Wie man es macht

John Rawls Theorie Der Gerechtigkeit Kapitel Zusammenfassung

Für Nozick liefert Rawls kein überzeugendes Argument, warum sich jemand überhaupt auf des Gedankenexperiment des Schleiers des Nichtwissens einlassen soll, wenn er selbst weiß, dass er mit seinen Fähigkeiten und einem gerecht erworbenen Besitz eine relativ bessere Ausgangssituation hat. Aufgabe des Staats ist lediglich der Schutz der persönlichen Rechte vor Übergriffen von innen und außen. Ähnliche Positionen wie Nozick vertreten James Buchanan und Friedrich Hayek. Wer ein Besitztum im Einklang mit dem Grundsatz der gerechten Übertragung von jemandem erwirbt, hat Anspruch auf das Besitztum. Wer ein Besitztum im Einklang mit dem Grundsatz der gerechten Aufteilung erwirbt, hat Anspruch auf dieses Besitztum.

john rawls theorie der gerechtigkeit kapitel zusammenfassung

Für ihn beruht im Ergebnis jede zu einem beliebigen Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte vorgefundene Allokation auf gewaltsamer Okkupation, Kriegführung oder auf anderen ungerechtfertigten Handlungen. Rawls will ausdrücklich einen Beitrag zur praktischen Philosophie leisten und nicht ein theoretisches Konzept aufstellen, das schon wegen seiner Prämissen undurchführbar wäre. Eine Revision der vorgefundenen Verteilung würde gleichsam eine Rückgängigmachung der menschlichen Geschichte voraussetzen, was ausgeschlossen ist. Das Problem von Herkunft und Verdienst einer vorhandenen Verteilung wird aber in Rawls’ Werk hinsichtlich seiner Zufälligkeit relevant, die es durch die institutionelle Ordnung der Gesellschaft auszugleichen gilt.

Menschen können ihre Ziele nicht losgelöst von sozialen Bindungen realisieren. Individuelle Rechte werden erst durch die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft begründet. Eine Person kann sich als moralisches Subjekt nur innerhalb einer Gemeinschaft entwickeln. Deshalb ist auch die Würde des Menschen abhängig von der Anerkennung durch die Gemeinschaft. Weil das freie Individuum seine Würde nur in der Gemeinschaft aufrechterhalten kann, beinhaltet das Leben in der Gemeinschaft sowohl Rechte als auch Pflichten. Wer zivilen Ungehorsam leistet, muss bereit sein, die gesetzlichen Folgen seiner Handlungen zu tragen.

Niemand soll sich von seiner gesellschaftlichen Position, seinem Einkommens- oder Vermögensstand, der Zugehörigkeit zu einer sozialen Klasse oder einer Kaste, seiner Intelligenz oder seiner Körperkraft in seiner Entscheidung beeinflussen lassen. Indem Rawls von der Konsensbereitschaft seiner Beteiligten ausgeht, setzt er für seinen Prozess der Ermittlung der Gerechtigkeitskonzeption eine Gesellschaft voraus, die seine Absicht akzeptiert, ein Regelwerk für eine gerechte Gesellschaft zu schaffen. Für Extremsituationen wie revolutionäre Umbrüche oder fundamentalistische religiöse Intoleranz ist seine Theorie der Gerechtigkeit nicht geeignet. Für seine Theorie der Gerechtigkeit als Fairness und die Rahmenbedingungen seines Urzustandes führt Rawls kein letztbegründetes Argument an. Er hält es für aussichtslos, eine Gerechtigkeitsvorstellung alleine mit einem Verweis auf fundamentale, visible Wahrheiten zu begründen. Zwar werden faktisch vorhandene Intuitionen in seiner Rechtfertigung berücksichtigt, aber nur vermittelt durch einen Reflexionsprozess, in dem wohlüberlegte Urteile, allgemeine Grundsätze und konkurrierende Gerechtigkeitsvorstellungen gegeneinander abgewogen werden.

