Wie man es macht

Was Das Gedicht Alles Kann Alles Kapitel 1

Gerade das lyrische Spätwerk ließ dieran Sprach- und Bildkünstler immer deutlicher als einen der wichtigsten und vielseitigsten Dichter der Jahrtausendwende kenntlich werden. Die Lyrik von „Lichte Gedichte“ bis „Später Spagat“ etablierten den Komik-Könner als einen Klassiker auch im ernsten Fach. Seine nun in schöner Ausgabe versammelten Texte zur Poetik verdeutlichen, dass solchem praktischen Machen-Können in heiteren wie düsteren Tonlagen eine gründliche und systematische Reflexion der poetischen Kunst zur Seite stand. Sechzehnmal verfasste Gernhardt erhellende Gedichtinterpretationen für die von Marcel Reich-Ranicki herausgegebene „Frankfurter Anthologie“. Hier kommentierte er pointiert Brecht und Fritz W. Bernstein, aber auch Goethe („Wonne der Wehmut“), Marie Luise Kaschnitz, Peter Hacks und zweimal Erich Kästner.

Als Gipfel der deutschen Hochkomik präsentierte Gernhardt die von Ludwig Rubinstein, Livingston Hahn und Friedrich Eisenlohr verfassten 30 Kriminalsonette von 1913. Bei Volksmundversen zum Sport – zum Skispringen, zum Fußball – entwickelte er eine wahre Sammelleidenschaft. Er erzählt Episoden über urkomische Leistungen des «Volksvermögens» zum Themenpaar Ruhm und Spott, bleibt dabei Beobachter, selbst bei den delikatesten Sprüchen, enthält sich jeder Bewertung. Sollte Ihr Anliegen nicht dabei sein, finden Sie weitere Auskünfte zu Ihren Fragen auf unseren Serviceseiten. Bei Robert Gernhardt, dem mit allen handwerklichen Wassern gewaschenen gelehrten Dichter, verhält es sich mit Ruhm, Rang und Nachleben vielleicht anders herum. Vom Ende her erstrahlen auch seine hellen, spielerisch satirischen, komisch-anarchischen früheren Werke in immer größerem Glanz.

Gern verwendet er den Vierheber des Volksliedes, der zugleich die bevorzugte Form des Bittliedes ist. Schlitzohrig benutzt er traditionelle Muster, übernimmt sogar den Anredegestus des Gebets, zum Beispiel dann, wenn er den mit Unerschrockenheit prahlenden Zeitgeist ad absurdum führen will. Trotz seiner germanistischen und literaturgeschichtlichen Beschlagenheit liegt ihm der Gestus des Lehrers oder Gelehrten nicht.

Nicht nur Natur, Liebe und Tod sind für den Universalkünstler genuine Gedichtthemen. Auch die Großstadt oder jeder andere Raum sowie jedes – vermeintlich noch so unpoetische – Ding kann Anlass und Gegenstand eines Gedichts werden. Dies demonstriert Gernhardt, indem er in seiner Vorlesung die an Joseph von Eichendorff angelehnte Frage „Schläft ein Lied in allen Dingen? Und dies an vielen Beispielen, besonders aus der Waren- und Reklamewelt, nachweist. Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseDass Robert Gernhardt ein großartiger Verfasser komischer Texte und Satiren war, weiß man schon lange.

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Seine ausführlichste poetologische Gelegenheitsarbeit ist eine gründliche Revision von Friedrich Schillers lyrischem Schaffen. Dieses gilt heute manchem als obsolet; Gernhardt würdigt es als Werk eines ‚Ideartisten‘. Er rekonstruiert und rechtfertigt Schillers Gedichte als die eines – wie Brecht – unter Ausdruckszwang stehenden Schreibers. Vom Vorwurf, gipsernen Klassizismus zu produzieren, wird der Weimarer Schwabe freigesprochen. Schillers Poesie biete allemal mehr und besseres als schlecht-idealistische Thesendrechslerei. Neben den sieben Vorlesungen, die gut 200 Seiten füllen, bildet und unterhält Gernhardts Poetologie-Hammer-Band mit gemischten Gelegenheitsschriften.

Sowohl das Zünftig-Handwerklich-Regelhafte wird durch den Einstieg mit den Teamwork-Dichtungen betont als auch das gemeinschaftsstiftende Unterhaltsame verdichteter Sprache. Dem weithin lyrikabstinenten Publikum wird das Lyrikmachen, Lyrikhören und Lyriklesen so als eine gesellige Veranstaltung schmackhaft gemacht. Der vorliegende Band, herausgegeben von Lutz Hagestedt und Johannes Möller, vereint seine wichtigsten Überlegungen zum Gedicht, allen voran die Poetikvorlesungen in Frankfurt am Main, Essen und Düsseldorf. Solche «Hammerzeilen» kann der Hörer und Leser nicht nur bei Goethe, Hölderlin, Heine, Hesse, Brecht und anderen Größen finden, sondern auch bei Robert Gernhardt.

