Wie man es macht

Weber, Und Gesellschaft, Kapitel Iii, Die Typen Der Herrschaft, 1922

Insbesondere Webers Schrift zur Bedeutung der protestantischen Ethik für die Entwicklung des modernen Kapitalismus wurde dort, aber auch in Deutschland, ausgesprochen häufig und kontrovers diskutiert. Webers Analyse der modernen Bürokratie, insbesondere sein Typus der „legalen Herrschaft mit bürokratischem Verwaltungsstab“ als die formal rationalste Herrschaftsform, benutzten amerikanische Organisationssoziologen in ihren Analysen der Verwaltung von staatlichen und wirtschaftlichen Organisationen. Für den Organisationstheoretiker Alfred Kieser haben Webers Analysen zur Bürokratie ihn zum „Wegbereiter der modernen Organisationstheorie“ gemacht. Obwohl Weber kein genuiner Organisationsforscher war, hat sein Bürokratiemodell „seine enorme Wirkung hauptsächlich in der Organisationsforschung gehabt und hat sie dort immer noch“. Seit Jahrzehnten gehört Webers Bürokratieansatz, neben Taylors und Fayols Managementlehren zum Kanon organisationssoziologischer Lehrbücher. Der schrittweisen Demontage seines „Maschinenmodells“ der bürokratischen Organisation verdankt die Organisationsforschung wichtige Erkenntnisfortschritte.

Äußerst kritisch betrachtete er Otto von Bismarcks Rolle in der deutschen Innen- und Außenpolitik. Als „entschiedener Anhänger imperialistischer Ideale“ erstrebte Weber weltpolitische Gleichberechtigung und ein angemessenes Kolonialreich. Bismarck habe die Möglichkeiten einer überseeischen Kolonialpolitik weitgehend übergangen und Deutschland in die fatale Lage gebracht, „die letzte in der Schlange der nach Kolonien strebenden Weltmächte zu sein“. In der 1918 erschienenen Schrift Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland rechnet er rigoros mit Bismarcks Erbe ab. Seine „cäsarische Herrschaft“ habe das Aufkommen politischer Führernaturen im Keim erstickt.

Werkzeuge

Er habe die „politische Nichtigkeit des Parlaments und der Parteipolitiker […] gewollt und absichtsvoll herbeigeführt“. Sein Abgang habe ein Machtvakuum hinterlassen, das durch einen „theatralischen Kaiser“ und die preußische Beamtenschaft gefüllt wurde. Während des Kaiserreichs war Weber 1893 dem nationalistischen Alldeutschen Verband beigetreten, dem er bis 1899 angehörte. Er sympathisierte mit dessen Bestreben, eine „aktive imperialistische Weltpolitik“ zu propagieren. In mehreren Ortsgruppen des Verbands hielt er Vorträge über die „Polenfrage“. Mit Vorbehalten trat er 1896 in den von Friedrich Naumann gegründeten Nationalsozialen Verein ein, eine politische Partei, die nationalistische, sozialreformerische und liberale Ziele verfolgte; 1903 fusionierte der Verein mit der Freisinnigen Vereinigung.

Beispiele für sachliche und »Weltanschauungs«-Parteien lieferten s.Z. Der alte Konservatismus, der alte Liberalismus und die alte bürgerliche Demokratie, später die Sozialdemokratie – bei ihnen allen mit sehr starkem Einschlag von Klassen-interesse – und das Zentrum; das letztere ist seit Durchsetzung fast aller Forderungen sehr stark reine Patronage-Partei geworden. Dies letztgenannte Moment ist einer der Erklärungsgründe der Gegnerschaft gegen das Parteiwesen. Persönliche Gefolgschaften sind auch in den Honoratiorenverbänden (aristokratischen Städtestaaten), aber auch in manchen Demokratien durchaus vorwiegend.

Angesichts der Ungewissheit über den eigenen religiösen Status wurde hier der Gedanke von der Notwendigkeit einer dauerhaften und konsequenten Bewährung im Leben und speziell im Berufsleben zum wichtigsten Anhaltspunkt für die eigene Bestimmung zur Seligkeit. Es handelt sich dabei, wie Weber immer wieder gegen diverse Missverständnisse betont hat, nicht um einen „Realgrund“, sondern um einen „Erkenntnisgrund“, also um eine rein subjektive Verbürgung der Heilsgewissheit. Der Gläubige verdient sich seine „Seligkeit“ also nicht durch die Befolgung der Berufspflicht , sondern er versichert sich ihrer für sich selbst durch sie.

Sie waren ihm zufolge Reden über „individuelle und politische Selbstbestimmung unter den Bedingungen der modernen Kultur“. Im November 1917 hielt Weber auf Einladung des Freistudentischen Bundes im Rahmen einer Reihe „Geistige Arbeit als Beruf“ den Vortrag Wissenschaft als Beruf. Hier legte er in völlig freier Rede ofrecer, was die „Wissenschaft“ für die „zunehmende Intellektualisierung und Rationalisierung“ der „okzidentalen Kultur“ gegenüber Religion, Ethik oder Politik zu einer eigenständigen „Wertsphäre“ machte. Neben den mit Leidenschaft gestellten Fragen mache systematische Arbeit und der auf dem Boden harter Arbeit vorbereitete Einfall die wissenschaftliche Tätigkeit aus.

