Das schmutzige Geschirr, die Tabellenkalkulation fürs dritte Quartal oder die ungenutzte Mitgliedschaft im Fitnessclub – überall findet das schlechte Gewissen reichlich Nahrung. Dabei ist es ganz normal, Aufgaben vor sich herzuschieben und nicht ständig effektiv und organisiert zu sein. Kathrin Passig und Sascha Lobo verraten, wie man sich dem Druck von endlosen To-do-Listen, E-E-mails, Anfragen und Verpflichtungen entziehen kann und sich die Freude an dem, was man tut, bewahrt. Sie zeigen, welch belebende Kraft in Deadlines steckt und warum das Warten auf den richtigen Moment keineswegs Zeitverschwendung ist. Ein ebenso provokatives wie brillant geschriebenes Lob der Disziplinlosigkeit. Das schmutzige Geschirr, die Tabellenkalkulation fürs dritte Quartal oder die ungenutzte Mitgliedschaft im Fitnessclub – überall findet das schlechte Gewissen reichlich Nahrung.
Dennoch lassen sich Verpeilte von ihrem Trotz und ihrem Stolz, in ungünstigem Mischungsverhältnis mit Selbstdisziplin, dazu verleiten, einen Weg weiterzugehen, der offensichtlich in die Irre führt. «Dieses Verhalten gleicht dem Versuch, schneller zu laufen, weil man die falsche Abzweigung genommen hat.» Wirtschaftsanalytiker sprechen dabei vor allem im Investitionskontext von einer «Eskalation des Engagements». Bei der Beschreibung der Gesamtthematik scheuen die Autoren auch schwierige Kapitel nicht, wie das zum Thema Ritalin, das sie mal eben als „Vitamin R“ bezeichnen. Beide Autoren nehmen es , Kathrin Passig wegen Narkolepsie und Sascha Lobo wegen ADS.
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Das neue Buch von Passig und Lobo, „Internet – Segen oder Fluch“, taugt zur Austreibung des Unproduktiven, bloß Reflexhaften. Sie beginnen mit einer kleinen, angewandten Diskursethik. Fragt mich einer in einer fremden Sprache nach dem Weg zum Bahnhof und ich verstehe die Frage, kann ihm aber nur auf Deutsch antworten, was er nicht versteht, dann hat es wenig Sinn, die Antwort immer lauter zu wiederholen und dann ins Brüllen überzugehen.
Auch wenn sich Rezensentin Christiane Müller-Lobeck mit dem Buch von Kathrin Passig und Sascha Lobo zur Arbeitsgesellschaft gut unterhalten hat – der Duktus der Autoren sei «bisweilen brillant-bekloppt» -, vermisst sie doch eine politische Perspektive der beiden. Die Autoren leiden ihrer Meinung nach an einer «ausgeprägten Rechts-backlinks-Schwäche?, analog dazu changiert das Buch, das ebenso Ratgeber wie eine Attacke auf Ratgeberbücher ist, zwischen «emanzipativen und naiven Vorschlägen?. Bisweilen blasen sie nach Ansicht der Rezensentin auch ganz eindeutig ins «falsche Horn». Allerdings räumt Müller-Lobecke ein, dass das Thema zwangsläufig ein bisschen «Eiertanz» mit sich bringe, stecke es doch voller «virulenter Widersprüche». Für den Rezensenten Harry Nutt ist dieses Buch eine Art Antiratgeber, aber deshalb nicht nutzlos. Denn hier geht es offenbar um mehr als nur um das Schönreden des ewigen Aufschiebens.
Nach dem Zank um Zensursula, Acta, das Urheberrecht und unsere allgemeine Oberflächlichkeit scheint ein griechisches Wirtschaftswunder wahrscheinlicher als eine Versachlichung des Streits zwischen Netzoptimisten und Skeptikern. Immerhin liegt nun ein Wegweiser durch die Untiefen der Diskussion vor. Beide arbeiten dort, wo die interessanteren Gegenwartsfragen auftreten, im Grenzverkehr zwischen digitaler und analoger Welt. Beide sind gleichermaßen netz- wie buchaffin, erfahrene Blogger, Twitterer und erfolgreiche Sachbuchautoren. Kathrin Passig hat obendrein 2006 in Klagenfurt den Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen, in dem Jahr also, in dem Sascha Lobo gemeinsam mit Holm Friebe die Lage der digitalen Bohème beschrieb.
2006 erhielt sie den Bachmannpreis und den Publikumspreis bei den dreißigsten Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt. Sascha Lobo, geboren 1975, war Kreativdirektor in einer Werbeagentur. Heute arbeitet er freiberuflich als Kommunikationsstratege und entwickelt Markenkonzepte. Er ist freier Mitarbeiter der «Zentralen Intelligenz Agentur» und Redakteur des Weblogs «Riesenmaschine».
So wie Kathrin Passig und Sascha Lobo, die nach eigenen Angaben einen schwarzen Gürtel im Verschieben tragen. Ein spannendes Buch, das viele Erfahrungsberichte und Impulse mit sich bringt. Kathrin Passig, geboren 1970, ist Journalistin, Übersetzerin, Programmiererin und im Internet aufgewachsen. Sie betreibt gemeinsam mit Kollegen das Blog «riesenmaschine.de» und die virtuelle Firma Zentrale Intelligenz Agentur.