Rawls Und Die Flüchtlingsbewegungen

Es schließt keineswegs aus, dass von bestimmten Gruppen verlangt wird, zugunsten anderer Gruppen eigene Nachteile in Kauf zu nehmen, denn Verbesserungen für die am schlechtesten gestellte soziale Gruppe können mit Verschlechterungen für besser gestellte Gruppen verbunden sein. Eine andere Gruppe zur relativ am schlechtesten gestellte Gruppe werden. Zum einen ist das «Prinzip der gleichen Freiheit» nicht leicht zu praktizieren. Auch das Recht auf den privaten Erwerb von Produktionsmitteln mit dem Eigentumsrecht geschützt?

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Vertreterinnen der feministischen Philosophie kritisieren, dass bei Rawls die besondere Situation der Geschlechterverhältnisse bestenfalls ausgeblendet wird. Zum einen wird kritisiert, dass das Rawls\’sche Modell allein auf Rationalität aufbaut. „Dieses Konzept des Urzustandes ist durch und durch maskulin gewirkt.“ Durch die von Rawls vorgenommene Trennung von öffentlichem und privatem Raum fallen die die Frauen benachteiligenden gesellschaftlichen Verhältnisse aus der Analyse heraus. Aspekte wie Verständnis, Zuneigung und Liebe werden dem privaten Bereich zugewiesen und liegen damit jenseits der von Rawls entwickelten Theorie, die die Fragen der sozialen Gerechtigkeit und Chancengleichheit vernachlässigt. Susan Moller Okin, eine der frühen Kritikerinnen von Rawls, bezeichnet die Frage der Geschlechtergerechtigkeit als blinden Fleck bei Rawls.

Ziviler Ungehorsam Bei Hannah Arendt

Diese stimmen vertraglich etwa darin überein, nach welchen moralischen Prinzipien sie ihr Handeln ausrichten wollen, wie die gesellschaftliche Ordnung aussehen soll oder womit sich politische Herrschaft rechtfertigen lässt. Theoretisch sind diera, weil Menschen in der praktischen Wirklichkeit nicht so frei, gleich und vernünftig sind, wie es im Sinne eines Gesellschaftsvertrages nötig wäre. Dieser Aspekt wird gleich bei näherer Betrachtung von Eine Theorie der Gerechtigkeit noch klarer. Alle Grundgüter – Freiheit, Chancen, Einkommen, Vermögen, die sozialen Grundlagen der Selbstachtung – sind gemäß Rawls gleichmäßig zu verteilen, soweit nicht eine ungleiche Verteilung auch für schlechter Gestellte einen Vorteil bedeutet.

Wie können Entscheidungen derartiger Subjekte für eine menschliche Gesellschaft relevant sein? Insofern ist der Realitätsbezug der Theorie der Gerechtigkeit zu bezweifeln. Eine Gesellschaft kann den Gerechtigkeitsgrundsätzen folgen, ohne dass erniedrigende Verfahrensweisen (z. B. bei der Beantragung von Sozialhilfe) ausgeschlossen sind. Charles Taylor kritisiert ähnlich wie Sandel das atomistische Menschenbild bei Rawls, weil die Gesellschaft dem entgegen arbeitsteilig und stark verflochten ist.

Dessen Theorie scheint ihr aber dennoch geeignet, als Grundlage für ein Projekt zu dienen, das die Entwicklung einer gerechteren Gesellschaftsordnung unter Einbeziehung der Geschlechterfrage zum Ziel hat. Maßgebliche Institutionen einer wohlgeordneten Gesellschaft, die gleiche Freiheit verwirklichen kann, sind die Institutionen einer verfassungsgemäßen Demokratie. Die politischen Grundfreiheiten sind dort für alle zu verankern und das politische Geschehen gerecht zu organisieren. Gesetze sind Zwangsregeln, die allen anderen Teilsystemen der Gesellschaft Vorschriften machen. Wenn sie gerecht sind, sind sie nicht nur eine stabile Grundlage für das Zusammenleben, sondern auch für berechtigte gegenseitige Erwartungen und gegenseitiges Vertrauen. Die Menschen sind nicht nur verschieden nach Anlagen, Motivationen, Herkünften, sie leben und kooperieren auch arbeitsteilig.

