Wie man es macht

In Zeiten Des Abnehmenden Lichts Zusammenfassung Kapitel

An diesem Tag feiert das Familienoberhaupt Wilhelm seinen 90. Geburtstag und dieser Tag wird immer wieder in die Handlung eingeschoben. Immer aus Sicht einzelner Familienmitglieder und das ergibt dann auch viele verschiedene Gedankengänge, die den Leser in unnachahmlicher Art Einblick in den «Kopf» des gerade agierenden Protagonisten gewähren. Das ist dem Creador unter anderem auch durch jeweils etwas veränderten Schreibstil hervorragend gelungen. Selbst wenn die Schicksalswege der Hauptpersonen originell und einzig erscheinen, sehe ich in den Beschreibungen doch viel Realitätstreue, so dass ich manches wiederfinde, was ich von meinem Erleben ungefähr so kenne und einschätze.

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Ruge studierte an der Ost-Berliner Humboldt-Universität Mathematik und wurde nach dem Abschluss wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Physik der Erde. In den 80iger Jahren arbeitete er bei dem DDR-Filmunternehmen DEFA im Bereich Dokumentarfilm. Das Buch „In Zeiten des abnehmendes Lichts“ ist Ruges erster Roman und wurde 2011 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet.

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Eine große Familiengeschichte, die von vier Generationen erzählt. Eugen Ruge, 1954 in Soswa geboren, studierte Mathematik an der Humboldt-Universität und wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Physik der Erde. Er war beim DEFA-Studio für Dokumentarfilm tätig, bevor er 1988 aus der DDR in den Westen ging. Seit 1989 arbeitet er hauptberuflich fürs Theater und für den Rundfunk als Creador und Übersetzer. 2009 wurde Eugen Ruge für sein erstes Prosamanuskript «In Zeiten des abnehmenden Lichts» mit dem Alfred-Döblin-Preis, 2011 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Eugen Ruge erzählt diese Geschichte über die mit der Gesellschaftsordnung untergehenden Familie sehr ruhig und sachlich, aber nicht ohne Wortwitz.

Dass sein Stiefvater tot ist, weiß er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Charlotte vertauschte zwei Arzneifläschchen und tat Wilhelm versehentlich statt Baldrian zwei Löffel voll von ihrer eigenen, tropfenweise einzunehmenden Medizin in den Tee. „Wenn ich mal tot bin, hat sie mich vergiftet“, hatte er zu Lisbeth gesagt. Die Prophezeiung erfüllte sich bereits wenige Stunden später, noch an seinem 90. Kurt wurde im Herbst 1943 durch einen herabfallenden Ast am Fuß verletzt.

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Dank der mit den Jahreszahlen überschriebenen Kapitel konnte man sich als Leser die Zeitfolge problemlos selbst erlesen. Zu diesen Daten kehrt Ruge immer wieder zurück, um die Ereignisse an Wilhelm Powileits 90. Geburtstag und Alexanders Mexiko-Reise aus verschieden Blickwinkeln zu betrachten. Alexander Umnitzer hat eine niederschmetternde Diagnose bekommen. Wie soll er sich da noch um seinen demenzkranken Vater kümmern.

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Dementsprechend erscheint Kurt auch die Festrede eines Parteifunktionärs zu Wilhelms 90. Geburtstag als ein Sammelsurium an Lügen, zu denen er dennoch Beifall klatscht (S. 341). An diesen Stellen verdeutlicht der Roman, dass die fehlende Offenheit in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu den Geburtsfehlern der DDR gehörte und dazu beitrug, dass das sozialistische Experiment misslingen musste. Wilhelm Powileit (1899–1989) ist der zweite Ehemann von Charlotte und Stiefvater von Kurt und Werner.

Dabei ließ er historische Ereignisse eher am Rande einfließen und achtete mehr auf deren Auswirkungen auf die Familie, deren Mitglieder sehr überzeugend charakterisiert wurden. Das Buch lies sich sehr flüssig lesen, die Sprache Eugen Ruges empfinde ich als ausgesprochen angenehm. Als besonders positiv möchte ich hervorheben, dass der Roman weit ab von jeglicher Ostalgie und der Verklärung alter Zeiten geschrieben wurde.

Auch hier wäre die Bezeichnung Verfall unzutreffend, da der Roman zeigt, wie weit die DDR schon von ihrer Geburtsstunde an vom ursprünglichen sozialistischen Ideal entfernt war. Im Schatten Stalins entstanden, gelang es der DDR nicht, dauerhaft einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz hervorzubringen. Vereinzelte Demokratisierungstendenzen wurden immer wieder durch repressive Kurswechsel zunichtegemacht. Diese Zusammenhänge spiegeln sich im Roman in den Beziehungen der einzelnen Familienmitglieder zueinander und werden aus ihren ganz unterschiedlichen subjektiven Perspektiven reflektiert.