Bis heute dienen viele dort aufgeschriebene Erkenntnisse mir als Fixpunkte bei meiner eigenen Organisationsschwäche. Weniger als Entschuldigung, sondern eher als Erklärung samt Lösungsansatz. Abonnieren Sie unseren Newsletter und wir halten Sie immer auf dem neuesten Stand. Recht ironisch äußert sich Werner Bartens über Kathrin Passigs und Sascha Lobos Buch «Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin». Süffisant zieht er über die Autoren her, über ihren ostentativen Nonkonformismus, die Punk-Attitüde und die Rolle als «angestellte Hofnarren» des Berliner Senats.
Und ein Erwachsener hat ja immerhin den Vorteil, dass er sich selbst entscheiden kann, ob und wann er das Medikament nimmt oder auch nicht. Dummerweise erreicht uns all jenes, dessen Nichterledigung schwere Konsequenzen nach sich zieht, per Post. So enthält der Ratgeber verschiedene Erfahrungsberichte aus dem Leben der Autoren.
Gerade die krisenbedingte Freisetzung der Arbeit erfordert unbedingte Zeitbegrenzung. Jahrhunderts nicht angemessen, sich partout den jeweils wechselnden Anforderungen anpassen zu wollen, die einem heute hier, morgen da entgegentreten und von denen man gar nicht weiß, welche die Arbeitsbiographie überdauern werden. Aufgeben zur rechten Zeit spart Kosten und Mühen, heißt es im Kapitel «Jedem Ende wohnt ein Zauber inne».
Dirk Knipphals: Die Kunst Der Bruchlandung Warum Lebenskrisen Unverzichtbar Sind
Da werden sehr verschiedene Formen, miteinander zu kommunizieren, über einen Kamm geschoren. Twitter zählt in Deutschland rund 2,4 Millionen aktive Nutzer, das ist dann doch eine Minderheit, verglichen mit der Zahl derer, die eine Tageszeitung abonniert haben. Und waren wir nicht bereits vor zwanzig Jahren eine Gesellschaft der Fernsehzuschauer? Trägt man bereits durch Verfassen von E-Mails zur Kultur der Oberflächlichkeit bei? Besonders tief geht diese Art der Kulturkritik nicht, dennoch wäre es ein Trugschluss, so zu tun, als sei die digitale Welt ohne Probleme, zumindest für die, die sich auskennen in ihr. Es gibt einen – für mich etwas zu schmeichelhaften, aber trotzdem lesenswerten – Text von Kathrin Passig über die Entstehung des Buches.
Sie erinnern daran, dass „online“ und „sin conexión“ temporäre Zustände bezeichnen. Die formelhafte Verbindung von Twitter und Oberflächlichkeit taugt nicht zur Beschreibung, aber das will sie auch nicht. Sie soll ein Unbehagen artikulieren, Verunsicherung ausdrücken, da schon wieder Gewissheiten schwinden. Dieses Unbehagen wäre ernst zu nehmen, denn es wird den Umgang mit dem Internet prägen. Der Bestseller „Digitale Demenz“ des Psychologen Manfred Spitzer mag alle Schwächen alarmistischer Streitschriften in sich vereinen.
Der Hinweis darauf beantwortet jedoch die Frage nicht, wie man Kinder erziehen soll, damit sie inmitten der digitalen Revolution souverän agieren und ihr Glück finden können. Der bleibt, auch wenn man erst einmal wenig Lust verspürt, einer Debatte zu folgen, in der Schwarz-Weiß-Malerei vorherrscht und in der die Diffamierung Andersmeinender oft Argumente ersetzen muss. Sollte Ihr Anliegen nicht dabei sein, finden Sie weitere Auskünfte zu Ihren Fragen auf unseren Serviceseiten. Kathrin Passig gewann 2006 den Bachmann-Preis in Klagenfurt. Gemeinsam mit Sascha Lobo schrieb sie zuvor das Buch „Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin“. Kathrin Passig und Sascha Lobo verraten, wie man sich dem Druck von endlosen To-do-Listen, E-E correos electrónicos, Anfragen, Plänen und Verpflichtungen entziehen kann und sich die Freude an dem, was man tut, bewahrt.
Ritalin kann bei Arbeits- und Konzentrationsstörungen helfen. Da das Medikament unter die Betäubungsmittel-Verschreibungen fällt, bleibt nur eine Woche Zeit, um es einzulösen – für LOBOs ein großes Problem. Ritalin als Lifestyle-Medikament ist sicher sehr kritisch zu sehen, anders sieht es bei einer sauberen Diagnose durch den Facharzt aus.
Bücherschau der Woche Hatten Sie in den letzten Tagen keine Zeit, die Zeitung zu lesen oder bei uns vorbeizuschauen? Macht nichts, denn hier können Sie unsere Rezensionsnotizen der letzten sechs Erscheinungstage nach Zeitung oder Themen sortiert abfragen. Von Februar 2009 bis August 2010 war Sascha Lobo gemeinsam mit Mario Sixtus in der Glosse Sixtus vs. Lobo in der Computersendung neues auf 3sat zu sehen.