Wie man es macht

Ludwig Tieck Franz Sternbalds Wanderungen Erstes Kapitel Analyse

Je näher ich dem Tore kam, je mehr fiel es mir auf, je wunderlicher kam ich mir vor, daß ich mit einem so langen Stabe näher schritt. Ich dachte daran, wie es allen Einwohnern der Stadt, allen meinen Bekannten auffallen müsse, wenn ich mit dem langen Holze durch die Gassen zöge, an dem oben ein großes Bild sich zeigte. ›Dem ist leicht vorzubeugen,‹ dachte ich bei mir selber, und schon hatte ich meine Faust angelegt, den bunten Knopf herunterzubrechen, um ihn in die Tasche zu stecken, und den übrigen Teil des Stocks dann im Felde fortzuwerfen. Rudolph war indessen nach Antwerpen gekommen, und da der Winter fast verflossen war, hatten sie ihre baldige Abreise beschlossen. Franz war damit beschäftiget, noch einige Bilder zu endigen, die er übernommen hatte, und unter dieran auch das von Vansens Tochter, die zwar wiederhergestellt, aber doch nicht zufriedener und heiterer war, als er sie seit lange gesehn hatte. Franz und Rudolph wurden im Verfolg der Reise vertrauter, sie beschlossen miteinander nach Italien zu gehn.

Ich hatte es sonst oft belacht, daß man mit dem gewechselten Ringe die Freiheit fortschenkte, jetzt erst verstand ich den Sinn dieser Redensart. Ich vermied die Gräfin, ihre Schönheit lockte mich wieder an, ich verachtete mich, daß ich zu keinem Entschlusse kommen konnte. Der Hochzeitstag war indes ganz nahe herangerückt, meine Braut machte alle Anstalten, ich hörte immer schon von den künftigen Einrichtungen sprechen; mein Herz schlug mir bei jedem Worte.

Die Leute, die er suchte, lebten vor der Stadt in einem Garten. Ein Diener empfing ihn, und leitete ihn durch angenehme Baumgänge, der Garten war nicht groß, aber voller Obst und Gemüse. In einem kleinen niedlichen Gartenhause, sagte der Diener, würde er die Tochter finden, die Mutter sei ausgegangen, der Vater schon seit sechszehn Jahren tot.

Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen

Meine Eltern gaben mir eine sehr freie Erziehung, mein Vater, der mich übermäßig liebte, sah mir in allen Wildheiten nach, und als ich daher älter wurde und er mit seinem guten Rate nachkommen wollte, war es natürlich, daß ich auf seine Worte gar nicht achtete. Seine Liebe zu mir erlaubte ihm aber nicht, zu strengern Mitteln als gelinden Verweisen seine Zuflucht zu nehmen, und darüber wurde ich mit jedem Tage wilder und ausgelassener. Er konnte es nicht verbergen, daß er über meine unbesonnenen Streiche mehr Vergnügen und Zufriedenheit als Kummer empfand, und das machte mich in meinem seltsamen Lebenslaufe nur desto sicherer. Er war selbst in seiner Jugend ein wilder Bursche gewesen, und dadurch hatte er eine Vorliebe für solche Lebensweise behalten, ja er sah in mir nur seine Jugend glänzend wieder aufleben. Unter der berauschten Gesellschaft entstand ein Gemurmel, weil sie stritten, welcher von den beiden Poeten den Preis verdiene.

Alles war still, und nur das Rauschen der Bäume schallte und säuselte in abwechselnden Gängen über ihm weg durch die liebliche Einsamkeit, in dem Getöne und Murmeln eines Baches, der entfernt durch das Gehölz hinfloß. Franz setzte sich auf den weichen Rasen und zog seine Schreibtafel heraus, um den Tag seiner Auswanderung anzumerken, dann holte er frischen Atem, und ihm war leicht und wohl; er war jetzt über die Abwesenheit seines Freundes getröstet, er fand alles gut, so wie es war. Er breitete seine Tafel aus, und aß mit Wohlbehagen von seinem mitgenommenen Vorrate, er fühlte jetzt nur die schöne Gegenwart, die ihn umgab. Zur selben Zeit erschienen seine ersten Erzählungen und Romane Peter Lebrecht, eine Geschichte ohne Abenteuerlichkeiten (1795, zwei Bände), William Lovell (1795–1796, drei Bände) und Abdallah . Seit dieser Zeit beteiligte sich Tieck an Wackenroders Schriften (Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders, Ende 1796 erschienen, und Phantasien über die Kunst, für Freunde der Kunst, 1799). Seinen Übergang zur eigentlichen Romantik vollziehend, unternahm Tieck nun die bald dramatisch-satirische, bald schlicht erzählende Bearbeitung alter Volkssagen und Märchen, die er unter dem Titel Volksmärchen von Peter Lebrecht (Berlin 1797, drei Bände) veröffentlichte.

Die Gesellschaft frühstückte, wobei der muntere Köhler noch allerhand erzählte. Er sagte, daß in einigen Tagen eine Nonne im benachbarten Kloster ihr Gelübde ablegen würde, und daß sich dann zu dieser Feierlichkeit alle Leute aus der umliegenden Gegend versammelten. Er beschrieb die Zeremonien, die dabei vorfielen, er freute sich auf das Fest, Sternbald schied von ihm und dem Pilgrim, und ging mit dem Bildhauer zur Stadt zurück. Der Wirt erzählte noch allerhand, die junge Frau war geschäftig, der Hund war gegen Sternbald sehr zutunlich.

