Wie man es macht

Novalis Heinrich Von Ofterdingen 1 Kapitel

Der Gang führte ihn gemächlich eine Zeitlang eben fort, bis zu einer großen Weitung, aus der ihm schon von fern ein helles Licht entgegen glänzte. Er näherte sich dem Becken, das mit unendlichen Farben wogte und zitterte. Die Wände der Höhle waren mit dieser Flüssigkeit überzogen, die nicht heiß, sondern kühl war, und an den Wänden nur ein mattes, bläuliches Licht von sich warf.

novalis heinrich von ofterdingen 1. kapitel

Eine lange Umarmung, unzählige Küsse besiegelten den ewigen Bund des seligen Paars. Berauscht von Entzücken und doch jedes Eindrucks bewusst, schwamm er gemach dem leuchtenden Strome nach, der aus dem Becken in den Felsen hineinfloss. Eine Art von süßem Schlummer befiel ihn, in welchem er unbeschreibliche Begebenheiten träumte und woraus ihn eine andere Erleuchtung weckte. Dunkelblaue Felsen mit bunten Adern erhoben sich in einiger Entfernung; das Tageslicht, das ihn umgab, war heller und milder als das gewöhnliche, der Himmel war schwarzblau und völlig rein.

Dieser Zustand dauert an, seit Eisen sein Schwert in die Welt geworfen hat und Sophie zu den Menschen hinabgestiegen ist. Dessen Halbschwester Fabel entstammt einem Verhältnis des Vaters mit der Amme Ginnistan . Ginnistan reist mit Eros zum Mond, ihrem Vater, und verführt ihn in Gestalt seiner Mutter.

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Jedoch fühlt er sich, aufgrund seiner würdigen Herkunft, über die gewöhnliche Bevölkerung erhaben und kann daher keinen geeigneten Mann finden. Die Prinzessin, ein Symbol der Poesie, verliebt sich im Laufe der Geschichte in einen im Wald lebenden Jüngling, der die Natur symbolisiert. Am Ende heiraten beide und somit findet die Verbindung von Natur und Poesie statt. Mit seinem eigenen Roman wollte Novalis den Goethes übertreffen.

novalis heinrich von ofterdingen 1. kapitel

Zudem wird die romantische Traumwelt/natürliche Landschaft generell teilweise durch Wendungen wie „verzehren“ (Z. 73), einer „bunten Ader“ (Z. 73) und „[…] die auch ineinanderflossen und zu sichtbaren Wesen zu ihn wurden.“ (Z. 60 f.) personifiziert. Heinrich befindet sich nun inmitten einer wunderlichen, farbenfrohen Landschaft. Wie in der Romantik typisch, könnte dies, die seelische Landschaft sein, die das Innere Heinrichs widerspiegelt, denn er befindet sich kurz vor dem Ziel. Dieses Ziel, seine Selbstfindung, verkörpert durch die blaue Blume, zieht ihn magisch an. Die Umgebung ist so herrlich, sollte er die Natur beschreiben, würde er kein Ende finden, doch Heinrich sieht nur die blaue Blume .

German Romanticism And Science: The Procreative Poetics Of Goethe, Novalis, And Ritter (routledge Studies In Romanticism)

Darin trifft er auf eine wundersame, ihn faszinierende Quelle, in die er steigt und sich treiben lässt. Er gibt sich ganz dieser transzendenten Welt hin, seine Empfänglichkeit steigert sich und nie dagewesene Gefühle durchströmen ihn. Schließlich beginnt er innerhalb des Traums zu schlummern und erwacht danach in einer bunten Phantasielandschaft.

Die Verschwörung des Schreibers, der alle Macht an sich reißt, steht für die Eroberung und Entzauberung der Welt durch die Aufklärung. Die Reise, ein traditionelles Motiv des Bildungsromans, steht bei Novalis für Heinrichs Weg zu sich selbst. Es ist eine in der Außenwelt gespiegelte Reise nach innen, eine Ich-Erkundung, die den Dichter hervorbringt, der bereits in ihm angelegt ist. Im Unterschied zum klassischen Bildungsroman gibt es auch keine von der Innenwelt des Helden streng geschiedene Außenwelt, in der dieser sich bewähren muss. Von Beginn an sind Traum und Wirklichkeit, reale und surreale Phänomene miteinander verwoben. Auf dem Schloss, wo die Reisenden Rast machen, lernt Heinrich einige Ritter kennen.