Wer sich mit der Ideengeschichte der Sozialen Demokratie auseinandersetzt wird feststellen, dass sie an vielen Stellen vom Liberalismus geprägt ist. Jahrhundert entwickelten die Ideen liberaler Denker von Rechten des Einzelnen – unabhängig von seinem Stand – politische Wirkmacht. In der politischen Programmatik und Praxis der Sozialen Demokratie wurde diera Dimension bürgerlicher und politischer Freiheitsrechte ergänzt durch einen Blick auf soziale und ökonomische Fragen. Denn die Freiheit des Einzelnen – so die Vorstellung Sozialer Demokratie – kann sich nicht allein durch das Erklären von Freiheitsrechten entfalten. Es müssen auch die materiellen Grundlagen zum Leben und Nutzen dieser Freiheiten vorhanden sind. Auf der anderen Seite glaube ich nicht, dass Rawls einfach was beschreibt, was wir schon haben – eben den skandinavischen Wohlfahrtsstaat.

Rawls’ These lautet, »dass sich Gerechtigkeitsprinzipien auf der Basis des rationalen Selbstinteresses gewinnen lassen, sofern dieses unter […] einschränkenden Idealbedingungen agiert.« (Kerstin, S. 41) Die Bedingungen sind durch den Schleier des Nichtwissens gegeben. Rational heißt, dass besagtes Selbstinteresse sich von seiner Vernunft leiten lässt, nicht von Emotionen, Gewohnheit oder Willkür. Ein vernünftiges Selbstinteresse berücksichtigt alle verfügbaren Infos und eigenen Ziele, um daraus die für sich vorteilhafteste oder am wenigsten benachteiligende Lage zu kalkulieren. Vertragstheorien sind theoretische Verträge, geschlossen zwischen freien, gleichen und vernünftigen Menschen.

Das Problem solcher Theorien ist nach Rawls die Willkür, die bei solchen intuitiven Prinzipien und deren Gewichtung nicht ausgeschlossen werden kann. Deshalb entscheiden sie sich für die Grundsätze, die gerade die Aussicht dieser Gesellschaftsgruppe maximiert. Dahinter steht für Rawls die originäre Ungerechtigkeit – im Sinne von Unverdientheit – der Verteilung dieser genannten Güter. Die derzeitige Güterverteilung, insbesondere die Verteilung natürlicher Fähigkeiten (wie Intelligenz oder Körperkraft) und die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Klasse sind grundsätzlich unverdient. Daher sei es nicht gerechtfertigt, dass die Entscheidungsträger im Urzustand sich von der Kenntnis um ihre relative gesellschaftliche Position beeinflussen lassen.

Wann Gilt Eine Gesellschaft Als Gerecht?

Ich nehme sogar an, dass die Beteiligten ihre Vorstellung vom Guten und ihre besonderen psychologischen Neigungen nicht kennen. Die Grundsätze der Gerechtigkeit werden hinter einem Schleier des Nichtwissens festgelegt. Das gewährleistet, dass dabei niemand durch die Zufälligkeit der Natur oder der gesellschaftlichen Umstände bevorzugt oder benachteiligt wird. Da sich alle in der gleichen Lage befinden und niemand Grundsätze ausdenken kann, die ihn aufgrund seiner besonderen Verhältnisse bevorzugen, sind die Grundsätze der Gerechtigkeit das Ergebnis einer fairen Übereinkunft. Das ist ja die Kritik, da hätte man eigentlich schon andere Feinde angehen müssen zu dem Zeitpunkt, eben Kapital und Akkumulation oder so.

Der Vertrag ist ein hypothetisches Konstrukt, das nur „in den Köpfen der Philosophen“ existiert. Nicht der Vertrag ist wichtig, sondern der Konsens, den dieser impliziert. Es geht nicht um die faktische Zustimmung, sondern um die hypothetische Zustimmungsfähigkeit.