Jedes Kapitel der anderen, in einem herausgehobenen Jahr spielenden Ereignisse, widmet sich dann ebenfalls wieder einer speziellen Person aus dem Familienkreis. Diese unterschiedlichen Ansichten und Denkweisen der Familienmitglieder haben einen unglaublichen Charme und sind mit viel Wortwitz geschrieben. Die politischen Ereignisse stehen eher im Hintergrund, wichtig ist einzig die Familiengeschichte.

Erstaunlich ist, dass dies für mich das erste Buch war, das ich über die früheren DDR-Zeiten gelesen habe, obwohl es vor einigen Jahren eine regelrechte Flut solcher Romane gab. Mir hat Ruge diese Atmosphäre nahe bringen können, verbunden mit der Erkenntnis , dass hüben wie drüben auch jeder seine ähnlichen Alltagsgeschichten erlebt hat. Anschließend schildert der Largometraje im Wesentlichen chronologisch den 90. Geburtstag von Wilhelm Powileit, verdientes Mitglied der Partei und überzeugter Stalinist. Zunächst werden die privaten Vorbereitungen im Hause Powileit und dessen Stiefsohn Kurt Umnitzer gezeigt.

Im Buch wechseln einzelne Elemente dieser drei Stränge einander ab, dabei gibt es auch große Zeitsprünge, vor und zurück. Diera Komplexität erhöht das Lesevergnügen ohne die Verständlichkeit zu erschweren. Beim Besuch seiner Freundin Christina versucht er, sie zu vergewaltigen. Er überlegt, sich selbst zu verletzen, um dienstuntauglich zu werden, bekommt stattdessen Sonderurlaub wegen lebensbedrohlicher Krankheit seines Stiefgroßvaters Wilhelm und besucht ihn – widerwillig, aber auf Drängen Kurts – in Uniform. Eugen Ruge, geboren 1954 in Sosswa am Ural, studierte Mathematik in Ostberlin und wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Physik der Erde.

Während Irina sehr fürsorglich mit ihm umgeht, wird er von Vater Kurt, der die meiste Zeit mit Bücherschreiben verbringt, vernachlässigt, was er ihm noch als Erwachsener übel nimmt. 1979 verlässt Alexander seine junge Ehefrau Melitta und den zweijährigen Sohn Markus, bricht sein Geschichtsstudium ab und zieht sich in eine leerstehende Wohnung im verwahrlosten Altbauviertel Prenzlauer Berg zurück, um zu sich selbst zu finden. Er begründet dies seinem Vater gegenüber damit, dass er nicht sein Leben lang lügen müssen wolle, ist aber zu keinem tieferen Gespräch bereit, da er die systemkonforme Haltung seines Vaters verachtet. In dieser Zeit macht Alexander offensichtlich auch erste mystische Erfahrungen und beschäftigt sich mit der Bibel. „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ lässt sich weder als eindeutiger Familien- noch als Gesellschaftsroman etikettieren.

Familie steht bei ihr an erster Stelle und als ihr Enkel Alexander im Oktober 1989 nach Westdeutschland flieht, versteht sie dies als Auswanderung nach Amerika. Amerika stellt als Inbegriff des Westens eine ultimative Utopie da, die durch Zivilisation, Fortschritt und Freiheit gekennzeichnet ist. Nadjeshda spricht sehr gebrochen Deutsch, versteht nur wenig, doch die Genossen auf Wilhelms Geburtstagsfeier und Wilhelm selbst schätzen sie sehr, da sie die russische Kultur verkörpert. Alexander Umnitzer, Sohn von Irina und Kurt, verbrachte die meiste Zeit seiner Kindheit in der DDR. Er lehnt die politischen Einstellungen seines Vaters ab, verlässt Kind und Frau, haust in einer verwahrlosten Wohnung und bricht sein Studium ab. Die Unstimmigkeiten der Familie wirken sich stark auf das Leben Alexanders aus.

Nach ihrer Rückkehr aus dem zwölfjährigen mexikanischen Exil im Jahr 1952 wurde Charlotte Institutsleiterin an der neu zu gründenden Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften in Neuendorf bei Potsdam. Charlotte hat im Leben viel Erfahrung und Wissen angesammelt, findet jedoch bei Wilhelm und den Parteigenossen nicht die von ihr gewünschte Anerkennung. Obwohl sie sich der egozentrischen und selbstgerechten Art Wilhelms immer überlegen fühlt, hat sie eine untergeordnete Rolle in ihrer Beziehung. Sie vermeidet Streit und behält ihre Wut und später auch ihren Hass auf Wilhelm für sich.