Meine Ewigkeit ist ja dein Werk, rief Heinrich, indem ihm die Thränen über die blühenden Wangen stürzten. Aber, auch ohne diera Geschichten, wenn Ihr zuerst in Eurem Leben einen Traum hättet, wie würdet Ihr nicht erstaunen, und Euch die Wunderbarkeit dieser uns nur alltäglich gewordenen Begebenheit gewiß nicht abstreiten lassen! Ohne die Träume würden wir gewiß früher alt, und so kann man den Traum, wenn auch nicht als unmittelbar von oben gegeben, doch als eine göttliche Mitgabe, einen freundlichen Begleiter auf der Wallfahrt zum heiligen Grabe betrachten. Gewiß ist der Traum, den ich heute Nacht träumte, kein unwirksamer Zufall in meinem Leben gewesen, denn ich fühle es, daß er in meine Seele wie ein weites Rad hineingreift, und sie in mächtigem Schwunge forttreibt. Das Astralreich Arcturs ist in Eis erstarrt und seine Tochter Freya liegt in einem tiefen Schlaf.

Nun ist Heinrich allein in seinem Traum und wandert durch die Natur. Es ist dunkel, doch je weiter er läuft, desto heller wird es, bis er schließlich an eine Höhle gelangt. Die Quelle, auf die er in der Höhle trifft, glänzt golden und herrlich .

Heinrich Von Ofterdingen Und Wilhelm Meister[bearbeiten

Mit wunderschönen Gedankenbildern beschreibt Novalis seine Erlebnisse und Begegnungen. Immer wieder sind wunderschöne Gedichte und Geschichten zu lesen. Vor allem jene Geschichte am Ende des ersten Teils gilt als Wegweisung zum leider unvollendeten zweiten Teil. Dies ist das einzige Manko an diesem Roman, jedoch ein sehr gravierendes. Denn auf Grund Tiecks Bericht kann man nur erahnen, worauf Novalis Roman enden wollte.

Er sah sich an der Schwelle der Ferne, in die er oft vergebens von den nahen Bergen geschaut, und die er sich mit sonderbaren Farben ausgemalt hatte. Die Gesellschaft, die anfänglich aus ähnlichen Ursachen still gewesen war, fing nachgerade an aufzuwachen, und sich mit allerhand Gesprächen und Erzählungen die Zeit zu verkürzen. Heinrichs Mutter glaubte ihren Sohn aus den Träumereien reißen zu müssen, in denen sie ihn versunken sah, und fing an ihm von ihrem Vaterlande zu erzählen, von dem Hause ihres Vaters und dem fröhlichen Leben in Schwaben. Die Kaufleute stimmten mit ein, und bekräftigten die mütterlichen Erzählungen, rühmten die Gastfreiheit des alten Schwaning, und konnten nicht aufhören, die schönen Landsmänninnen ihrer Reisegefährtin zu preisen.

In diesem Moment wacht er morgens auf und vermutet mehr dahinter. Bei dem vorliegenden Prosa-Text handelt es sich um einen Textauszug aus dem ersten Kapitel des ca. 1800 verfassten und 1802 postmortal publizierten Fragment „Heinrich von Ofterdingen“. Geschrieben wurde es von Novalis und es behandelt wundersame Traumwelten des Protagonisten, welche ihn dazu inspirieren, den romantischen Weg aufzusuchen. Der Poesie und der Liebe eingeweiht – ein Bildungsroman »nach Innen«. Der zweite Teil – »Die Erfüllung« – beginnt mit einem Prolog der Astralis, einem geisterhaften Wesen, das aus der ersten Umarmung Heinrichs mit Mathilde hervorgegangen ist.