buch 3 (ungekürzt)

Genau darin liegt nach nahezu einhelliger Meinung der Rezensenten (siehe Abschnitt „Rezeption“) die Stärke des Romans, während die dargestellten Defizite der DDR-Gesellschaft bereits in zahlreichen anderen Büchern ausführlich behandelt wurden. Wenn hier eine Tendenz zu erkennen ist, dann ist es nicht die eines Verfalls, sondern die eines zunehmend offeneren Umgangs mit familiären Problemen. Kurts Erleben ist sehr stark von den langen Jahren der Lagerhaft geprägt. Oft werden lebhafte Erinnerungen durch äußere Reize, wie bestimmte Geräusche oder Gerüche, ausgelöst. Die Intensität, mit der sich diera Erinnerungen auf sein alltägliches Wahrnehmen und Handeln auswirken, deutet auf eine lebenslange Traumatisierung hin. Als Kurt einmal einen längeren Nachhauseweg durch den Wald nimmt und ein raspelndes Ächzen hört, verhält er sich instinktiv, als befinde er sich in der Taiga und werde von wilden Tieren bedroht.

Jonathan Franzen: Crossroads Roman

Geburtstag als ein Sammelsurium an Lügen, zu denen er dennoch Beifall klatscht (S. 341). An dieran Stellen verdeutlicht der Roman, dass die fehlende Offenheit in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu den Geburtsfehlern der DDR gehörte und dazu beitrug, dass das sozialistische Experiment misslingen musste. Wilhelm Powileit (1899–1989) ist der zweite Ehemann von Charlotte und Stiefvater von Kurt und Werner. Bevor Charlotte und Wilhelm 1940 ins mexikanische Exil gingen, arbeitete Wilhelm für den Geheimdienst der Komintern in Hamburg als Co-Direktor einer Scheinfirma, welche dem Schmuggel von Menschen und Material diente. Noch rechtzeitig vor der Aufdeckung dieser Aktivitäten konnte er sich mit seiner Frau absetzen.

Obwohl sie sich der egozentrischen und selbstgerechten Art Wilhelms immer überlegen fühlt, hat sie eine untergeordnete Rolle in ihrer Beziehung. Sie vermeidet Streit und behält ihre Wut und später auch ihren Hass auf Wilhelm für sich. Von ihrer Familie wird sie hingegen als vorwurfsvolle und streitsüchtige Person gesehen. Am Weihnachtstag des Jahres 1976 (12. Kapitel) trifft Alexander mit seiner neuen Freundin Melitta bei seinen Eltern ein. Mutter Irina bereitet ihre französische Klostergans zu, deren Zutaten sie sich jedes Jahr durch einen umfangreichen Tauschhandel organisieren muss. Mit Wilhelm und Charlotte sowie der erst vier Wochen zuvor aus dem Ural nach Neuendorf umgezogenen russischen Großmutter Nadjeshda Iwanowna ist die gesamte Familie anwesend.

Für einen zweiten, in der DDR spielenden Teil seiner Memoiren? « So schreibt also Eugen Ruge die Memoiren seines Vaters Wolfgang weiter, von dem die Erinnerungen an die Jahre in der Sowjetunion 2012 neu erscheinen werden. Der Roman ist nicht nur eine Familiengeschichte, sondern indirekt eben auch eine Geschichte der DDR, von der Gründung bis zum Untergang. In seinem Personal zeigt sich über vier Generationen, über fünf Jahrzehnte, wie eng Familiengeschichte und Politik miteinander verknüpft sind. Nicht nur die Sonne geht 2001 am Strand in Mexiko unter, die Zeiten abnehmenden Lichts finden sich wieder im Zerfall der Familie und dem Tod einzelner Familienmitglieder, im allmählichen Zerfall der DDR oder der Korrosion von Utopien, mit denen sie gestartet war.

Kapitels ist und damit das zentrale Ereignis der Romanhandlung darstellt. Indem er die Brüchigkeit der familiären wie der gesellschaftlichen Strukturen deutlich hervortreten lässt, bildet Wilhelms 90. Geburtstag das private Pendant zur nur sechs Tage später stattfindenden, von Protesten umrahmten und von Gorbatschows Perestroika überschatteten staatlichen Jubelfeier zum 40. Eugen Ruge ist der Sohn des DDR-Historikers Wolfgang Ruge, der 1933 freiwillig als junger Kommunist in die Sowjetunion gegangen war und nach dem Überfall der Deutschen auf die SU 15 Jahre im Gulag-ähnlichen Arbeitslager verbrachte, ehe er 1956 rehabilitiert wurde und in die DDR ausreisen durfte. Wolfgang Ruge hielt den Stalinismus schon früh für verbrecherisch, blieb aber Kommunist und hoffte in der DDR auf einen demokratischen Sozialismus.

Plötzlich bricht Wilhelm zusammen und bringt den nicht sachgemäß ausgezogenen Tisch samt dem Buffet zum Einsturz. Melitta, die annimmt, dass er zu viel getrunken hat, verlässt mit Markus das Haus, ohne sich zu verabschieden. Während Charlotte sich als Sektionsleiterin an der Akademie in Neuendorf bewährte, wurde Wilhelm in den Vorruhestand abgeschoben. Er übernahm schließlich den Posten des Wohnbezirksparteisekretärs.

Nicht nur ihr gegenüber empfindet er zunehmende Abneigung, sondern auch gegenüber seinem Stiefsohn Kurt, den er aufgrund seiner vergleichsweise liberalen Ansichten für ein Weichei hält. Nach seiner Meinung kann Kurt von Glück reden, in Stalins Arbeitslagern interniert worden zu sein, statt an der Front kämpfen zu müssen, eine Erfahrung, die freilich Wilhelm selbst auch nie gemacht hat. In Zeiten des abnehmenden Lichts ist ein Montageroman mit autobiografischem Hintergrund von Eugen Ruge, der 2011 im Rowohlt Verlag erschienen ist. Er spiegelt die Geschichte der DDR im Schicksal einer Familie wider. Alexander Umnitzer hat eine niederschmetternde Diagnose bekommen. Wie soll er sich da noch um seinen demenzkranken Vater kümmern.