Nicht wirklich überraschend ist der Befund, dass 50 Jahre nach Walter Höllerers Anthologie ‚Transit‘ ein Großteil der damals als „Marksteine auf Wegen, die weiter beschritten werden“, ausgewählten Dichter und Gedichte heute kaum mehr bekannt sind. Das „Groteske von der Stange, das Edle als Norm“, so Rühmkorf, markiere standardisierte Verfahren der 1950er-Modernisten. Der Fischer, insbesondere der im Wunschland Italien, ist ihr liebstes Motiv, wie Gernhardt an vielen kuriosen Gedichten belegt. Ich habe dieses Buch wirklich nur gelesen, weil es so vielen Leuten schien, es zu lieben.

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Man muss nur zuhören können, in den «Gesammelten Gedichten» lesen oder auf die gedruckte, mit ca. 650 Seiten wesentlich erweiterte Ausgabe von Robert Gernhardts «Führung durch das Haus der Poesie» warten, die im Juni 2010 im Fischer Taschenbuchverlag erscheint. Diskret verschweigt Gernhardt seine eigenen sehr lustigen und zärtlichen Kindergedichte, die in den «Gesammelten Gedichten» bei S. Fischer nachzulesen, manche auch auf einer disco compacto von Kein und Aber Records zu hören sind. An Kinderversen, meinte Gernhardt, werde es nie mangeln, denn es sei ein Bedürfnis der Kleinen, das Große in den Schmutz zu ziehen.

Kundenbewertungen, einschließlich Produkt-Sternebewertungen, helfen Kunden, mehr über das Produkt zu erfahren und zu entscheiden, ob es das richtige Produkt für sie ist. Robert Gernhardt (1937 – 2006) lebte als Schriftsteller, Satiriker und Zeichner in Frankfurt/ Main und der Toskana. Er war Redakteur der »pardon«, gehörte zu den Mitbegründern der »Titanic« und textete zusammen mit Bernd Eilert und Pit Knorr für Otto. Gedichtbände wie „Lichte Gedichte“, sein Comic „Schnuffi“ und die Bildergeschichten aus „Vom Schönen, Guten, Baren“ sind Kult, er selbst ist längst zum Klassiker geworden und viele seiner Gedichtzeilen sind Allgemeingut.

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Schludrige Formen und schlechtes Denken wabern und stolpern häufig Hand in Hand durch die Gedichte seiner Zeitgenossen, wie Gernhardts Blütenlese demonstriert. Unser Poet und Poetologe hat in mehreren Aufsätzen und Vorlesungen die Bertolt Brecht’sche Unterscheidung einer pontifikalen, also ernsten, und einer profanen, mithin komikbereiten Linie des Dichtens aufgenommen und weitergedacht. Brecht sah in Johann Wolfgang von Goethe und implizit gewiss in sich selbst den letzten Dichter, der in beiden Tonlagen und Rollenbildern glänzte.

Die beiden hatten in Stuttgart und Berlin zusammen Kunst studiert, sich als komische Zeichner etabliert und dann begonnen, gemeinsam sprachspielerisch tätig zu werden. In den 1990er-Jahren wurde Matthias Politycki für Gernhardt zum Sprachartisten-Partner, mit dem gelegentlich Gedichtanfänge zur wechselseitigen Weiterdichtung getauscht wurden. Das Gemeinschaftliche des Gedichts hebt Gernhardt hervor, wenn er in seinem mit ‚Clubraum‘ überschriebenen Abschnitt beim Rundgang durch das Haus der Dichter auf die Goethe-Schiller Koproduktion der Xenien verweist.

Einige Angebote können miteinander kombiniert werden, andere nicht. Für mehr Details lese bitte die Nutzungsbedingungen der jeweiligen Promotion. Kein «Club der toten Dichter», für den Largo-Lehrer Robin Williams seine Schüler begeisterte. In Gernhardts Clubraum wird in lebhaften Zweier-, Dreier- und Vierergruppen nach den schlüssigsten Formulierungen, den glänzendsten Reimen und den griffigsten Pointen gesucht. Schon Goethe und Schiller verfassten gemeinsam die «Xenien».

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Seinem Vorsatz, «weniger als Lehrender denn als Entlehrender» aufzutreten, bleibt er treu. Es soll ja nur ein Spiel sein, ein Löcken wider die elementaren Dinge, aus denen der Mensch letztendlich doch immer ein wenig beschädigt hervorgeht, aber reicher an Selbsterkenntnissen. Goethes Briefe an Schiller und die Schillers an Hölderlin zitiert er immer aufs Neue. Kleinere Gedichte sollte Hölderlin schreiben, menschliche Gegenstände wählen, worauf sich der Bedrängte natürlich den Normierungsversuchen entzog, noch längere Strophen verfasste und noch weiter ausholte.

Der Büchner-Preis als weithin sichtbarer Ritterschlag des Literaturbetriebs wurde ihm nie zuerkannt. Doch erhielt er 1987 den Deutschen Kritikerpreis und seither neben zahlreichen Kleinkunst- und Komiker-Auszeichnungen auch die Ehrungen mit dem Bertolt-Brecht- und dem Heinrich-Heine-Preis. Robert Gernhardt, geboren 1937 in Reval/Estland, hatte viele Talente. Er studierte Malerei und Germanistik in Stuttgart und Berlin; er war Maler, Zeichner, Schriftsteller, Satiriker und Cartoonist. Seine größten Erfolge feierte er mit seinen satirischen Cartoons in Zeitschriften wie PARDON und TITANIC; außerdem sind mehrere Bände mit satirischen Texten von ihm erschienen, z.B.