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Gefallen hatten; er suchte nun beim Klange der Flöten diese possierlichen Gestalten wieder, und fand sie auch wirklich; er hatte hier Gelegenheit, zu bemerken, welche Natur Albrecht auch in diese Zeichnungen zu legen gewußt hatte. Lebe recht wohl, und schreibe mir ja recht fleißig, damit wir uns einander nicht fremde werden, wie es sonst gar zu leicht geschieht. Teile mir alles mit was Du denkst und fühlst, und sei überzeugt, daß in mir beständig ein mitempfindendes Herz schlägt, das jeden Ton des Deinigen beantwortet. Als sich die Sonne zum Untergange neigte, ging die Mutter hinaus, einige Gemüse aus ihrem kleinen Garten, der in einiger Entfernung lag, zur Abendmahlzeit zu holen.

In den Wäldern saß er oft still und dichtete ein Lied auf seine wunderbare Leidenschaft; dann hörte er dem Gesange der Nachtigallen zu, und vertiefte und verlor sich so sehr in sich selber, daß er die Nacht im Walde bleiben mußte. Dies ist nicht bloßer Ehrgeiz, oder wenn man es so nennen will, so ist es das Erhabenste, wozu sich ein Mensch emporschwingen kann. Denn freilich, war Rom, das damals die ganze Welt beherrschte, im Grunde etwas anders, als jene kleine unbedeutende Stadt? Der höchste Ruhm, die größte Verehrung des Helden, auch wenn ihm der ganze Erdkreis huldigt, was ist es denn nun mehr? Es ist eine große Seele in Cäsars Worten, die hier so kühn das anscheinend Höchste mit dem scheinbar Niedrigsten zusammenstellt.

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Ein schöner Knabe ging mit einem Korbe voll großer Blumenkränze herum, jeder mußte einen davon nehmen und ihn sich auf die Stirn drücken. Nun setzte man sich um einen runden Tisch, der auf einem schattigen kühlen Platze im Garten gedeckt war, an allen Orten standen schöne Blumen, die Speisen wurden aufgetragen. Die Gesellschaft nahm sich sehr malerisch aus, mit den großen, vollen, bunten Kränzen, jeder saß bei seiner Geliebten, Wein ward herumgegeben, aus den Gebüschen erschallten Instrumente von unsichtbaren Musikanten. Franz blieb länger in Florenz, als er sich vorgenommen hatte, sein neuer Freund Castellani ward krank, und Sternbald war gutherzig genug, ihm Gesellschaft zu leisten, da jener zu Florenz fast ganz fremde war. Er konnte den Bitten seiner jungen Frau, der freundlichen Lenore, sich nicht widersetzen, und da er in Florenz für seine Kunst noch genug zu lernen fand, so gereute ihn auch dieser Abschub nicht.

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Wie genau lernte ich nun Laube, Haus und Garten meiner Geliebten kennen! Wie oft saßen wir da in den Nachtstunden Arm in Arm geschlungen, indem uns der Vollmond ins Gesicht schien! In der Kleidung eines gemeinen Bauern machte ich auch mit den Eltern Bekanntschaft, und schmeckte nun nach langer Zeit wieder die Süßigkeiten meiner sonstigen Lebensweise. Die Röte war auf seine Wangen zurückgekommen und sein Gesicht glänzte im Sonnenschein, seine Augen funkelten freundlich, er war ein schöner Mann.

Ich bewunderte die seltsame Symmetrie der Natur, als ich auf einen schönen Baumgang aufmerksam wurde, der sich hinter den Felsen eröffnete. Ich ging hindurch, und fand einen weiten Platz, durch den die Allee von Bäumen gezogen war, ein schöner heller Bach floß auf der Seite, Nachtigallen sangen, und eine schöne Ruhe lud mich ein, mich niederzusetzen und auf das Plätschern einer Fontäne zu hören, die aus dichtem Gebüsche herausplauderte. Wir arbeiteten in zwei benachbarten Gärten, ich verlor in meiner Dürftigkeit, in dieser Unterjochung allen Mut, aber ich hörte ihn aus der Ferne seine gewöhnlichen Lieder singen, und wenn ich ihn einmal sah, war er so freundlich und vergnügt, wie immer. Ich konnte innerlich über seinen Leichtsinn recht von Herzen böse sein, und wenn ich dann wieder sein lächelndes Gesicht vor mir sah, war aller Zorn verschwunden, alles vergessen.

Franz ward durch die Reden des alten Mannes sehr gerührt, es war ihm sonderbar, daß er erst am gestrigen Morgen Nürnberg verlassen hatte, und dieser alte Bauer davon sprach, als wenn es ein fremder wunderweit entlegener Ort sei, so daß er die als Auserwählte betrachtete, denen es gelinge, dorthin zu kommen. Die Genoveva machte er seiner teuren Unbekannten ähnlich, er suchte den Ausdruck ihrer Physiognomie zu erhöhen, und den geistreichen Schmerz gut gegen die unschuldigen Gesichter der Tiergestalten abstechen zu lassen. Wenn die Orgel zuweilen ertönte, fühlte er sich wohl selbst in schauerliche Einsamkeit entrückt, dann fühlte er Mitleid mit der Geschichte, die er darstellte, ihn erschreckte dann der wehmütige Blick, den die Unbekannte von der Wand herab auf ihn warf, die Tiere mit ihren Denksprüchen rührten ihn innerlich. Indem hatten sich die Nonnen zur Hora versammelt, und ihr feiner, wohlklingender Gesang schwung sich wundersam hinüber, die erloschene Genoveva schien darnach hinzuhören, die gemalten Kirchenfenster ertönten. Eine neue Lust erwachte in Franz, er nahm Palette und Pinsel mit frischem Mut und färbte Genovevens dunkles Gewand.