Seine erste diesbezügliche Arbeit trägt den Titel Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland . Sie erschien als Teil einer auf das gesamte Deutsche Reich ausgelegten Landarbeiter-Enquete des Vereins für Socialpolitik. Fachlich ausgewiesen hatte ihn für diera Aufgabe seine Habilitationsschrift über die Römische Agrargeschichte, mit der er sich die historischen Grundlagen für die Agrarverfassung erarbeitet hatte. Als säkulare Entwicklungstendenz konstatiert Weber die Auflösung der traditionell patriarchalischen Arbeitsverfassung in eine kapitalistische und damit eine „Proletarisierung der Landarbeiterschaft“. Die Beziehung zwischen Gutsherr und Arbeiter wandelte sich in der Tendenz von einem persönlichen Herrschaftsverhältnis, welches auf traditionaler Interessengemeinschaft beruhte, zu einem versachlichten Klassenverhältnis, das den Austausch auf Geldzahlungen reduziere. Die Untersuchung bildet eine weithin unterschätzte Grundlage für Webers späteres Werk, weil sie viele seiner Begriffe und Konzepte, wie Idealtypus, Herrschaftstypologie und kapitalistisches Unternehmertum, in ersten Ausformungen enthält.

Möglicherweise unterliegen die Inhalte jeweils zusätzlichen Bedingungen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich mit den Nutzungsbedingungen und der Datenschutzrichtlinie einverstanden. Zudem wurde mit Band 1/24 Wirtschaft und Gesellschaft – Entstehungsgeschichte und Dokumente ein weiterer Band herausgegeben, der die Entwicklungsgeschichte von Max Webers Beiträgen zum Handbuch der politischen Ökonomie, später Grundriß der Sozialökonomik enthält. Ein Gesamtregister zu allen WuG-Bänden wird folgen.

weber, max: wirtschaft und gesellschaft, kapitel iii, die typen der herrschaft, 1922

Noch Ende Mai 1920 arbeitete Weber intensiv an den Korrekturen zu den Gesammelten Aufsätzen zur Religionssoziologie. Nachdem er schon längere Zeit mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, erkrankte er Anfang Juni an einer Lungenentzündung, möglicherweise ausgelöst durch die Spanische Grippe, und musste die gerade begonnenen Vorlesungen über Staatssoziologie und Sozialismus absagen. Die Trauerfeier, bei der Marianne Weber eine Trauerrede hielt, fand auf dem Münchner Ostfriedhof statt, die spätere Urnenbeisetzung auf dem Heidelberger Bergfriedhof unter Teilnahme von etwa tausend Menschen. April 1864 in Erfurt als erstes von acht Kindern geboren, von denen sechs (vier Söhne und zwei Töchter) das Erwachsenenalter erreichten. Seine Eltern waren der Jurist und spätere Reichstagsabgeordnete der Nationalliberalen Partei Max Weber sen. (1836–1897) und Helene Weber, geb. Fallenstein (1844–1919), beide Protestanten mit hugenottischen Vorfahren; Helene Fallenstein war eine Enkelin des Kaufmanns Cornelius Carl Souchay.

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Nach der typischen Finanzierungsart des Herrschaftsverbandes (Kap. II. § 38). Keine Herrschaft begnügt sich, nach aller Erfahrung, freiwillig mit den nur materiellen oder nur affektuellen oder nur wertrationalen Motiven als Chancen ihres Fortbestandes. Jede sucht vielmehr den Glauben an ihre »Legitimität« zu erwecken und zu pflegen. Je nach der Art der beanspruchten Legitimität aber ist auch der Typus des Gehorchens, des zu dessen Garantie bestimmten Verwaltungsstabes und der Charakter der Ausübung der Herrschaft grundverschieden. Mithin ist es zweckmäßig, die Arten der Herrschaft je nach dem ihnen typischen Legitimitätsanspruch zu unterscheiden.

Wirtschaft und Gesellschaft gehört neben Die protestantische Ethik und der ‚Geist‘ des Kapitalismus von 1904 zu den wichtigsten Texten Webers und zählt zu den bedeutendsten Klassikern der Soziologie. Seine Bedeutung erstreckt sich auf die Wirtschafts-, Religions-, Rechts-, politische, Herrschafts-, Verwaltungs- und Stadtsoziologie. Max Weber, Gesammelte politische Schriften, hrsg.

Marianne Weber veröffentlichte 1926 eine erste ausführliche Biographie. Von Alexander von Schelting erschien die wichtigste Arbeit über Webers Wissenschaftslehre vor dem Zweiten Weltkrieg. Zusammen mit Karl Löwith setzte er im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Akzente zu Webers wissenschaftlichem Denkstil. Befördert durch die emigrierten deutschen Sozialwissenschaftler, entwickelte sich eine nahezu kontinuierliche internationale Rezeption.

Als die Partei ihn als Vertreter in die damals gebildete Sozialisierungskommission entsenden wollte, lehnte er, als Gegner der Sozialisierungspläne, das Angebot ab. Mit der Übernahme des Lehrstuhls von Lujo Brentano in München beendete er seine parteipolitische Tätigkeit. Zuvor hatte er im Herbst 1904 mit seiner Frau eine dreimonatige Reise in die USA unternommen, wo er protestantische Gemeinden, die Schlachthöfe von Chicago, Indianerschulen und das Tuskegee Institute besuchte und an Landauktionen und Gottesdiensten teilnahm.